Innogy Terium glückt der grüne Neustart

Gelungener Seitenwechsel von Peter Terium: Während RWE wohl weiter tief in den roten Zahlen verharrt, startet die grüne Tochter Innogy mit soliden Gewinnen. 2017 will Terium die Ergebnisse sogar deutlich steigern.

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„Wir stellen unter Beweis, dass Innogy ein stabiler, dividendenstarker Titel ist.“ Quelle: Reuters

Düsseldorf In den vergangenen vier Jahren musste Peter Terium als RWE-Chef Jahr für Jahr über Probleme und sinkende Gewinne berichten. Auch am Dienstag müsste der Niederländer eigentlich wieder einen gewaltigen Milliardenverlust einräumen und seinen Aktionären eine Nullrunde bei der Dividende erklären.

Die trüben Zeiten sind aber seit Mitte Oktober vorbei: Terium hat den Vorstandsvorsitz von RWE abgegeben und führt seither die Innogy SE. Dort hat der notleidende Stromproduzent das Zukunftsgeschäft gebündelt: Erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze.

Und die Bilanz von Innogy, die Terium am Montag erstmals präsentieren konnte, ist deutlich erfreulicher: Im ersten Jahr als eigenständiges Unternehmen hat das Geschäft, das Innogy übernommen hat, zwar auch Einbußen verzeichnet, aber nur leicht. Und der neue Versorger hat seine Ziele erreicht: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis ging auch um 6,2 Prozent zurück, blieb im Gegensatz zum Mutterkonzern aber mit 1,5 Milliarden Euro noch deutlich positiv.

Deshalb bekommen die Aktionäre eine Dividende von 1,60 Euro je Anteilsschein ausgeschüttet. Gemessen am Schlusskurs 2016 entspricht das einer Dividendenrendite von fünf Prozent. Das freut auch Mehrheitseigner RWE.

„Wir stellen unter Beweis, dass Innogy ein stabiler, dividendenstarker Titel ist“, betonte Terium: „Bei unseren Ertragszielen haben wir eine Punktlandung hingelegt.“ Und für 2017 könnten sich die Investoren auf steigende Ergebnisse einstellen, sagte der Vorstandschef. Das Ebitda soll auf rund 4,4 Milliarden Euro steigen, und auch das Nettoergebnis soll – bereinigt um Sondereffekte – zulegen.

Innogy ist seit vergangenem Oktober an der Börse. Der RWE-Konzern hatte im Frühjahr 2016 das Geschäft mit der Energiewende in das neue Unternehmen abgespalten und im Herbst dann 24 Prozent der Aktien platziert. RWE selbst ist operativ nur noch für das notleidende Geschäft mit den Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken und dem Großhandel zuständig – und führt Innogy als reine Finanzbeteiligung.


Terium schafft Freiraum für das Zukunftsgeschäft

RWE-Chef Peter Terium wechselt mit dem Börsengang komplett zu Innogy und überließ die Führung von RWE seinem bisherigen Vize Rolf Martin Schmitz. Terium steht damit an der Spitze des, gemessen am Börsenwert, größten Energiekonzerns Deutschlands.

Der Börsengang war schließlich ein voller Erfolg. Die Aktien wurden zum Höchstpreis von 36 Euro je Stück abgenommen und das neue Unternehmen löste aus dem Stand Eon als Nummer eins ab. Innogy nahm damit zwei Milliarden Euro für Investitionen ein und RWE 2,6 Milliarden zum Abbau der hohen Verschuldung. Inzwischen hat die Aktie zwar schon wieder deutlich nachgegeben. Aktuell notiert die Innogy-Aktie bei rund 33,50 Euro.

Das primäre Ziel hat Terium aber erreicht: Er schaffte dem Zukunftsgeschäft Freiraum, wieder zu investieren und zu wachsen. In den vergangenen Jahren war RWE im Sparmodus verharrt. Das Kerngeschäft, die konventionellen Kraftwerke wurde durch die Energiewende zum Sanierungsfall. Der Mutterkonzern wird am Dienstag seine Bilanz vorlegen und einen Rekordverlust bekannt geben.

RWE hatte schon vor drei Wochen mit geteilt, dass unter dem Strich ein Nettoverlust von 5,7 Milliarden Euro steht. Deutschlands größter Stromproduzent musste Milliarden auf seine Kohle- und Gaskraftwerke abschreiben, die von Wind- und Solarenergie aus dem Markt gedrängt werden.

Am Mittwoch folgt dann Eon. Der Konkurrent wird nach Handelsblatt-Informationen sogar einen Verlust von mehr als 12,5 Milliarden Euro bekannt gegeben. Teriums Amtskollege Johannes Teyssen hatte den Konzern schon zuvor aufgeteilt aber mit einem entscheidenden Unterschied: Während RWE das Geschäft mit der Energiewende an die Börse brachte, spaltete Eon das alte Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken in der neuen Uniper SE ab.

Eon, das wie Innogy jetzt auf Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb konzentriert ist, musste dabei eine hohe Milliardensumme abschreiben – und ist im Gegensatz zum direkten Konkurrenten Innogy geschwächt in die neue Energiewelt gestartet.

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