Kali-Produktion Düngernachfrage beflügelt K+S

Dünger ist wieder gefragt, die Kali-Nachfrage übersteigt derzeit sogar Produktionskapazitäten des deutschen Düngemittelkonzerns K+S. Das Sparprogramm soll trotzdem fortgesetzt werden.

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Mehr geht kaum: Die Gruben Hattorf und Wintershall im Werk Werra von K+S arbeiten auf vollen Touren. Quelle: dpa

Philippsthal Die Landwirte wollen von K+S derzeit so viel Dünger kaufen wie lange nicht. „Wir wären in Lage, sehr viel mehr zu liefern, wenn wir mehr Mengen hätten“, sagte K+S-Vorstand Andreas Radmacher bei einem Pressegespräch im Bergwerk Werra im osthessischen Philippsthal. Der Markt für Kali-Düngemittel war im Sommer 2013 nach dem Platzen des russisch-weißrussischen Exportbündnisses BPC eingebrochen. Mittlerweile habe sich die Lage aber wieder beruhigt, sagte Radmacher, viele Landwirte würden ihre Lager auffüllen. Das verleiht auch Branchenführer Uralkali Rückenwind. Die Russen bauten ihren Absatz im zweiten Quartal um 29 Prozent aus.

BPC und das nordamerikanische Pendant Canpotex, die rund 70 Prozent des Marktes kontrollierten, haben lange dafür gesorgt, dass die Kali-Preise stets auf einem hohen Niveau blieben. Nach dem Zusammenbruch von BPC am 30. Juli 2013 - dem „schwarzen Dienstag der Kali-Industrie“ - gingen die Preise auf Talfahrt. Viele Bauern hielten sich wegen der Unsicherheit über die weitere Entwicklung mit Bestellungen zurück. Die Unsicherheit sei inzwischen aber verflogen, auch die Kali-Preise stabilisierten sich wieder, sagte Radmacher. „Wir sind auch in der Lage, in einigen Märkten die Preise leicht anzuheben.

An der Börse kamen seine Aussagen gut an. K+S-Aktien legten fast drei Prozent zu und waren damit am Donnerstag größter Gewinner im Dax. K+S sei knapp einem Jahr nach dem „schwarzen Dienstag“ wieder in der Spur, erklärte Equinet-Analyst Michael Schaefer. Der Konzern könne in diesem Jahr einen Betriebsgewinn von rund 522 Millionen Euro einfahren und damit acht Prozent mehr, als Experten derzeit vorhersagen.

Der ehemalige RWE -Manager Radmacher leitet seit September das Kali-Geschäft, den wichtigsten Bereich von K+S. Seit seinem Wechsel hat er viele Kunden in Asien und Südamerika besucht. „Dort sind die Wachstumsmärkte.“ Durch das neue K+S-Minenprojekt Legacy in Kanada, das 2016 die Produktion aufnimmt, könne das Unternehmen diese Märkte künftig stärker ins Visier nehmen, sagte der Bergbauingenieur. „Wir werden dort auch dank Legacy stark wachsen.“ Aktuell kann K+S nur rund sieben Millionen Tonnen Kali-Düngemittel pro Jahr produzieren.

Zudem will Radmacher den Anteil an Spezialprodukten für die Pharma- und Lebensmittelindustrie erhöhen. Hochreines Kaliumchlorid wird beispielsweise für Dialyselösungen benötigt. Solche Produkte seien zwar aufwendiger herzustellen als Standard-Düngemittel, würden jedoch auch höhere Gewinnmargen abwerfen, sagte Radmacher. Zudem werde K+S so unabhängiger von den Preisschwankungen am Düngemittelmarkt.

„Da sind wir relativ klein“

Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland, wo Uralkali beheimatet ist, hätten bisher keinerlei Auswirkungen auf den Kali-Markt, sagte Radmacher. Auch wegen seines russischen Großaktionärs Andrej Melnitschenko, der knapp zehn Prozent an K+S hält, erwartet der hessische Konzern keinen Ärger. Anders als der Uralkali-Aufsichtsratschef stehe Melnitschenko auf keiner Sanktionsliste, sagte K+S-Chef Norbert Steiner. „Ich glaube nicht, dass er zu denen gehört, die im Kernbereich der Sanktionsüberlegungen angesiedelt sind.“

Steiner hat wegen der Marktturbulenzen im vergangenen Jahr ein Sparprogramm angekündigt, mit dem K+S von 2014 bis 2016 mindestens 500 Millionen Euro einsparen will. Neben der Senkung von Sachkosten werde dazu aller Voraussicht nach auch ein Stellenabbau nötig sein, sagte Steiner. Durch einen Einstellungsstopp und natürliche Fluktuation habe K+S die Zahl seiner Mitarbeiter schon um eine dreistellige Zahl gedrückt, 2016 könne es aber auch betriebsbedingte Kündigungen geben.

Beim zweiten Standbein von K+S, dem Salzgeschäft, sieht Steiner vor allem in Südostasien noch Wachstumspotenzial. „Da sind wir relativ klein.“ Steiner deutete an, dass K+S in dem Bereich auch zukaufen könnte, sich dies wegen der teuren Minen-Eröffnung in Kanada aber derzeit verkneift. „Wir wollen uns erst mal, mit Blick auf die Finanzen, auf Legacy konzentrieren.“ Dennoch sei es das Ziel, den Betriebsgewinn in dem Geschäftsfeld bis 2020 auf mehr als 250 Millionen Euro pro Jahr zu verdoppeln.

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