Klageflut Der Bayer-Chef und die Anti-Baby-Pille

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Klagen belasten Konzerngewinn

Die größten Chemiekonzerne der Welt
Das Mitsubishi Chemical-Werk in Yokohama Quelle: Pressebild
Platz 8: Dupont Quelle: dpa
Platz 7:LyndellBasell Quelle: AP
Screenshot Formosa Plastics Quelle: Screenshot
Platz 4: Exxon Mobil Quelle: Reuters
Platz 6: Sabic Quelle: dpa
Platz 6: Shell Quelle: Reuters

So ist der Konzerngewinn, der im Jahr 2012 leicht zurückging, durch Rückstellungen vor allem wegen der Yasmin-Prozesse in den USA belastet. Allein für Vergleiche mit US-Klägern – ohne Anerkennung einer Haftung – hat Bayer bereits eine Milliarde Dollar zugesagt. „Bayer hat bereits jetzt mehr Rückstellungen für Yasmin gebildet, als damals für den wegen Nebenwirkungen umstrittenen Cholesterinsenker Lipobay gezahlt wurde“, sagt Ulle Wörner, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Bayer nahm Lipobay, das bei Patienten zu Muskelschwund geführt haben soll, 2001 vom Markt. Der Aktienkurs brach damals um mehr als 20 Prozent ein, der gesamte Konzern geriet ins Trudeln, ein Verkauf der Pharmasparte schien kurz bevorzustehen.

Welche Summen Pharmakonzerne für Vergleiche mit Patienten aufbringen mussten (zum Vergrößern bitte anklicken)

„Ich erwarte ganz klar, dass an Belastungen nicht mehr allzu viel hinzukommt“, sagt Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die Tausende Bayer-Kleinaktionäre vertritt, mit Blick auf die Yasmin-Prozesse. Tüngler erwartet dazu auf der kommenden Hauptversammlung klare Aussagen von Bayer-Boss Dekkers.

Neue Untersuchung

Dabei dürfte auf dem Aktionärstreffen in den Kölner Messehallen auch ein 196-seitiges Papier zur Sprache kommen, das der frühere Chef der US-Arzneizulassungsbehörde FDA, David Kessler, verfasst hat. Darin hat der Amerikaner in 554 Absätzen schwere Vorwürfe gegen Bayer aufgelistet: Der Konzern aus Leverkusen soll die Behörde über die Sicherheit von Yasmin unzureichend informiert haben.

Was Dekkers dazu seinen Kritikern antworten wird, ist weitgehend vorhersehbar. Bayer verweist darauf, dass die Verhütungspräparate ständig intensiv untersucht würden, dass alle Informationen zu Nebenwirkungen im Beipackzettel stünden und dass letztendlich der Arzt gemeinsam mit den Patientinnen die Entscheidung über die richtige Pille treffe. Finanzvorstand Werner Baumann wetterte schon vor Wochen gegen die „Klageindustrie“ in den USA. Um langwierige Prozesse zu vermeiden, hat sich der Pharmakonzern auf die Vergleichszahlungen eingelassen.

Ein Ende des Ärgers um Meliane und Yasmin bedeuten die Überweisungen an mutmaßlich geschädigte Patientinnen jedoch nicht. Die europäische Arznei-Zulassungsbehörde untersucht die sogenannten Pillen der dritten und vierten Generation jetzt noch einmal neu. Und der Bericht des ehemaligen US-Arzneimittelkontrolleurs Kessler enthält etliche Vorwürfe, die Bayer noch sehr unangenehm werden könnten. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe, möchte sich aber mit Verweis auf die laufenden Verfahren dazu nicht äußern.

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