Infineon Weder ein Schnäppchen noch ein Häppchen

Infineon hat überzeugende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt – und auch die Prognose im laufenden Jahr ist ordentlich. Trotzdem will sich Vorstandschef Reinhard Ploss nicht als Übernahmeziel sehen.

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Reinhard Ploss. Quelle: REUTERS

Trotz mancher im Vorfeld erwarteten und gesichteten Unsicherheitsfaktoren: Bei den Mittwoch vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 konnte Infineon überzeugen: Der Umsatz des Chipherstellers aus München kletterte auf knapp 6,5 Milliarden Euro – ein ordentliches Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr; das Segmentergebnis stieg um gut zehn Prozent auf 982 Millionen Euro.

Damit beträgt die Segmentergebnis-Marge – Infineons wichtigster Indikator in Sachen Profitabilität – aktuell 15,2 Prozent. „Trotz eines  konjunkturell schwierigen Umfelds und eines insgesamt stagnierenden Halbleitermarktes sind wir erneut gewachsen und haben unsere Ziele erreicht“, frohlockt Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss heute Vormittag auf der Jahrespressekonferenz in der Konzernzentrale in Neubiberg bei München.

Auch in Zukunft verspricht Ploss weiter ordentlich laufende Geschäfte, wenn auch bei sechs Prozent Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr mit einer etwas niedrigeren Rate als bisher. „Dennoch liegen wir mit dieser Wachstumsprognose erneut deutlich über dem Marktwachstum", versucht Ploss mögliches Murren gleich im Keim zu ersticken.

Zumal er und Infineon-Finanzchef Dominik Asam auch noch ein weiteres Schmankerl mit im Gepäck haben: Wegen der gut laufenden Geschäfte sowie gleichzeitiger Verbesserung der Profitabilität, etwa durch das weitere Hochfahren der modernen 300-Millimeter-Fabrik in Dresden, hebt der Halbleiterkonzern sein langfristiges Ziel für die Segmentergebnis-Marge deutlich an: von 15 auf nunmehr 17 Prozent.

Dabei könnte dies sogar deutlich schneller eintreten, als es die vorsichtige Wortwahl vermuten lässt: „Bei einem stabilen Markt könnten wir unser langfristiges Margenziel von 17 Prozent eventuell schon im nächsten Jahr, also in dem bis September 2018 laufenden Geschäftsjahr 2017/18 erreichen“, erläutert Asam auf Nachfrage.

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Reinhard Ploss. Quelle: Infineon

Wenig verwunderlich also, dass sich der Großteil der Diskussion angesichts all der Positivnachrichten vor allem um die allgegenwärtige Branchenkonsolidierung in der Halbleiterindustrie und die Eigenständigkeit von Infineon dreht. Immerhin hat erst in diesem Jahr der amerikanische Chipriese Qualcomm angekündigt, für stolze 47 Milliarden Dollar die einstige Philips-Tochter NXP schlucken zu wollen. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Infineon beträgt aktuell rund 18 Milliarden Euro.

Infineon wolle selber weiter aktiv sein: „Wir sehen uns als jemand, der konsolidierend unterwegs ist – nicht als jemand, der konsolidiert wird“, beteuert Infineon-Boss Ploss. Allerdings gilt hier einstweilen die Ansage: In naher Zukunft plane das Unternehmen erst einmal keine weiteren Transaktionen, man wolle aber die Augen offen halten und das Portfolio bei passender Gelegenheit sinnvoll ergänzen.

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Ob Infineon nicht dennoch ein interessantes Übernahmen darstelle? „Wir sind in den richtigen Märkten und attraktiv“, räumt Ploss ein – um dann einzuschränken: Dies gelte aber nicht nur für Übernehmer, sondern auch für Infineon-Investoren, wie der Aktienkurs zeige. Ploss: „Wir sind jedenfalls kein Schnäppchen, uns muss auch erst mal jemand stemmen können.“

Wenn schon nicht zum Frühstück, dann könnte – ähnlich wie im Falle Qualcomm – doch einer der ganz Großen daherkommen und zum Lunch Appetit auf die Münchner entwickeln? Aber Ploss will sich heute partout nicht verspeisen lassen – und wiegelt beherzt ab: „Jemand, der uns akquirieren könnte, müsste uns auch erst mal verdauen – wir sehen uns nicht als Häppchen.“

Infineon – in den Augen des Vorstandschefs weder ein Schnäppchen noch ein Häppchen.

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