Kaffee statt High Heels Die Reimanns trennen sich von Jimmy Choo

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Wachsen mit Heißgetränken


Doch das macht Harf nicht bange. „Es ist das ideale Geschäft für uns“, sagt er. Dafür sorgt etwa das hohe Wachstum. Laut einer Übersicht des führenden Konsumforschers Euromonitor wird der Umsatz künftig fast unabhängig von der Konjunktur im Schnitt um jährlich gut vier Prozent wachsen. Dafür sorgen nicht nur neue Märkte in Teeländern wie China und Indien, die zweistellig zulegen. Anders als bei anderen Konsumartikeln steigt beim Kaffee auch in den Industrieländern der Umsatz. Auch wenn Europäer und Amerikaner kaum mehr Tassen trinken, lassen sie sich doch jede einzelne immer mehr kosten. 80 Euro pro Kilo sind keine Seltenheit. Die Herstellungskosten liegen mitunter nur bei der Hälfte des Verkaufspreises.

Unternehmensgründer und Namensgeber Jimmy Choo, der sein Unternehmen bereits 2001 verließ. Quelle: AP


Dazu lockt Harf, dass im Geschäft mit Mokka, Espresso oder Schümli bislang Mittelständler sowie nationale Marken und Vorlieben dominieren. Das verhinderte auch den Aufstieg von Nestlé und Starbucks zu echten Weltmarktführern. "Den Amerikanern sind Kapselportionen zu klein, und westlich des Urals gilt löslicher Kaffee mit seinem vergleichsweise schlichten Aroma als Notlösung", sagt der Chef eines Kaffeeherstellers, der lieber anonym bleiben will.
Darum lautet der Reimann-Ansatz: keine Weltmarke bauen. Stattdessen soll die Holding immer mehr lokale Marken wie beim Puzzle zusammenfügen, bis daraus ein weltweites Kaffeereich wird.
Das Prinzip erweitert Harf nun um Kaffee-nahes Geschäft. Den Anfang alternativ-noble Kaffeehausketten wie Intelligentsia sowie die Imbisse Krispy Kreme (Donuts) und Einstein Noah (Bagel), die trotz ihrer Kalorienbomben vor allem vom Kaffeeverkauf leben.

Vorige Woche legte die Familie nun einen drauf und übernahm die Panera-Gruppe aus den Vereinigten Staaten, die gut 2000 Bäckerei-Kaffees in den USA und Kanada hat unter den Marken Panera Bread, Saint Louis Bread und Paradise Bakery & Cafe.
Mit dem Konzept will Harf irgendwann auch nach Europa und vor allem in die deutsche Heimat der Familie. Unser Spielplatz ist zwar die Welt", sagt Peter Harf. "Aber wir werden auch in Deutschland mit neuen Angeboten experimentieren und suchen derzeit ein Konzept, das funktioniert. Haben wir das, investieren wir massiv in Deutschland." Denn der Rheinländer vermisst hierzulande Genussketten wie in seiner Wahlheimat New York und Mailand. "In Deutschland gibt es an jeder Ecke einen Bäcker, aber im Gegensatz zu anderen Ländern keine große Kette mit bester Qualität bei Kaffee und Backwaren."

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