Krauss-Maffei-Wegmann, Nexter Deutsch-französischer Panzerbauer auf Leopardenjagd

Nach der Fusion raufen sich KMW und Nexter noch zusammen. Das erste Manöver des Rüstungskonzerns soll ein Nachfolgemodell des Kampfpanzers Leopard sein. Dabei könnte er künftig einen wichtigen Absatzmarkt verlieren.

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KMW und Nexter planen ein Nachfolgemodell. Quelle: dpa

München Die Rüstungsindustrie ist eine langzyklische. Auftragsvergaben, Genehmigungsverfahren und die Entwicklung von Wehrtechnik ziehen sich über Jahre hin. Und so drücken auch der deutsche Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französischen Rüstungskonzern Nexter nach ihrer Fusion Ende vergangenen Jahres nicht gerade aufs Tempo.

„Wir werden in zehn Jahren gemeinsame Produkte haben“, sagte KMW-Chef Frank Haun. Die Planungen könnten jetzt beginnen, allerdings müssten sich die deutsche und die französische Regierung innerhalb von zwei bis drei Jahren einigen, wie man mit solchen gemeinsamen Projekten umgehe und wie die Exportregeln aussehen. Ansonsten könne man nach der ersten Phase nicht weiter entwickeln.

Der neue Konzern kam zuletzt auf einen gemeinsamen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro. In diesem Jahr dürfte er noch einmal spürbar steigen. Vorerst machen die beiden Unternehmen ihre bisherigen Geschäfte weitgehend getrennt voneinander weiter. Haun sieht aber Synergien zum Beispiel beim gemeinsamen Einkauf, die sich insgesamt auf einen zweistelligen Millionenbetrag summierten.

Parallel zur Entwicklung gemeinsamer Produkte – eines der ersten soll ein Kampfpanzer sein – will der neue Konzern weitere Partner suchen. „Wir wollen europäischer werden, und das muss innerhalb der nächsten fünf Jahre passieren“, sagte Haun. Beide Seiten seien daran interessiert, den Kreis zu erweitern.

Der Wildwuchs an Systemen in Europa sei nicht sinnvoll. So gibt es in der Europäischen Union Experten zufolge etwa 4000 Panzer in 16 verschiedenen Varianten von diversen Herstellern. Durch höhere Stückzahlen könne man aber enorme Summen an Steuergeld sparen und die Verfügbarkeit – zum Beispiel durch den Austausch von Ersatzteilen – erhöhen.

Haun kritisierte zudem die komplizierte Regulierung und die langsame Abarbeitung von Exportanträgen.

Für den Leopard 2, der im Export deutlich gefragter ist als der Leclerc von Nexter, muss Haun in den kommenden Jahren ein Nachfolgemodell auf den Markt bringen. Durch ständige Updates werde das Gerät nur immer schwerer, ein nächster Schritt müsse daher die Neuentwicklung eines schweren Kampfpanzers sein.

Das fusionierte Unternehmen, dessen Holding ihren Sitz in Amsterdam hat, müsse sich zunächst einmal finden. Der sehr unterschiedlich zusammengesetzte Aufsichtsrat muss sich auf eine gemeinsame Sprache einigen, auch die Eigentümerstruktur – auf der einen Seite der französische Staat, auf der anderen eine Familie – ist ungewöhnlich. Haun räumte zudem ein, dass eine Doppelspitze immer zu Zeitverzögerungen führe.


Saudis wollen offenbar keine Leopard-Panzer mehr kaufen

KMW könnte einen wichtigen Absatzmarkt verlieren. Saudi-Arabien hat offenbar kein Interesse mehr an einem Großeinkauf von Leopard-Kampfpanzern und könnte künftig auch bei anderen Waffengeschäften mit Deutschland zurückhaltend sein.

„Die klare Wahrheit ist, dass wir an dem Panzergeschäft nicht interessiert sind“, sagte der neue Botschafter des Landes in Deutschland, Awwad S. Alawwad. Waffengeschäfte seien für die Beziehung zwischen Deutschland und Saudi-Arabien „nicht ausschlaggebend“, da deutsche Lieferungen weniger als ein Prozent der saudischen Rüstungsimporte ausmachten. Der Diplomat kritisierte, die Debatte über Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien werde in Deutschland „für interne politische Auseinandersetzungen missbraucht.“ Sofern dies nicht aufhöre, werde sein Land „zukünftig sehr zurückhaltend sein, was weitere Waffengeschäfte mit Deutschland angeht“.

Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien stehen wegen des Vorwurfs gravierender Menschenrechts- und Rechtsstaatlichkeitsmängeln seit geraumer Zeit in Deutschland heftig in der Kritik. Seit längerem ist in den Medienberichten von einem Interesse an umfangreichen Käufen des Kampfpanzers Leopard II die Rede. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte ein solches Geschäft allerdings ausgeschlossen.

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