Kraus-Maffei Wegmann Panzerbauer profitiert von Ukraine-Krise

Russlands Nachbarn erhöhen ihre Militärbudgets – davon will Kraus-Maffei Wegmann etwas abbekommen. Der Panzerbauer hofft auf gute Geschäfte in Osteuropa. Die Kunden sollen auch von einer geplanten Fusion profitieren.

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Leopard 2 bei einer Bundeswehr-Übung: „Wir bekommen jetzt mehr Besuch von dort.“ Quelle: dpa

München Die Ukraine-Krise veranlasst die Regierungen Europas, die schleichende Ausmusterung der Kampfpanzer zu überdenken – eines Waffensystems, das zur Zeit des Kalten Krieges in der Konfrontation zwischen Ost und West eine wichtige Rolle spielte.

Wladimir Putins Annexion der Krim und die Konzentration russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine versetze die Nachbarländer ins Grübeln, sagte Frank Haun, Chef des Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann (KMW). In Ländern wie Finnland und Polen denke man darüber nach, zum ersten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder mehr Panzer anzuschaffen. „Sie beginnen aus Sorge um Russland, mehr zu investieren“, sagte Haun. „Wir stehen in engerer Verbindung zu diesen Ländern und bekommen jetzt mehr Besuch von dort.“

Die Nachfrage nach Ungetümen wie dem Leopard 2 von KMW hatte in den vergangenen Jahren in Europa nachgelassen, da sich die Beziehungen zu Russland verbesserten. Von dem Panzer aus der Zeit des Kalten Kriegs wurden 3200 Exemplare an die Streitkräfte von 16 Ländern verkauft, doch seit fünf Jahren ist kein neues Modell mehr gefertigt worden.

Jetzt lassen jedoch die zunehmenden Spannungen in Osteuropa die Verteidigungsbudgets in der Region wachsen. Polen, Finnland, Norwegen, Estland, Lettland und Litauen - allesamt direkte Nachbarn Russlands - sehen nach Daten des Friedensforschungsinstituts Sipri in Stockholm mehr Geld für die Verteidigung vor.

Die europäischen Herstellern von Panzerfahrzeugen stecken gerade in der größten Umwälzung seit Jahrzehnten. Mit dem bevorstehenden Zusammenschluss von KMW und der französischen Nexter entstehe ein neuer regionaler „Champion“, der die Zusammenarbeit verbündeter Streitkräfte erleichtern werde, betonte Haun. Darüber hinaus werde er dazu beitragen, Kosten zu senken.


Neue Produkte zusammen mit Nexter

KMW verspricht sich von der Fusion neue Produkte, Technologien und Märkte – alles Vorteile, die ein Zusammenschluss mit der deutschen Rheinmetall nicht bieten könnte. Die Düsseldorfer liefern die Hauptkanone, das Feuerleitsystem und die Munition für den Leopard 2. Rheinmetall und KMW arbeiten auch beim Schützenpanzer Puma und dem Transportpanzer Boxer zusammen.

Bei der Fusion mit Nexter will KMW an den Erfolg von früheren europäischen Luftfahrt- und Verteidigungs-Fusionen anknüpfen – etwa von Airbus und Eurofighter. Das kombinierte Unternehmen, das im kommenden Jahr nach komplexer Risikoprüfung und Privatisierung von Nexter entstehen soll, wird seinen Sitz wahrscheinlich in den Niederlanden haben. In beiden Heimatländern der Partner wird es je einen CEO geben – vermutlich Haun und sein Amtskollege bei Nexter, Philippe Burtin.

Zusammen wird das neue Unternehmen ein Auftragsbuch im Volumen von mehr als sechs Milliarden Euro haben, darin inbegriffen die jüngste Bestellung für den Leopard 2, die im vergangenen Jahr aus Katar kam. Nexter will seinen Leclerc für die französische Armee aufrüsten und bewirbt sich um Aufträge für einen Leichtpanzer und einen Truppentransporter.

In der europäischen Landverteidigungsindustrie gibt es 17 aktive Produktionslinien für Kampfpanzer, Truppentransporter und Panzerhaubitzen, wie eine Studie des Centre for European Political Studies in Brüssel zeigt. In den USA dagegen gibt es nur zwei. Durch gemeinsame Produktion könnten die Stückkosten um 30 Prozent sinken, so Haun.

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