KTG Agrar Ist der Krisenkonzern noch zu retten?

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Diffuses Geschäftsgebaren bei KTG Agrar

Hofreiter hatte das Unternehmen kurzerhand umtaufen lassen in „FRS Foods International Russia & South Africa“. Geschäftsgegenstand ist seither der Vertrieb von Lebensmitteln im In- und Ausland, „insbesondere in Russland und Südafrika“, wie aus dem Versammlungsprotokoll hervorgeht.

Welchen Geschäften das Unternehmen plötzlich in Südafrika nachgeht, ist indes selbst Insidern ein Rätsel. „KTG Agrar hat im Jahr 2015 begonnen, die Strategie und die Strukturen im Nahrungsmittelsegment anzupassen und neue Märkte zu testen“, sagt ein KTG-Sprecher. „In diesem Rahmen wurden auch Umfirmierungen vorgenommen.“

Davon wurden aber offiziell bisher weder die KTG-Aktionäre noch die Anleihegläubiger informiert. Auch im Geschäftsbericht des Konzerns für 2015 taucht zwar die KTG Foods SE auf, nicht aber die FRS Foods. Dabei ist die Umfirmierung durchaus brisant: Bis zum 22. Dezember war KTG Foods „die alleinige Gesellschafterin der Bio-Zentrale“, heißt es in Auszügen aus dem Handelsregister. Kurz vor dem Namenswechsel änderte sich das jedoch und der Minderheitsanteil an der Bio-Marke, unter deren Flagge Müslis, Tofubratlinge und Dinkelnudeln bei Supermarktketten wie Edeka angeboten werden, wurde verkauft. „Fakt ist, dass die KTG Agrar aktuell direkt 94,9% an der Bio-Zentrale Naturprodukte“ halte, heißt es bei KTG dazu. Für die übrigen 5,1 Prozent bestünde ein Vorkaufsrecht.

Ähnlich diffus ist die Lage beim Tiefkühlkosthersteller Frenzel, den KTG über die Tochtergesellschaft FZ Foods gekauft hatte. Die Marke galt als zentrale Säule in Hofreiters Vermarktungskonzept und wurde 2014 mit neuem Verpackungsdesign und Logo aufgemöbelt. Daraufhin, so Hofreiter, seien mit dem deutschen Lebensmittelhandel deutlich höhere Liefermengen vereinbart worden. Ergebnis: Umsatz und Marktanteil legten zu.

Im Geschäftsbericht 2015, der seit Mai 2016 vorliegt, mussten Gläubiger und Aktionäre jedoch erstaunt lesen, das die FZ Food samt Frenzel schon seit fast einem Jahr verkauft ist. Dazu heißt es im Geschäftsbericht: „Die Marke Frenzel hat sich im Geschäftsjahr 2015 nicht erwartungsgemäß entwickelt. Der Umsatz entsprach weitestgehend unserer Prognose, nicht aber die Margenentwicklung.“ Und weiter: „Aufgrund der hohen Wettbewerbssituation (...) wurde die Desinvestition des Tiefkühl-Bereichs beschlossen und mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Juli 2015 durchgeführt.“

An wen Frenzel verkauft wurde, möchte KTG nicht verraten: „Den Verkauf der FZ Foods wollen wir derzeit nicht weiter kommentieren“, sagt ein Sprecher und weist daraufhin, dass im „Rahmen der Ausgliederungen der Tiefkühlsparte im Sinne der Kunden, Marken und Mitarbeiter eine schrittweise Umsetzung innerhalb von 18 Monaten beschlossen“ worden sei.

Fakt ist: Im Konsolidierungskreis der KTG taucht FZ Foods nicht mehr auf. Dafür findet sich ein Hinweis auf das veräußerte Unternehmen in der Übersicht der sonstigen Vermögensgegenstände. Demnach ist kein Kaufpreis geflossen, sondern dem Käufer wurde ein Darlehen in Höhe von 27 Millionen Euro gewährt - eine Summe die Hofreiter eigentlich dringend für die Bedienung der Anleihezinsen gebrauchen könnte.

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