Kapitalerhöhung bei RWE? Peter Terium auf Geldsuche

RWE kämpft weiter mit den Folgen der Energiewende. Um sich neu auszurichten, muss der Konzern zusätzliche Investitionen stemmen. Verschafft sich Vorstandschef Terium mit einer Kapitalerhöhung Luft?

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„Wir brauchen Geld für Wachstum. Zur Zeit kriegen wir das nicht.“ Quelle: dpa

Essen/Frankfurt RWE-Chef Peter Terium ist auf der Suche nach zusätzlichem Geld für den angeschlagenen Energiekonzern – wegen mangelnden Interesses von Investoren bringt er nun eine Kapitalerhöhung ins Gespräch. „Wir brauchen Geld für Wachstum. Zur Zeit kriegen wir das nicht“, sagte der Vorstandschef des zweitgrößten deutschen Versorgers der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ/Montag).

Dafür macht Terium eine Verunsicherung durch die Politik verantwortlich, die die künftigen Rahmenbedingungen für seine Branche im Unklaren lasse.

Im Moment schultere RWE große Investitionen über Partnerschaften und gemeinsame Projekte, sagte Terium. „Ich möchte aber nicht ausschließen, dass das Thema Kapitalerhöhung noch mal auf die Agenda kommt.“ Wie seine Konkurrenten Eon, EnBW und Vattenfall ringt der Konzern mit dem Absturz der Börsenstrompreise durch das größere Ökostrom-Angebot und mit den Kosten des beschlossenen Atomausstiegs.

Anlegern gefielen Teriums Andeutungen überhaupt nicht: Die RWE-Papiere verloren zum Mittag fast vier Prozent und lagen damit am Ende des Dax. Auch Teriums Versuche, Sorgen über einen möglichen Finanzierungsengpass zu zerstreuen, halfen nicht. RWE stehe dennoch auf einem soliden Fundament und habe keinen Zeitdruck, sagte er: „Das Unternehmen ist durchfinanziert. Die Liquidität bis zum Ende der Dekade ist gesichert.“

Dennoch kommen auf den Konzern hohe Belastungen zu. Noch ist unklar, wie genau die Kosten für den Abriss der Kernkraftwerke und die Endlagerung des Atommülls genau aufgeteilt werden. „Ein amerikanischer Investor, der heute einen Euro in RWE steckt, hat keine Sicherheit, dass dieses Geld tatsächlich in Wachstum fließt oder die Politik die Rahmenbedingungen so verändert, dass der Euro woanders hingehen muss“, kritisierte Terium. Mit der Energiewende wird im Jahr 2022 das letzte deutsche Kernkraftwerk abgeschaltet.

In der Sparte für erneuerbare Energien laufe es dagegen gut. Rückblickend hätte Terium aber lieber „früher und mehr“ in dieses Geschäft investiert. Allerdings profitiert RWE auch vom damit verbundenen Netzausbau. Die Verteilnetze in Europa brächten ein „sehr auskömmliches Ergebnis, und sie wachsen. Jedes Solarpanel, das wir ans Netz anschließen, bringt Rendite“, sagte Terium.

So drückt die Schuldenlast den Konzern heute nicht mehr ganz so stark. Ein Verkauf der 25-Prozent-Beteiligung am Stromnetzbetreiber Amprion stehe nicht auf der Tagesordnung, sagte Terium - eine Trennung von der Atomgesellschaft Urenco dagegen schon. Jedoch verzögere sich die Veräußerung wegen der Diskussion um die Atom-Rückstellungen. Für seinen Urenco-Anteil könne RWE mit einem Erlös von rund einer Milliarde Euro rechnen, schreibt die „FAZ“ unter Berufung auf Branchenkreise.

Auch bei der Nachfolge an der Spitze des RWE-Aufsichtsrates gehe es voran. „Am Ende kommen wir regelmäßig zu Lösungen, die im Interesse des Unternehmens sind - und das stets einvernehmlich im Aufsichtsrat“, sagte Terium. Die Zeitung folgert daraus, dass der frühere SAP-Finanzvorstand Werner Brandt nun nach einer längeren Hängepartie als künftiger Aufsichtsratschef gesetzt ist. Mitte Dezember würden die Kontrolleure die Entscheidung endgültig in trockene Tücher bringen.

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