K+S Norbert Steiner und die drei Fragezeichen

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Steiner und Bethke drohen bis zu zehn Jahre Haft

Laut der Anklageschrift stehen  K+S-Chef Steiner, sein Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Bethke, ein ehemaliges K+S-Vorstandsmitglied und fünf weitere teils ehemalige K+S-Mitarbeiter im Zentrum der Anklage. Ihnen wirft der Staatsanwalt vor, aus Gewinnsucht gehandelt zu haben. So sollen Steiner und Bethke alternative Entsorgungsmöglichkeiten bewusst ausgeschlagen haben, weil die Verpressung der Kalisalzlauge unter die Erde wohl der billigste Weg war. Um die Genehmigung zur Versenkung der Salzlauge zu erlangen, sollen sie etwa Druck auf Behördenvertreter ausgeübt haben.

Im Fall einer Verurteilung drohen Steiner und Bethke bis zu zehn Jahre Haft.

Gleichzeitig verlangt die Staatsanwaltschaft, die Einnahmen abzuschöpfen, die K+S erzielt haben soll, weil das Unternehmen durch die Versenkung der Lauge offenbar mehr Kalidünger produzieren konnte. Den Marktwert des Düngers beziffert die Anklage auf 325 Millionen Euro. Das entspräche fast dem Gewinn von K+S 2014 von 366 Millionen Euro.

K+S verweist darauf, dass eine  fortlaufende Prüfung durch eine externe Kanzlei im Auftrag des Unternehmens ergeben hat, dass keine Anhaltspunkte für strafbares Verhalten vorliegen. Das Unternehmen sieht vor diesem Hintergrund keine Notwendigkeit, finanzielle Vorsorge – beispielsweise in Form von Rückstellungen – zu treffen.

Wie weit sinkt der Kalipreis noch?

Zuletzt notierte der Preis für das K+S-Hauptprodukt Kali bei unter 300 Dollar je Tonne. Im dritten Quartal 2015 waren es immerhin noch 337 Dollar je Tonne. Und in ganz fernen Zeiten, so vor sieben, acht Jahren notierte der Kalipreis auch schon mal bei knapp 1000 Dollar.

Weil die Bauern aktuell weniger Geld etwa für Weizen bekommen, halten sie sich nun mit der Nachfrage nach Kali-Düngemitteln zurück. Zudem steckt mit Brasilien eines der wichtigsten Abnehmerländer in der Krise.

Angesichts des Preisverfalls gibt sich K+S-Chef Steiner gelassen: „Wir haben stets unter Beweis gestellt, dass wir auch mit vorübergehenden Phasen sinkender Preise umgehen können“, sagte er im Februar in einem Interview mit der Agentur Dow Jones. Steiner verweist auf die Situation im Jahr 2007. Damals lagen die Kalipreise auch niedrig, K+S hat damals knapp 300 Millionen Euro verdient. Heute liegt der operative Gewinn bei etwa 800 Millionen Euro.

Zudem will K+S das weniger konjunkturabhängige Salzgeschäft ausbauen. Eine solche Gelassenheit teilen nicht alle.  „Da jedoch der Kalipreis fällt, stellt sich die Frage, ob sich die geplante kanadische Großmine Legacy überhaupt noch rechnet“, sagt DSW-Geschäftsführer Hechtfischer. K+S hält freilich unverändert an der Mine fest.

Nachtrag:

Das Oberlandesgericht Jena hat im Februar 2018 festgestellt, dass die von der Staatsanwaltschaft Meiningen im September 2015 durchgeführten Untersuchungen und Beschlagnahmungen in Geschäfts- und Privaträumen im Zusammenhang mit der Versenkung in der Gerstunger Mulde rechtswidrig waren. Damit sind das Unternehmen sowie die beschuldigten Personen, darunter der ehemalige Aufsichtsratschef Dr. Ralf Bethke sowie der frühere Vorstandsvorsitzende Norbert Steiner vollständig rehabilitiert worden. Der Beschluss bestätigt erneut, dass sämtliche Vorwürfe von Anfang an unbegründet und die erteilten wasserrechtlichen Erlaubnisse rechtmäßig waren. Das Verfahren ist damit endgültig abgeschlossen. 

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