Ein Stern am trüben Prognosehimmel bleibt die Bauwirtschaft, die Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts, als „wichtigsten Treiber der deutschen Konjunktur“ adelt. Die Unternehmen konstruieren und renovieren derzeit an der Kapazitätsgrenze. Im ersten Halbjahr 2012 meldeten sie 5,4 Prozent mehr Aufträge und stellten 2,5 Prozent mehr Beschäftigte ein.
Nicht trotz, sondern wegen der Euro-Krise läuft es so rund am Bau. Aus- und inländische Investoren stecken ihr Geld bei der Suche nach sicheren Anlageformen in deutsche Immobilien – vor allem in Wohnblocks. Denn die sind wenig konjunkturanfällig, und es herrscht Mangel an Wohnraum. Weil die Preise stabil sind, droht keine wertvernichtende Immobilienblase wie in Irland, Spanien oder derzeit in den Niederlanden.
So stieg im Juni die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser um 15 Prozent, die für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sogar um 32,5 Prozent. Insbesondere auf Wohnungsbau spezialisierte Mittelständler wie Kondor Wessels Bouw in Berlin oder Gundlach in Hannover profitieren davon.
Bei einem starken Konjunktureinbruch würden gewerbliche Auftraggeber zwar genehmigte Büro-, Fabrik- und Logistikprojekte auf Eis legen und Aufträge stornieren. „Der Wirtschaftsbau reagiert empfindlich und schnell auf jede Abkühlung“, warnt Heiko Stiepelmann vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Aber davon sei noch „nichts zu sehen – bei uns ist dank der Zuwanderung von Kapital derzeit keine Krise angesagt“.