Big Data Wer die Zahlen hat, hat die Macht

Ein Klick bei Facebook verrät Ihre Intelligenz, Google kennt Ihre sexuelle Orientierung. Das kann verhängnisvoll sein. Christian Rudders Buch "Inside Big Data" gibt einen Einblick in die Welt der Zahlen und Algorithmen.

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Welche Potenziale und Herausforderungen Big Data birgt
Big Data optimiert die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Produktideen und Dienstleistungen Quelle: Fotolia
Big Data schafft Abhilfe bei noch nicht ausreichenden datenbasierten Analysemethoden Quelle: Fotolia
Big Data verbessert die Steuerung operativer Prozesse und optimiert strategische Entscheidungen Quelle: Fotolia
Die größte Herausforderungen liegen im Datenschutz und in der Datensicherheit Quelle: dpa
Das größte Potential liegt in der Mobilität und Industrie Quelle: dpa
Die größten Herausforderungen liegen im Gesundheitsbereich Quelle: dpa/dpaweb
Big-Data-Investitionen fließen vor allem in die Aus- und Weiterbildung des Personals Quelle: dpa/dpaweb

Christian Rudders Visitenkarte könnte eine der außergewöhnlichsten der Welt sein: Zahlenfreak und Liebesengel müsste dort eigentlich stehen. Denn der Mitgründer der amerikanischen Onlineplattform Okcupid, vergleichbar mit deutschen Partnerbörsen wie Parship oder Friendscout24, hat eigentlich Mathematik an der Eliteuniversität Harvard studiert. Rudder mag Zahlen. Doch noch mehr liebt er es, große Datenmengen zu lesen, auszuwerten und zu verstehen. Vor allem, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht.

Was das Internet über Sie weiß

Warum hat sich das eine Pärchen gefunden und das andere nicht? Wer bekommt die meisten Anfragen kontaktfreudiger Singles? Doch auch wer nicht auf einen solchen digitalen Verkuppler setzt, hinterlässt Spuren im Netz, die v erfasst und ausgewertet werden. Laut einer noch unveröffentlichten Studie des Browser-Herstellers Cliq verfolgt Google zum Beispiel mehr als 60 Prozent aller Seitenaufrufe. Entwickler untersuchten dafür anhand von 200.000 deutschen Nutzern des Browsers Firefox, ob sie Daten mittels spezieller Tracking-Programme nach außen leiten.

Konkrete Big-Data-Beispiele

Bei mehr als sechs von zehn Webseiten-Aufrufen in Deutschland wird Google über den Besuch informiert. Facebook ist immerhin bei zwei von zehn Aufrufen dabei. Christian Rudder würde das kaum überraschen. Angereichert mit Daten aus den sozialen Netzwerken, hat er ein Buch darüber geschrieben, das in diesen Tagen auf Deutsch erscheint. Darin zeigt er, was nicht nur seine eigene Plattform, sondern auch Facebook, Twitter oder Google bereits jetzt über unsere Beziehungen, Freundschaften, sexuelle Orientierung, sprich: über unser Leben, wissen.

Ein Auszug aus seinem Buch.

Sie denken, ein Facebook-Like ist harmlos? Hoffentlich werden Sie nicht arbeitslos.

"Im Jahr 2009 führte Facebook den „Gefällt mir“-Button ein und veränderte damit die Art, wie Internetnutzer Inhalte gemeinsam wahrnehmen. Facebook fügte einem bereits sehr robusten sozialen Netzwerk noch das Element der Kuration hinzu – jeder, der etwas auf Facebook postete, konnte sich jetzt ganz einfach eine positive Rückmeldung des Publikums in Form dieses kleinen ikonischen hochgereckten Daumens abholen. Dadurch entstand eine neue, überall akzeptierte Mikrowährung – ich zahle Ihnen vielleicht nichts für Ihren Aufsatz, Ihren Song oder was auch immer, aber ich gebe Ihnen ein winziges Stückchen Anerkennung und teile Ihr Werk mit meinen Freunden. Im Mai 2013 verzeichnete Facebook 4,5 Milliarden „Gefällt mir“ pro Tag und im September desselben Jahres eine Gesamtzahl von 1,1 Billionen. Eine britische Gruppe hat 2012 dokumentiert, dass sie folgende Eigenschaften eines Nutzers nur aus seinem Einsatz des „Gefällt mir“-Buttons ableiten kann:

Eigenschaft des NutzersTrefferquote in Prozent
homo- oder heterosexuell (Männer)88 Prozent
homo- oder heterosexuell (Frauen)75 Prozent
Weiße(r) oder Schwarze(r)95 Prozent
Mann oder Frau93 Prozent
Demokrat oder Republikaner85 Prozent
Drogenkonsument65 Prozent
Scheidungskind60 Prozent

Das Muster der „Gefällt mir“-Klicks taugt sogar als Ersatz für einen Intelligenztest – dieser Algorithmus kann die IQ-Punkte, die man in einem separaten Test erzielen würde, ziemlich zuverlässig voraussagen. So viel kann man schon aus drei Jahren angesammelter Daten von Menschen ableiten, die Facebook -Nutzer geworden sind, nachdem sie zuvor Jahrzehnte ohne dieses Netzwerk ausgekommen waren. Was wird dann erst alles möglich sein, wenn man Daten zur Verfügung hat, die bereits in der Kindheit des Nutzers einsetzen?

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