Klage in den USA Solarworld soll 793 Millionen Dollar zahlen

Und noch ein paar Millionen mehr: Im Prozess gegen den Bonner Konzern Solarworld fordert Siliziumhersteller Hemlock jetzt 793 Millionen Dollar Schadensersatz. Das bevorstehende Urteil bringt Solarworld in Existenznot.

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Die geforderte Schadenersatzsumme übersteigt die liquiden Mittel von Solarworld. Quelle: dpa

Für Solarworld wird es ernst. In dem Rechtsstreit, der den Fortbestand von Deutschlands größtem Photovoltaikkonzern infrage stellt, hat nun der Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor seine Ansprüche vor Gericht aufgelistet. In einem Urteilsvorschlag, der dem Handelsblatt vorliegt, fordert Hemlock insgesamt 793 Millionen Dollar Schadensersatz von Solarworld. Der Betrag kann durch fortlaufende Zinsen in der Höhe von zwölf Prozent pro Jahr sogar noch weiter steigen. Hemlock fordert wegen angeblich nicht eingehaltener Lieferverträge Schadensersatz. Anfangs betrug die Summe noch 770 Millionen Dollar.

Das sind die größten Solarkonzerne der Welt
Platz 15: Solarworld (Deutschland) Solarworld-Chef Frank Asbeck ist der letzte Überlebende aus der Glanzzeit der deutschen Solarindustrie. Während beinahe alle anderen heimischen Photovoltaikkonzerne in den vergangenen Jahren im Kampf gegen die asiatische Billigkonkurrenz pleitegingen, existiert die Firma des Bonner Ökopioniers immer noch. Dennoch ist die Zukunft von Solarworld ungewiss. Ein 770-Millionen-Dollar schwerer Rechtsstreit mit dem Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor bedroht den Fortbestand des Unternehmens. Die drei Fabriken von Solarworld liefen 2015 ungeachtet der Klage aber auf Hochtouren. Nach Berechnungen des Analysehauses IHS produzierte Solarworld Paneele mit einer Kapazität von mehr als tausend Megawatt.Jahresproduktion: 1.117 Megawatt Quelle: DPA
Platz 14: REC Group (Norwegen) Neben Solarworld ist REC die größte verbliebene Photovoltaik-Marke in Europa. Richtig europäisch ist REC freilich nicht. Das Unternehmen hat zwar seinen Hauptsitz in Norwegen, aber produziert wird vorrangig in Singapur. Anfang 2015 wurde REC zudem von der Elkem Group übernommen. Elkem ist eine Tochter des chinesischen Konzerns Bluestar und stellt Silizium her – das Ausgangsmaterial für die Erzeugung von Photovoltaikzellen. REC beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter weltweit und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von rund 755 Millionen Dollar. Jahresproduktion: 1.188 Megawatt Quelle: PR
Platz 13: Sunpower (USA)Amerikas zweitgrößter Photovoltaikkonzern ist 2015 wieder in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Umsatz von rund 1,4 Milliarden Dollar meldet Sunpower Verluste in der Höhe von fast 300 Millionen Dollar. 2016 soll es aber wieder aufwärts gehen. Das kalifornische Unternehmen rechnet mit Erlösen von bis zu drei Milliarden Dollar. Sunpower fertigt nicht nur Module, sondern errichtet und betreibt auch eigene Solarparks. In Deutschland erlangte der Konzern als Haupt- und Trikotsponsor des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen Bekanntheit. Die Partnerschaft endete 2013 aber bereits nach zwei Jahren, weil Sunpower wirtschaftlich in Probleme geriet.Jahresproduktion: 1.253 Megawatt Quelle: Bloomberg
Platz 12: Shanghai Aerospace Automobile (China)In keinem anderen Land der Welt werden so viele Solarmodule hergestellt und Photovoltaikanlagen ans Stromnetz angeschlossen wie in China. Das Reich der Mitte hat Deutschland 2015 als größte Solarnation abgelöst. Und kein Land schickt sich derzeit an, China wieder vom Thron zu stoßen. Im Gegenteil. Bis 2020 will die Staatsregierung in Peking die Solarkapazitäten sogar auf 143 Gigawatt ausbauen. Das wäre eine Verdreifachung der bisherigen Kapazitäten. Einer der größten Profiteure der fernöstlichen Ökorevolution ist schon jetzt die chinesische Firma Shanghai Aerospace Automobile. Jahresproduktion: 1.282 Megawatt Quelle: REUTERS
Platz 11: Risen Energy (China) In der ostchinesischen Provinz Zheijang ist Risen Energy beheimatet. Das Unternehmen wurde 1986 gegründet und beschäftigt aktuell etwa 3000 Mitarbeiter. Seine Solarmodule verkauft Risen überwiegend direkt im Reich der Mitte. Einen Grund daran etwas zu ändern, gibt es ohnehin nicht. Schließlich wächst der chinesische Solarmarkt aktuell um gut 48 Prozent pro Jahr. Jahresproduktion: 1.292 Megawatt Quelle: AP
Platz 10: EGing PV (China)Allein 2015 war der chinesische Markt für 32 Prozent der weltweit neu installierten Photovoltaikkapazität verantwortlich. Von diesem gigantischen Wachstum profitiert auch die Firma EGing PV überproportional. Das Unternehmen existiert seit 2003 und ist in Shanghai an der Börse notiert. Das Geschäftsmodell der chinesischen Firma umfasst nach eigenen Angaben die Produktion sämtlicher Solarprodukte – von Ingots, Wafern und Zellen bis hin zu Photovoltaikmodulen und der kompletten Errichtung von Solaranlagen. Jahresproduktion: 1.324 Megawatt Quelle: REUTERS
Platz 9: GCL (China)Von den 15 weltgrößten Solarkonzernen kommen gleich zehn Unternehmen aus China. Die Staatsregierung rief vor mehr als einem Jahrzehnt zum Aufbau einer eigenen Photovoltaikindustrie auf. GCL zählt zu den führenden Modulproduzenten in China und könnte künftig noch größer werden. Der Konzern ist zuletzt bei dem angeschlagenen Konkurrenten Chaori Solar eingestiegen. Jahresproduktion: 1.722 Megawatt Quelle: Reuters

Vor gut zwei Wochen hatte das zuständige Bezirksgericht in Michigan einem Antrag von Hemlock auf ein verkürztes Verfahren stattgegeben. Nachdem Hemlock nun all seine Forderungen aufgelistet hat, kann der Richter jederzeit ein Urteil fällen. Im Falle einer Verurteilung drohen Solarworld negative Auswirkungen „bis hin zur Bestandsgefährdung“, wie es im Geschäftsbericht des Konzerns heißt. Die geforderte Schadensersatzsumme von 793 Million Dollar übersteigt die liquiden Mittel von Solarworld um gut das Vierfache. Die Bonner haben keinerlei Rückstellungen für eine Prozessniederlage gebildet.

Solarworld kündigte an, gegen ein etwaiges erstinstanzliches Urteil Rechtsmittel in den USA einzulegen. Die Juristen des Bonner Konzerns sind überzeugt, dass die Lieferverträge mit Hemlock nichtig sind, da sie gegen europäisches Kartellrecht verstoßen würden. Solarworld will durch alle Instanzen gehen und stellt sich auf ein langes Rechtsverfahren ein.

Im Kern geht es in dem Rechtsstreit zwischen Solarworld und dem US-Konzern Hemlock um angeblich nicht eingehalte Lieferverträge für Silizium. Der Rohstoff ist die Basis für die Herstellung von Photovoltaikzellen. Solarworld hat zwischen 2005 und 2008 insgesamt vier Vereinbarungen mit teils zehnjähriger Laufzeit mit Hemlock getroffen. Die Bonner haben zugesagt bis Ende 2019 mehr als 24.000 Tonnen Silizium von Hemlock zu beziehen. Doch im Frühjahr 2012 stellte Solarworld alle Überweisungen an Hemlock ein. Daraufhin klagten die Amerikaner.

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