Kohlefaser BMW und Klatten sichern ihre Macht über SGL Carbon

Der Autobauer kauft gut 15 Prozent von SGL - und heizt Gerüchte über eine Übernahme an. Zusammen mit den Anteilen von Großaktionärin Klatten dominiert BMW schon jetzt das Unternehmen. Für VW-Patriarch Piëch wird es eng.

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Konzeptstudie von BMW: Der Autobauer kauft 15,16 Prozent der Anteile an SGL Carbon. Quelle: AFP

München Der Münchener Autobauer BMW hat Volkswagen im Ringen um Einfluss beim einzigen europäischen Carbonfaser- Hersteller SGL Carbon ausgebremst. SGL und BMW teilten am Freitag mit, BMW habe sich gut 15 Prozent der Stimmrechte an SGL gesichert.

Schon vor gut einem Monat hatten Spekulationen auf einen Einstieg von BMW die Börse in Aufruhr versetzt. Autobauer liefern sich derzeit ein Rennen um die beste Versorgung mit einem der entscheidenden Werkstoffe für den Fahrzeug-Leichtbau der Zukunft. VW war im Februar überraschend bei SGL eingestiegen und hielt zuletzt rund zehn Prozent an dem Wiesbadener Unternehmen. Der Schritt hatte Quandt-Erbin und SGL-Großaktionärin Susanne Klatten auf den Plan gerufen, die ihre Anteile daraufhin auf rund 29 Prozent ausbaute.

Der im Nebenwerteindex MDax notierten SGL-Aktie bescherte der Einstieg von BMW einen Kurssprung. Mit einem Plus von 4,6 Prozent auf 45,13 Euro war die SGL-Aktie zeitweise der größte Kursgewinner in dem Index. „Hier wird auf einen Bieterwettbewerb zwischen BMW und VW spekuliert“, sagte ein Analyst.

Grund für das große Interesse der Autobranche an SGL ist, dass sich die Hersteller den Zugang zur Carbonfaser-Technologie sichern wollen. SGL Carbon gehört zu den weltweit führenden Firmen bei Verbundwerkstoffen aus Carbonfasern, die unter anderem für Elektroautos interessant ist. SGL arbeitet mit BMW bereits seit 2009 eng auf diesem Gebiet zusammen. So soll unter anderem das geplante BMW-Elektroauto „i3“ eine Karosserie ganz aus Carbonfasern besitzen.

Auch VW hat ein Auge auf den Werkstoff geworfen. Die VW-Tochter Audi war beispielsweise eine Entwicklungspartnerschaft für carbonfaserverstärkte Werkstoffe mit dem schwäbischen Mischkonzern Voith eingegangen.
Auch Voith ist Aktionär bei SGL und hält inzwischen fast zehn Prozent.

Die nun gesicherte 15-Prozent-Beteiligung ist für BMW möglicherweise noch nicht das letzte Wort. Einem BMW-Sprecher zufolge sind weitere Schritte bei SGL nicht ausgeschlossen. Derzeit fühle sich BMW aber mit dem Anteil wohl. Größter Aktionär von SGL ist nach wie vor die Quandt-Erbin und BMW-Aktionärin Susanne Klatten. Mit ihren 29 Prozent, die sie über ihre Investmentgesellschaft Skion hält, kann sie wichtige Entscheidungen blockieren. Bei BMW hielt Klatten zuletzt 12,6 Prozent der Anteile, die gesamte Quandt-Familie kommt auf mehr als 46 Prozent.

Klatten bemühte sich daher auch am Freitag, den Eindruck zu zerstreuen, der Einstieg von BMW sei mit ihr abgestimmt gewesen.

Denn ein solches Vorgehen wäre aktienrechlich relevant, es könnte als Bündelung von Interessen interpretiert werden. „Die Entscheidung zu einer Beteiligung an SGL wurde vom BMW-Vorstand in alleiniger Verantwortung getroffen“, sagte ein Skion-Sprecher. Weder Frau Klatten noch Skion seien in die Entscheidung eingebunden gewesen. Skion könne aber die Gründe von BMW nachvollziehen.

Eine Übernahme von SGL plane Skion nicht. Zudem betonte der Sprecher, dass Klatten seit dem Einstieg bei SGL immer das ganze Unternehmen im Blick gehabt habe und nicht nur einzelne Geschäfte. Bei SGL hieß es dazu, der Einstieg des Münchener Autobauers zeige, dass die Engagements von BMW und Skion unabhängig zu sehen seien. Volkswagen wollte sich zur BMW-Beteiligung bei SGL nicht äußern.

Begrüßt wurde der Schritt vom SGL-Aktionär Voith. „Wir sehen das sehr positiv, dass sich SGL für weitere Unternehmen der Automobilindustrie öffnet“, sagte ein Sprecher des Maschinen- und Anlagenbauers aus Heidenheim am Freitag. Voith sehe sich in seiner Auffassung bestätigt, dass SGL ein attraktives Finanzinvestment sei. Voith ist seit 2007 an SGL beteiligt.

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