Keine Übernahme der Danone-Sparte Fresenius lässt die Finger vom Mega-Deal

Verordnete Preisgrenzen machen dem Konzern zu schaffen, bis die Folgen klar sind, will sich Fresenius nicht überheben. Nach diesem Rückzieher der Hessen wird der Poker um die Danone Medical Sparte nochmal spannend.

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Er will den Laden jetzt erst einmal zusammenhalten und keine übergroßen Zukäufe in der Ernährungssparte machen: Der Vorstandsvorsitzende von Fresenius, Ulf Schneider. Quelle: dpa

Frankfurt Der Gesundheitskonzern Fresenius nimmt Abstand von einer milliardenschweren Übernahme in Frankreich. Das hessische Unternehmen, das derzeit mit staatlich verordneten Preissenkungen zu kämpfen hat, machte am Dienstag deutlich, dass es kein Interesse mehr an einem Kauf des Danone -Geschäfts mit medizinischer Ernährung hat. Die im gleichen Geschäftsfeld aktive Fresenius-Tochter Kabi arbeite derzeit nur an kleinen und mittelgroßen Übernahmen, sagte Fresenius-Chef Ulf Schneider. „Wir verfolgen derzeit keine Transaktionen, die größer als eine Milliarde Euro sind.“

Fresenius und der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestle hatten in dem Rennen um Danone Medical Nutrition Finanzkreisen zufolge im April die Nase vorne. Banker gehen davon aus, dass die Franzosen mit einem Verkauf rund vier Milliarden Euro einnehmen könnten. Insidern zufolge geriet der Verkaufsprozess zuletzt jedoch ins Stocken. Fresenius und Nestle sind in dem Geschäft bereits aktiv und könnten aus Kartellgründen wohl ohnehin nur Teile der Danone-Sparte übernehmen. Sollte Nestle nun den Zuschlag bekommen, könnten die Schweizer theoretisch bestimmte Teile an Fresenius weiterverkaufen, hieß es in Finanz- und Branchenkreisen.

Der Lebensmittelkonzern Danone will das Geschäft mit medizinischer Ernährung Insidern zufolge losschlagen, um mit dem Verkaufserlös den Ausbau seiner Geschäfte mit Molkerei- und Baby-Produkten in Schwellenländern zu forcieren.

Im ersten Quartal bekam Fresenius Einschnitte in den Gesundheitssystemen mehrerer Länder zu spüren. Staatliche Preissenkungen in den USA treffen die Dialysetochter FMC besonders hart. Ihr Gewinn fiel um neun Prozent auf 205 Millionen Dollar. FMC-Aktien verloren daraufhin gut zwei Prozent und gehörten damit zu den größten Verlieren im Dax. Aber auch bei der erfolgsverwöhnten Tochter Kabi, die auf Nachahmermedikamente spezialisiert ist, gab es deutliche Bremsspuren. Zudem drückt der stärkere Euro aufs Ergebnis, weil die Gewinne des Unternehmens in den USA und einigen Schwellenländern dadurch in der europäischen Gemeinschaftswährung geringer ausfallen.

Der bereinigte Betriebsgewinn von Fresenius sank im ersten Quartal um acht Prozent auf 643 Millionen Euro. Konzernchef Schneider sprach von einem „erwartet verhaltenen Auftakt des Geschäftsjahres“. Für das Gesamtjahr bekräftigte Schneider jedoch die ausgegebenen Ziele: Er rechnet mit neuen Bestwerten bei Umsatz und Gewinn. Im ersten Quartal habe es wenige Highlights gegeben, erklärten die Analysten von Berenberg. „Es war ein langsamer Start in ein Jahr, in dem es für Fresenius-Verhältnisse relativ viele Herausforderungen gibt.“


Gegenwind aus den USA

Die Erlöse von Fresenius kletterten Anfang 2014 um sieben Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, was vor allem auf die Übernahme von zahlreichen Krankenhäusern des Konkurrenten Rhön zurückzuführen ist. Das Unternehmen hat den rund drei Milliarden Euro schweren Zukauf im Februar weitgehend abgeschlossen und ist damit zum mit Abstand größten Klinikbetreiber in Deutschland aufgestiegen. Der Schuldenberg des Bad Homburger Konzerns, der mittlerweile mehr als 200.000 Mitarbeiter beschäftigt, kletterte in der Folge auf rund 13 Milliarden Euro.

Die Integration der Rhön-Krankenhäuser laufe wie geplant, sagte Schneider. Derzeit werfen die neu erworbenen Häuser allerdings weniger Gewinn ab als die bisherigen Kliniken von Fresenius. Die operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) der Krankenhaus-Tochter Helios sank deshalb Anfang 2014 um einen Prozentpunkt auf 9,3 Prozent.

Rückschläge gab es auch für die Tochter Kabi, die in den vergangenen Jahren größter Gewinntreiber des Konzerns war. Das operative Ergebnis ging um 15 Prozent zurück, unter anderem wegen staatlicher Preissenkungen in China. Außerdem bekommt Kabi den rückläufigen Einsatz des Blutplasma-Ersatzstoffs HES zu spüren. Dieses Mittel, das bei Patienten mit hohem Blutverlust den Kreislauf stabilisieren soll, wird nach einer Entscheidung der Arzneimittelbehörden im Herbst 2013 seltener eingesetzt. Zuvor hatte eine Studie vor Risiken bei einem zu breiten Einsatz von HES-Produkten gewarnt. Auch die Umstellung des Vertriebs in Russland, wo Kabi ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Partner CJSC Binnopharm aufbaut, drückte auf den Gewinn.

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