K+S Das steckt hinter der Anklage gegen die K+S-Manager

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"Wer weiß, was da alles versteckt ist."

Sodann hielt der K+S-Manager fest, was er unternommen habe: Ein Anwalt des Konzerns und er hätten "Kontakt zum RP aufgenommen und hinterlegt, dass sie erst einmal alle Akten aus den Aspekt der Vertraulichkeit und eventuell Betriebsgeheimnisse durchsehen müssen, bevor an Reitinger herausgegeben wird". Die Intervention des K+S-Managers bei den Beamten hatte allem Anschein nach Erfolg. In einer Aktennotiz des von K+S beauftragten Anwalts findet sich der Hinweis, dass vier Tage nach der E-Mail, am 13. Oktober 2009, ein Mitarbeiter des RP Kassel bei ihm angerufen und den Termin zur Akteneinsicht verschoben habe. Als Gerstungens Anwalt Reitinger schließlich fast eine Woche später die Akten des Genehmigungsverfahrens einsehen durfte, fühlte er sich von den Beamten offenbar ausgebremst. In einem Schreiben knapp zwei Wochen später an das RP Kassel hielt der Anwalt fest, dass die Akten unvollständig gewesen seien. Das RP Kassel will zu dem E-Mail-Verkehr mit K+S und dem Anwalt des Konzerns keine Stellungnahme abgeben. Die Akteneinsicht sei gewährt worden. Was Inhalt einer Verfahrensakte werde, sei ausschließlich dem Ermessen der zuständigen Behörde überlassen. "Hinsichtlich der Erstellung und des Inhalts der Verfahrensakten fand unsererseits keine Beeinflussung statt." Der zweite Verdachtsmoment, der die Ermittler noch beschäftigen könnte, findet sich in einem E-Mail-Wechsel aus dem Jahr 2011. Darin teilt ein Anwalt, den K+S beauftragt hatte, Mitarbeitern des Konzerns mit, das Regierungspräsidium Kassel habe eine CD geschickt. Auf der seien die Akten der Behörde gespeichert, die die Erlaubnis für K+S zur weiteren Versenkung der Kalilauge in der Nähe von Gerstungen dokumentiere. Offenbar fürchtete der Anwalt, bestimmte Informationen in den Akten könnten irgendwann einmal ein Gericht bewegen, K+S die Erlaubnis zu entziehen.

Jedenfalls schrieb er an K+S: "Da die Versenkerlaubnis möglicherweise beklagt werden wird, müssen wir sicherstellen, dass die Akte 'sauber' ist, bevor Akteneinsicht genommen wird." Der von K+S beauftragte Anwalt wollte zu den Vorwürfen und dem E-Mail-Verkehr nicht Stellung beziehen. K+S sagt, von den E-Mails erst durch die WirtschaftsWoche erfahren zu haben. Der E-Mail-Wechsel stehe aber nicht im Zusammenhang mit der Versenkung in der Gerstunger Mulde von 1999 bis 2007. Das Unternehmen wollen "den Vorgang nun eingehend prüfen". Ein mögliches Verfahren würde K+S-Chef Steiner zu einer Zeit treffen, in der die Aktionäre dem Konzern in Scharen den Rücken kehren. Der 61-jährige Jurist hatte Anlegern rosige Zeiten versprochen, als er im Sommer 2015 ein Übernahmeangebot des kanadischen Konkurrenten Potash ablehnte. Der vorgeschlagene Kaufpreis von 41 Euro je Aktie, so Steiner seinerzeit, habe "den fundamentalen Wert von K+S nicht angemessen reflektiert".

Anleger weiten auf fallenden Aktienkurs

Nun aber notiert die K+S-Aktie bei 18 Euro, einem Drei-Jahres-Tief. Durch den starken Kursverfall droht möglicherweise schon in wenigen Wochen der Rauswurf aus dem Dax. Viele Hedgefondsmanager haben ihr Urteil längst gefällt und geliehene K+S-Aktien verkauft - in der Überzeugung, der Kurs fällt, und sie können die Papiere dann billiger erwerben, um sie zurückzugeben. Knapp ein Fünftel aller K+S-Aktien sind aktuell auf diese Weise leerverkauft, wie Börsianer sagen - ein Rekordwert. Bürgermeister Hartungs nächster Schritt dürfte dem K+S-Aktienkurs zumindest nicht förderlich sein: Er will, nach der Enthüllung des dubiosen E-Mail-Verkehrs, Wiedergutmachung. Seine Gemeinde hat bereits entschieden, von K+S und dem Land Hessen Schadensersatz zu fordern - unabhängig von dem, was die Staatsanwaltschaft letztlich entscheidet.

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