KfW-Studie Fracking bietet USA langfristig keinen Vorteil

Die Kfw hat im Rahmen einer Studie untersucht, ob die USA durch die Fördermethode Wettbewerbsvorteile gewinnen würde. Das Ergebnis: Langfristig könnten den USA sogar Nachteile drohen, stellten die Experten fest.

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Fracking in North Dakota: Einen Wettbewerbsvorteil haben die USA mit der Technik nicht. Quelle: Reuters

Berlin Das Fördern von Schiefergas- und Ölvorkommen per Fracking bringt den USA laut einer Studie keinen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Deutschland. Die staatliche Förderbank KfW[KFW.UL) kommt in dem Reuters am Dienstag vorliegenden Papier zu dem Schluss, dass die ökologisch umstrittene Fördermethode für die USA zwar interessant sei, um Vorkommen zu erschließen: "Die Hoffnung beziehungsweise Befürchtung, daraus könnten sich deutliche und langfristig tragbare Wettbewerbsvor- oder -nachteile für die betroffenen Volkswirtschaften ergeben, halten wir aber vor allem im Fall Deutschlands für unberechtigt." Zudem sind die Autoren skeptisch, ob Fracking unter Energieeffizienz- und Umweltgesichtspunkten eine lohnenswerte Alternative bietet.

Unkonventionelle Gasvorkommen

Beim Fracking wird eine mit Chemikalien versetzte Flüssigkeit mit hohem Druck in das Gestein gepresst, wodurch Risse entstehen, die Gas oder Öl entweichen lassen. Die Umweltauswirkungen gelten als noch wenig erforscht. Die USA setzen anders als Deutschland bereits sehr stark auf diese Fördermethode und werden nach Einschätzung der US-Energiebehörde EIA in diesem Jahr erstmals seit 1995 mehr Öl fördern als importieren.

Die Autoren der KfW-Studie verweisen allerdings darauf, dass trotz der Fracking-Revolution US-Unternehmen im Durchschnitt nicht günstiger produzieren als deutsche. Das liege am relativ geringen Anteil von Energie- an den Gesamtkosten: Dieser liegt in Deutschland und in den USA nur bei durchschnittlich gut zwei Prozent im Verarbeitenden Gewerbe. Änderungen bei Energiepreisen schlagen sich somit nur sehr schwach in den Produzentenpreisen und damit letztlich auch in den Verbraucherpreisen nieder.

Weltweit lagern riesige Mengen Erdgas in schwierig zu erreichenden Gesteinsschichten. Neue Fördertechniken ermöglichen es jetzt, sie wirtschaftlich zu erschließen.

Ausnahmen sind energieintensive Industrien wie die Herstellung von Glas, Papier, Metall und auch die Chemiebranche. Die Energiekostenanteile an den Gesamtkosten liegen hier aber auch lediglich zwischen vier und zehn Prozent - je nach Branche und Volkswirtschaft. Die Autoren verweisen darauf, dass nur in ausgewählten Spezialindustrien Energiekostenanteile zwischen 15 und 30 Prozent erreicht werden - beispielsweise in der Flachglasproduktion. Diese Spezialindustrien hätten jedoch kaum das Gewicht, um "allein die preisliche Wettbewerbsposition einer gesamten Volkswirtschaft beeinflussen zu können", konstatiert die KfW.

Langfristig könnten sich die USA nach Ansicht von KfW-Autor Tobias Rehbock mit dem Fracking sogar Wettbewerbsnachteile einhandeln. In den USA sei anders als in Deutschland der Energieeffizienz-Gedanke weniger stark ausgeprägt. Fracking und die damit verbundene günstige Verfügbarkeit von Rohstoffen könnten daher geringere Bemühungen um Energieeffizienz und schonendem Ressourceneinsatz zur Folge haben. "Das kann langfristig zu einer unter Effizienzgesichtspunkten nicht wettbewerbsfähigen Wirtschaft führen", erläutert Rehbock.

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