Im Namen des Vaters Ludwig Merckle kämpft um die Familienehre

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Skeptiker widerlegt

2009 beging Adolf Merckle Selbstmord, nachdem seine Firmen in finanzielle Schieflage geraten waren Quelle: AP

So tragisch es heute klingt: Solange der Vater lebte, konnte Ludwig Merckle sich nicht von der übermächtigen Autoritätsperson emanzipieren. Obwohl er sich im Laufe der Jahre auch noch um den Pharmagroßhandel Phoenix und HeidelbergCement kümmerte, gelang ihm erst nach dem Tod des Vaters 2009, aus dessen Schatten herauszutreten und unternehmerische Qualitäten zu zeigen. Fast alle in seinem Umkreis waren skeptisch, ob der Filius das Unternehmensvermögen der Familie weitgehend erhalten und mehr als fünf Milliarden Euro Schulden abbauen würde.

Merckle belehrte seine Kritiker eines Besseren, und das innerhalb eines Jahres. Zwar musste er auf Druck der Banken Ratiopharm im März 2010 an den israelischen Teva-Konzern verkaufen, erzielte aber mit 3,6 Milliarden Euro einen hervorragenden Preis. Ebenso trennte sich die Familie von 57 Millionen HeidelbergCement-Aktien zu je 37 Euro, was ihr 2,1 Milliarden Euro einbrachte. Mit einem Anteil von aktuell rund 25 Prozent sind die Merckles aber nach wie vor größter Einzelaktionär.

Unternehmerisches Erbe erhalten

Der Rest blieb in der Hand des schwäbisch-pietistischen Clans. Der Pharmagroßhändler Phoenix mit einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro zählt weiter zum Familienvermögen, ebenso der Pistenraupenhersteller Kässbohrer aus dem schwäbischen Laupheim und der baden-württembergische Maschinenbauer Zollern. Der Spezialist für Stahlprofile und High-Tech-Getriebe gehört zur Hälfte dem Fürsten Karl Friedrich von Hohenzollern.

„Schließlich blieben wesentliche Bestandteile von dem, was mein Vater aufgebaut hat, erhalten. Das war mir sehr wichtig“, lässt Ludwig Merckle gegenüber der WirtschaftsWoche erklären. Alle Unternehmen schreiben schwarze Zahlen.

Vor allem sein taktisches Geschick legitimiert Merckle, sich als Interessenvertreter seines Vaters zu sehen und in den Kampf gegen Porsche zu ziehen. Als wahrer Held kann er sich fühlen, weil er 50 Gläubigerbanken auf seine Seite brachte. Noch vor dem Tod des Vaters hatte sich abgezeichnet, dass dieser sich bei HeidelbergCement bei der 14 Milliarden Euro teuren Übernahme des britischen Konkurrenten Hanson verhoben hatte, was fast den Zusammenbruch der gesamten Merckle-Gruppe ausgelöst hätte.

Ludwig Merckle blieb ruhig und besonnen gegenüber den Bankern. Anders als der oft beratungsresistente Vater hörte der Sohn den Geldgebern zu und übte sich in Demut. Es war „nicht einfach, aber schließlich hat jede einzelne Bank zugestimmt“, erinnert er sich. Nach dem Tod des Vaters hatten ihn die Banker erst mal misstrauisch beäugt. Zwei Monate nach dem Selbstmord, im März 2009, gelang es Ludwig, mit den Banken ein Stillhalteabkommen auszuhandeln und die Weichen für einen weiteren Überbrückungskredit zu stellen.

Nachdem er das Erbe gesichert hat, will Merckle nun zeigen, dass er seinem Vater unternehmerisch in nichts nachsteht. Dazu stellt er alle Weichen auf Expansion.

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