„Kali-Krieg“ Uralkali-Chef nun in Hausarrest

Der Wirtschaftskrimi um das Milliardengeschäft mit Kalisalz zwischen Russland und Weißrussland entspannt sich langsam. Nach russischen Sanktionen gegen das Nachbarland scheint die autoritär regierte Ex-Sowjetrepublik einzulenken.

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Es heißt, Wladislaw Baumgertner sei in eine Wohnung in der weißrussischen Hauptstadt gebracht worden. Quelle: Reuters

Minsk In einem erbitterten Streit in der Kali-Branche hat Weißrussland die Untersuchungshaft gegen den Chef des russischen Bergbaukonzerns Uralkali in Hausarrest umgewandelt. Das teilte der Anwalt des Topmanagers am Donnerstag in Minsk mit.

Wladislaw Baumgertner sei in eine Wohnung in der weißrussischen Hauptstadt gebracht worden und stehe dort unter ständiger Aufsicht des Geheimdienstes KGB, berichtete der Jurist Alexej Bassistow. „Er durfte seine Mutter treffen, nun hoffen wir auf seine schnelle Rückführung nach Russland“, sagte Bassistow der Agentur Interfax zufolge.

Der K+S-Konkurrent Uralkali sprach von einer ersten Geste. Nun würden die Freilassung und Heimkehr Baumgertners erwartet, sagte ein Unternehmenssprecher. Kali dient zur Herstellung von Düngemitteln.

Der Schritt kam nur wenige Stunden vor einem geplanten Treffen von Kremlchef Wladimir Putin mit dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. Moskau hatte die Inhaftierung kritisiert und mit Wirtschaftssanktionen reagiert. So senkte die Rohstoffmacht die Öllieferungen an das Nachbarland deutlich und stellte den Import weißrussischer Schweinefleischprodukte ein.

Die autoritäre Führung in Minsk hatte Baumgertner Ende August festgenommen. Sie wirft dem Unternehmer vor, der Ex-Sowjetrepublik einen Schaden von 100 Millionen US-Dollar (rund 75 Mio Euro) zugefügt zu haben. Baumgertner weist die Anschuldigungen zurück.

Hintergrund des von Medien als „Kali-Krieg“ bezeichneten Streits ist der Ausstieg von Uralkali aus einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali. Dabei soll Baumgertner der Justiz in Minsk zufolge Insiderwissen missbraucht haben.

Die Uralkali-Anteile wecken nach einem Zeitungsbericht neue Begehrlichkeiten. Außer dem Oligarchen Michail Prochorow hätten auch zwei asiatische Investoren Interesse angemeldet, schrieb die „Financial Times“ (FT) am Donnerstag. Ein Staatsfonds und ein industrieller Investor erwägten unabhängig voneinander ein Angebot für einen Anteil zwischen 10 und 15 Prozent.

Hauptaktionär ist derzeit der russische Milliardär Sulejman Kerimow mit rund 22 Prozent. Laut „FT“-Bericht möchten auch zwei weitere Anteilseigner, Anatoli Skurow und Filaret Galtschew, ihr gemeinsames Aktienpaket von zwölf Prozent verkaufen. Vor wenigen Tagen hatte die chinesische Chengdong Investment Corporation (CIC) ihre konvertierbaren Uralkali-Anleihen in 12,5 Prozent der Stammaktien umgetauscht.

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