Kernsparte in Gefahr MAN prüft Einschränkung der Lkw-Produktion

Aufgrund schwacher Nachfrage soll MAN einem Insiderbericht zufolge Kapazitätskürzungen erwägen. Die Werke München, Salzgitter und Steyr sind betroffen. Das Management und der Betriebsrat führen bereits Gespräche.

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Das Logo des Nutzfahrzeugsherstellers MAN auf einem Lkw zu sehen: Dem Lastwagenbauer drohen heftige Einschnitte. Quelle: dpa

Wegen der Nachfrageflaute in Europa und Südamerika erwägt MAN, die Kapazität in seiner Lkw-Produktion in Deutschland und Österreich zu drosseln. Das Management der Kernsparte Truck & Bus spreche mit dem Betriebsrat über eine mögliche Neuordnung der Produktion an den Standorten München, Salzgitter und Steyr, sagten drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Dies beinhalte auch eine eventuelle Anpassung der Kapazität. Insgesamt arbeiten in den drei Werken rund 13.000 Menschen. Kündigungen seien aber nicht geplant, hieß es. Weder das Unternehmen noch die Arbeitnehmerseite wollten sich dazu am Montag äußern. Der Mutterkonzern Volkswagen verwies auf MAN.

Der Lastwagenbauer laboriert seit geraumer Zeit an der schwachen Nachfrage in seinen Kernmärkten. MAN schraubte deshalb im Herbst die Gewinnprognose zurück, zum Jahresende wurde Kurzarbeit für die Mitarbeiter in München, Salzgitter und Steyr beantragt.

Nicht betroffen war dagegen der Standort Nürnberg, weil die dort produzierten Motoren außer in Lkw und Bussen der Marken MAN und Neoplan auch in Land- und Baumaschinen, Schiffen oder Schienenfahrzeugen verbaut werden. Im Stammwerk München fertigt MAN mit rund 8600 Mitarbeitern schwere Lastwagen sowie Fahrerhäuser oder angetriebene Achsen.

Im Werk Salzgitter sind knapp 2400 Menschen beschäftigt, dort werden Lkw und Bus-Chassis hergestellt und auch Komponenten wie nicht-angetriebene Achsen oder Kurbelwellen. Im österreichischen Steyr fertigt MAN mit rund 2200 Mitarbeitern Fahrerhäuser und montiert Lkw. „Man muss es bündeln. Das ist der entscheidende Punkt“, sagte ein weiterer Insider. Das gehe nur im Verbund mit Scania.

Im Zuge der lang geplanten Lkw-Allianz zwischen MAN und dem schwedischen Lastwagenbauer Scania, der ebenfalls zum VW-Imperium gehört, soll viel Geld gespart werden. Dafür müssen die beiden Hersteller enger zusammenarbeiten, etwa bei Achsen oder Motoren. Unter Führung des neuen Lkw-Chefs Andreas Renschler, der von Daimler kommt, soll die VW-eigene Lastwagen-Allianz künftig führenden Anbietern wie Daimler oder Volvo stärker die Stirn bieten.

Bei der Rendite hinkte MAN zuletzt oft der Konkurrenz hinterher und spart seit langem kräftig. Das einzige verbliebene Buswerk in Deutschland, in Plauen in Sachsen, wird aus Kostengründen geschlossen. Ab März dieses Jahres sollen Reisebusse der Marke Neoplan im türkischen Ankara gefertigt werden.

Entschieden hatte dies Truck & Bus-Chef Anders Nielsen, über den jüngst in Medienberichten spekuliert wurde, dass sein Vertrag nicht verlängert werde. Ins Jahr 2015 startete MAN schwach: Der Absatz brach im Januar um 29 Prozent ein auf 5600 verkaufte Fahrzeuge. Die ungeliebte Konzernschwester Scania lieferte 5000 Schwerlaster und Busse aus, knapp zehn Prozent weniger als vor Jahresfrist.

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