Industriekonzern ABB sucht mit Sparen und Zukäufen Weg zurück zu Wachstum

Der Industriekonzern ABB kommt weiter kaum vom Fleck. Der starke US-Dollar und ein schwieriges Geschäft in vielen Märkten haben den schweizerischen Konzern zum Jahresende belastet.

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ABB sucht mit Sparen und Zukäufen Weg zurück zu Wachstum. Quelle: dpa

Der Elektrokonzern ABB will sich mit einem anhaltenden Sparkurs und Zukäufen gegen den Auftragsschwund stemmen. Neben der Flaute in der Öl- und Gasindustrie zeigten die Schweizer zuletzt Schwächen in China, vor allem in der Automatisierungstechnik. Den Bereich will ABB-Chef Ulrich Spiesshofer in nächster Zeit auch über Zukäufe stärken. "Wir sind bisher vor allem in spätzyklischen Geschäften aktiv", sagte Spiesshofer am Mittwoch in Zürich. Zukäufe in frühzyklischen Geschäften, etwa der Fabrikausrüstung, seien daher hochwillkommen. "Wir wollen mehr im Bereich Planung und Entwicklung machen", kündigte Spiesshofer zudem an. Der Münchener Rivale Siemens hatte in den vergangenen Jahren sein Geschäft mit Industriesoftware für Planung und Simulation massiv ausgebaut, zuletzt mit dem Kauf des US-Anbieters CD-adapco für knapp eine Milliarde Dollar.

2016 könnte für ABB zum Schicksalsjahr in der 125-jährigen Firmengeschichte werden. Spiesshofer erwägt die Trennung vom größten Geschäftsfeld, der Stromnetztechnik. Die strategische Überprüfung dieser Einheit schreite voran, im laufenden Jahr werde es eine Entscheidung geben. Das Geschäft mit Netztechnik werde in den kommenden Jahren im Zuge der Globalisierung weiter wachsen, betonte der Manager. ABB sei unangefochtener Weltmarktführer. Während der laufenden Bilanzpressekonferenz verkündete ABB einen 130 Millionen Dollar schweren US-Auftrag zur Modernisierung einer Hochspannungstrasse. Experten vermuten, Spiesshofer könnte trotz der guten Geschäftsaussichten die Sparte auf Druck von Investoren verkaufen. Über das Verhältnis zum Finanzinvestor Cevian, der rund ein Zehntel an ABB hält, hielt er sich bedeckt. "Wir führen einen guten Dialog", erklärte er lediglich.

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Die Eidgenossen bekamen zuletzt vor allem die Investitionsscheu vieler Kunden in der Öl- und Gasbranche zu spüren, die wie bei Siemens und GE einen guten Teil der Aufträge ausmacht. Der Umsatz von ABB fiel im vergangenen Jahr um gut ein Zehntel auf 35,5 Milliarden Dollar, der Gewinn brach vor allem wegen Sanierungskosten um ein Viertel auf gut 1,9 Milliarden Dollar ein. Der Auftragseingang schrumpfte um zwölf Prozent auf 36,429 Milliarden Dollar. Spiesshofer zeigte sich dennoch stolz, dass sein Haus die operative Marge trotz der Flaute in der Öl- und Gasbranche im Zuge des Ölpreisverfalls binnen Jahresfrist leicht gesteigert hat und mit 11,8 Prozent immer noch vor Siemens liegt. Von dem Einbruch des Nettogewinns sollen die Aktionäre nichts merken: ABB will die Dividende um zwei Rappen auf 74 Rappen je Aktie aufstocken.

Höhere Renditen und Dividenden kamen am Kapitalmarkt gut an. Die ABB-Aktien legten leicht zu. "Letztlich senkt das Unternehmen weiter die Kosten, und wir mögen die mittel- bis langfristige Ausrichtung auf Energieeffizienz, Automatisierung, und Netzmodernisierung", erklärten die Analysten von Barclays. Die aktuelle Entwicklung sieht Stefan Gächter von Baader Helvea skeptischer: "Die jüngsten Zahlen waren in Ordnung, aber die Entwicklung der Basisaufträge ist schlechter als erwartet."

Für das Jahr 2016 scheute ABB-Chef Spiesshofer angesichts globaler Unsicherheiten eine konkrete Prognose. "Klar ist, der Markt wird uns nicht helfen", sagte der Schwabe. "Hoffentlich geht es im zweiten Halbjahr zumindest in einigen Bereichen aufwärts", betonte er. "Unser Anspruch ist es, besser abzuschneiden als der Markt. Der Sparkurs von ABB wird auch 2016 weiter den Gewinn belasten. Spiesshofer kündigte für das laufende Jahr nochmals Kosten für den Konzernumbau in Höhe von 300 bis 500 Millionen Dollar an, damit unter anderem gut 400 Millionen Dollar in der Verwaltung gespart werden könnten. Bis Ende 2017 will er die Kosten um eine Milliarde Dollar drücken. Die Einsparungen beliefen sich im vergangenen Jahr auf annähernd 1,2 Milliarden Dollar.

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