Seither hat sich für die Franken die Zusammenarbeit offenbar schwer gelohnt. Denn auch wenn die Stückzahlen der verkauften Yeezys im Vergleich zu den übrigen Verkaufszahlen eher verschwindend sein dürften, sorgt West verlässlich dafür, dass Adidas in den USA und in einflussreichen Sneaker-Sammlerkreisen in aller Munde ist.
Das Bohei um West – befeuert nicht zuletzt durch dessen Ehe mit der TV- und Online-Berühmtheit Kim Kardashian – dürfte so seinen ganz eigenen Teil dazu beigetragen haben, dass Adidas im vergangenen Jahr ein beachtliches Comeback im größten Sportartikelmarkt der Welt gelang.
Adidas in Zahlen
In den ersten drei Monaten im Jahr 2016 machte der Sportartikelhersteller einen Umsatz in Höhe von 4,8 Milliarden Euro.
Im ersten Quartal 2016 machte Adidas einen Gewinn in Höhe von 350 Millionen Euro.
Der bereinigte Gewinnzuwachs soll etwa 18 Prozent betragen, der Umsatzzuwachs – währungsbereinigt – etwa 15 Prozent.
Und wenn nicht alles täuscht, scheint man bei Adidas nun sogar die Chance zu wittern, mit Hilfe von Kanye West den Konkurrenten Nike an einer ganz besonderen Stelle herauszufordern, an der der 30-Milliarden-Dollar-Konzern lange Zeit schier unangreifbar erschien: Mit fast 2,8 Milliarden Dollar Umsatz stellt die Marke Jordan im Nike-Imperium hinter der Running-Sparte eine der größten Kategorien dar.
Längst hat sich die Untermarke – benannt natürlich nach dem einstigen Basketball-Superstar Michael „Air“ Jordan – von ihrem Namensgeber emanzipiert. Alle Versuche von Adidas, in den USA ein ähnliches Phänomen zu starten, schlugen bislang fehl. Doch mit Yeezy und dank Wests Verankerung und Glaubwürdigkeit in der US-Kultur könnte es dem Duo nun erstmals gelingen, eine sichtbare Bresche in die Nike-Festung zu schlagen.
Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht. Denn vieles hängt davon ab, wie die Zusammenarbeit weitergeht: Wie sich Kanye West weiterentwickelt. Wie gut seine künftigen Ideen sein werden und ob sich seine Popularität erhält. Kreative sind zudem nicht immer die einfachsten Partner. Doch zum einen stellt ihm Adidas versierte Leute an die Seite. Zum anderen arbeitet das Unternehmen seit Jahren bereits erfolgreich mit einem ganz anderen Kaliber – dem feinsinnigen Japaner Yoshi Yamamoto ¬ zusammen. Es kann also gelingen.
Für den Fall, dass es nicht so klappt wie erhofft, machten allerdings auch zwei weitere Ankündigungen des Dax-Konzerns aus Franken deutlich, dass Vorstandschef Herbert Hainer im Endspurt an der Unternehmensspitze noch einmal alle Register zieht, um ein gut bestelltes Haus zu hinterlassen: Dazu zählt die vorige Woche verkündete verlängerte Ausrüstervertrag mit dem DFB. Doch weit wichtiger noch ist sicher die gestern veröffentlichte Partnerschaft mit dem einflussreichen chinesischen Milliarden-Mischkonzern Wanda Group, die Adidas Verkaufsflächen in Chinas Einkaufsmeilen und zahlreiche weitere Türen öffnet.
Erst im Zusammenhang betrachtet ergibt sich der besondere Charme des Ankündigungs-Dreisprungs: so sehr auf Angriff gepolt wie aktuell war Adidas lange nicht mehr.