Kuka und die Chinesen „Ich hoffe, dass sich das nicht zur Katastrophe entwickelt“

Der Roboterbauer Kuka ist eine Erfolgsgeschichte. 2015 stieg der Umsatz erstmals über drei Milliarden Euro. Auf der Hauptversammlung blieb das Randnotiz. Die Übernahme-Avance aus China bereitet vielen Anlegern Sorgen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Vorstand des Roboterbauers hat auf der Hauptversammlung vorsichtig für das Übernahmeangebot des chinesischen Elektrokonzerns Midea geworben. Quelle: dpa

Augsburg Zehn Prozent der Anteile halten sie bereits, für mehr als vier Milliarden Euro wollen sie das ganze Unternehmen kaufen. Doch bei der Hauptversammlung des Roboterbauers Kuka in Augsburg hielte sich die Investoren des chinesischen Hausgeräte-Herstellers Midea zunächst im Hintergrund. Dennoch drehte sich an diesem Tag natürlich alles um die Milliarden-Offerte. Und dabei kamen auch Sorgen zur Sprache.

Schon der Veranstaltungsort zeugte vom Aufstieg des Augsburger Roboterbauers in den vergangenen Jahren: Erstmals konnte Kuka das Aktionärstreffen auf eigenem Grund abhalten. Im schicken neuen Entwicklungs- und Technologiezentrum kamen mehrere Hundert Aktionäre zusammen.

Sie alle wollten wissen: Wie geht es nun weiter? Vorstandschef Till Reuter sieht das Interesse der Chinesen als Chance. Der Vorstand werde das Angebot - die offizielle Offerte wird in den kommenden Wochen erwartet - „ergebnisoffen prüfen“. Doch er sieht vor allem die Chancen. Bis 2020 will Kuka den Umsatz in China von 400 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro mehr als verdoppeln. „Ein Partner, der diese Strategie unterstützt und uns hoch besseren Marktzugang verschafft, könnte für Kuka ein erheblicher Wachstumstreiber sein.“

Kurz vor der Hauptversammlung hatte Midea das spektakuläre Übernahmeangebot vorgelegt. 115 Euro bietet der chinesische Hausgerätekonzern. Das bedeutet immerhin einen Aufschlag von fast 60 Prozent auf den Kurs im Februar, bevor sich die Chinesen eine erste Zehn-Prozent-Beteiligung sicherten.

Eigentlich goldene Zeiten für die Kuka-Aktionäre. Das Unternehmen habe sich „vom Sanierungsfall zu einer Perle am Markt“ entwickelt, lobte Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Midea sei nun sogar bereit, einen hohen, strategischen Preis zu zahlen.

Doch viele haben auch Sorgen. „Ich hoffe, dass sich das nicht zu einer Katastrophe für den Standort Deutschland entwickelt“, sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. In den USA und wahrscheinlich auch in China sei es schwer vorstellbar, dass sich ein ausländischer Konzern so eine Schlüsseltechnologie sichere. Das Management solle mit den Großaktionären mit Hochdruck auch nach Alternativen zu dem Midea-Angebot suchen.


Positives Signal aus China

Ein Kleinaktionär kritisierte: „Auch die deutsche Industrie hat geschlafen.“ Schließlich hätten sich zum Beispiel die Autohersteller in den vergangenen Jahren zu Spottpreisen eine Sperrminorität bei Kuka sichern können.

Natürlich wissen alle, dass die mögliche Übernahme sensibles Gelände berührt. Kuka spielt in der Industrie 4.0, also der Digitalisierung der Produktion, eine Schlüsselrolle. China wiederum gilt in der Automatisierung als wichtigster Wachstumsmarkt. Die Roboterdichte ist in der Autoindustrie in Deutschland dreimal, in anderen Industriebranchen zehnmal so hoch. Gleichzeitig sind die Chinesen natürlich auch an der Technologie interessiert.

Kuka-Chef Till Reuter sagte, die Zusagen, die Midea anbiete, seien ein „positives Signal“. Die Chinesen garantieren den Hauptsitz in Deutschland und bekennen sich zu Belegschaft und Standorten. Alle Kundendaten sollen bei Kuka bleiben und vor dem Zugriff aller Anteilseigner geschützt sein. „Midea hat zugesichert, Kukas geistiges Eigentum und alle Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten zu achten“, betonte Reuter weiter. Sein Ziel sei es, diese Zusagen „in langfristig bindende Verträge“ zu überführen.

Die spannenden Fragen wurden an diesem Tag nicht geklärt. So ist offen, wie die anderen Großaktionäre auf das Angebot reagieren. Der Unternehmer Friedhelm Loh, der zehn Prozent hält, ließ sich auf der Hauptversammlung als Aufsichtsrat entschuldigen. Voith-Chef Hubert Lienhard, dessen Konzern sich ein Viertel der Anteile gesichert und damit bislang gute Kursgewinne gemacht hat, hält sich bedeckt.

Das Geschäftsjahr 2015, über das auf der Hauptversammlung berichtet wurde, war an diesem Tag fast nur eine Randnotiz. Der Umsatz stieg, auch wegen der Übernahme der Schweizer Swisslog, um 42 Prozent auf erstmals drei Milliarden Euro. Auch im laufenden Jahr soll es weiter aufwärts gehen. „Kuka hat sich zu einer atemberaubenden Erfolgsgeschichte entwickelt“, frohlockte Aufsichtsratschef Bernd Minning. Das nächste Kapitel werden nun womöglich die Chinesen schreiben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%