Klaus Kleinfeld Der Klinsmann der deutschen Wirtschaft

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"Ihr müsst ja nicht unbedingt Weltmeister werden"

Kommt Kleinfeld als amerikanisierter deutscher Topmanager eines Tages nach Deutschland zurück? Warum sollte er, fragen sich viel, wo er doch bei Alcoa ein Vielfaches von dem verdient, was ihm beispielsweise als Chef von ThyssenKrupp oder als Lenker eines deutschen Automobilkonzerns zustehen könnte. Und in den USA wird er gerade so hoch gelobt, dass der gebürtige Bremer keinen Veranlassung sehen könnte, in die deutsche Wirtschaft zu wechseln.

„Es könnte ihn dennoch reizen“, sagt ein Siemensianer, der ihn aus engerer Umgebung von früher kennt. Denn die Schwalbe bei Siemens war unbefriedigend für einen deutschen Topmanager, der  vom keineswegs immer erfolgreichen Aufsichtsratschef bei Siemens fallen gelassen wurde.

Solche Prestige-Überlegungen aber sind es nicht, die Kleinfeld noch nach Deutschland locken könnten. Denn mehr als Siemens-Chef kann er hierzulande ja nicht werden. Aber einem Multiaufsichtsrat Ulrich Lehner könnte er schon auffallen, Kleinfeld könnte ihn sogar ersetzen, denn beide trennen fast zwanzig Lebensjahre.

Kleinfeld aber denkt nicht daran, sich als amerikanischer Manager auf Abruf und mit Rückflugticket nach Deutschland abstempeln zu lassen. Im Gegenteil, er grenzt sich beispielsweise von Siemens-Chef Joe Kaeser offen ab, indem er die Teilnahme am Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg im Mai wegen der Ukraine-Krise absagte. Joe Kaeser dagegen hatte zuvor demonstrativ Putin besucht und hatte dafür weltweit viel Prügel einstecken müssen.

Dennoch: Es fällt auf, wie sich Kleinfeld eine Tür nach Deutschland stets offen hält. So lobt er die deutsche Mitbestimmung und das langfristige Denken und grenzt sich somit auffällig von seinen Kollegen in USA ab. Auch Klinsmann betont seine deutsche Denkungsart im erfolgssüchtigen Amerika. „Ihr müsst ja nicht unbedingt Weltmeister werden“ soll er zum US-Team gesagt haben, um den Stress aus der Mannschaft herauszunehmen. Der Schwabe Klinsmann hält den Ball flacht, ebenso Kleinfeld, der angesprochen auf das Erfolgsmodell USA nur bremisch nüchtern sagt: „Amerika wird besser“.

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