Geldautomaten und Self-Service-Center haben schon längst reihenweise Bankangestellte ersetzt. Dann drang die Automatisierung in die höheren Stockwerke vor. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Finanzangestellten an der Wall Street um etwa 50.000 gefallen. Das ist rund ein Drittel. Hochfrequenzprogramme wickeln Hunderttausende Transaktionen ab, entscheiden binnen Sekundenbruchteilen über Kaufen und Verkaufen, ohne dass ein einziger Mensch damit zu tun hätte.
Daniel Nadler hat ein Programm mit dem Namen Kensho erfunden, ein Analyseprogramm für den Finanzhandel. Im Magazin der „New York Times“ sagt er: Binnen der nächsten zehn Jahre werde seine und andere Software bis zur Hälfte aller Angestellten im Finanzsektor ersetzen. Angesichts des rasenden Erfolgs der Software nicht unrealistisch.
Durch solche Prognosen wird die Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen mächtig belebt. Also über einen staatlichen Geldbetrag – zum Beispiel 1000 Euro, der jedem ohne Voraussetzung gezahlt wird. Wer es für aberwitzig hält, dass der Staat Geld verschenkt, dem wird entgegengehalten: Menschen müssen essen, auch wenn es zu wenig Arbeit gibt. Sie haben Familien, müssen am Leben teilnehmen. Menschen müssen Sachen kaufen, auch damit die Wirtschaft rund läuft.
Ist es unterm Strich ein schlechter Handel?
Also: Müssten die Gewinne all derer, die mit Digitalisierung schwer reich geworden sind, besser in die Gesellschaft zurückfließen, statt sie in neue Technologien zu investieren? Um zu vermeiden, dass einem die Gesellschaft um die Ohren fliegt. Oder lässt ein Grundeinkommen Menschen faul und träge werden?
Andrew McAfee vom Massachusetts Institute of Technology meint: „Maschinen werden uns darauf keine Antworten geben, auch wenn sie immer schlauer werden. Technologisch entwickelte Gesellschaften können das nur selber tun. Und sie müssen.“ So hält die Zeitschrift „The Atlantic“ auch ein Wiederaufblühen echter Handwerkskunst für möglich.
Die Folgen von Industrie 4.0 für die Branchen in Deutschland bis 2025
Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes (Bruttoproduktionswert): 13 %
Zusätzliches Umsatzwachstum pro Jahr: 2-5 %
Produktivitätssteigerungen: 7-11 %
Zahl der Arbeitsplätze: 95.000
Jährlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen: + 0,9 %
Quelle: Boston Consulting Group
Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes (Bruttoproduktionswert): 22 %
Zusätzliches Umsatzwachstum pro Jahr: 2-3 %
Produktivitätssteigerungen: 6-9 %
Zahl der Arbeitsplätze: 50.000
Jährlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen: + 0,2 %
Quelle: Boston Consulting Group
Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes (Bruttoproduktionswert): 10 %
Zusätzliches Umsatzwachstum pro Jahr: 2-3 %
Produktivitätssteigerungen: 5-10 %
Zahl der Arbeitsplätze: 15.000
Jährlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen: + 0,8 %
Quelle: Boston Consulting Group
Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes (Bruttoproduktionswert): 55 %
Zusätzliches Umsatzwachstum pro Jahr: 1-2 %
Produktivitätssteigerungen: 4-7 %
Zahl der Arbeitsplätze: 230.000
Jährlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen: + 0,6 %
Quelle: Boston Consulting Group
Umsatz des verarbeitenden Gewerbes (Bruttoproduktionswert): 2 Billiarden Euro
Zusätzliches Umsatzwachstum pro Jahr: 20-40 Milliarden Euro
Produktivitätssteigerungen: 90-150 Milliarden Euro
Quelle: Boston Consulting Group
Eine stattliche Zahl der Technikforscher sagt: Wenn uns die Roboter schon eines Tages unsere Jobs wegnehmen, uns aber im Gegenzug solche Dinge zurückgeben - dann ist das unter dem Strich vielleicht gar kein schlechter Handel.
Wessen Arbeitsplatz aktuell bedroht ist, dem kommen die Vorzüge eines möglichen bedingungslosen Grundeinkommens vielleicht zynisch vor: mehr Zeit für Familien, Gesundheit, Erfüllung.
Wird man die vielen abgeschafften Jobs durch neue ersetzen können? Unklar ist auch, wie sich sozialer Zusammenhalt und Demokratie entwickeln, wenn es zu einer digitalen Zweiteilung kommen sollte: in diejenigen mit wichtigen, steuernden, kreativen Jobs. Und die anderen. Die ohne Arbeit oder diejenigen, die vom Computer kommandiert werden.