LafargeHolcim Chef muss offenbar nach Bericht über Syrien-Affäre gehen

LafargeHolcim steht offenbar vor einem Chefwechsel: Nach einem Bericht über die Syrien-Affäre muss Eric Olsen laut einem Insider den Zementriesen verlassen. Einen Nachfolger soll es noch nicht geben.

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Im vergangenen Jahr hatten Menschenrechtsorganisationen eine Anzeige gegen Lafarge eingereicht und dem Unternehmen vorgeworfen, die Extremistenmiliz Islamischer Staat bezahlt zu haben, um den Betrieb eines Werks in Syrien aufrechtzuerhalten. Quelle: Reuters

Zürich LafargeHolcim-Konzernchef Eric Olsen sind einem Insider zufolge Schutzgeldzahlungen des Zementriesen im syrischen Bürgerkrieg zum Verhängnis geworden. Der Weltmarktführer stehe kurz vor einem Chefwechsel, erklärte die mit der Situation vertraute Person am Sonntag und bestätigte damit Berichte der französischen Zeitung „Le Figaro“ und der „Financial Times“. Dem Insider zufolge seien die Bedingungen des Abgangs des langjährigen Managers noch nicht geregelt. Wer dauerhaft seine Nachfolge übernehmen werde, stehe noch nicht fest. Ein LafargeHolcim-Sprecher wollte sich nicht äußern.

Im vergangenen Jahr hatten Menschenrechtsorganisationen eine Anzeige gegen Lafarge eingereicht und dem Unternehmen vorgeworfen, die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) bezahlt zu haben, um den Betrieb eines Werks in Syrien aufrechtzuerhalten. Die anderen internationalen Konzerne hatten sich einem Experten zufolge damals bereits aus dem Land zurückgezogen.

LafargeHolcim leitete eine interne Untersuchung der Vorgänge ein. Gestützt auf vorläufige Ergebnisse räumte der Konzern Anfang März ein, dass das Unternehmen 2013 und 2014 in Syrien bewaffnete Gruppen dafür bezahlt habe, den Zugang zu einem lokalen Werk zu schützen. Dabei hätten Führungskräfte Fehleinschätzungen getroffen. Im September 2014 stellte das Werk den Betrieb schließlich ein.

Der von externen Anwälten verfasste inzwischen vorliegende Schlussbericht veranlasste den Verwaltungsrat unter der Führung des früheren Juristen Beat Hess dem Insider zufolge nun zum Handeln. Der Fall könnte aber auch ein juristisches Nachspiel haben. Im Oktober hatte die französische Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit Geschäften in Syrien Ermittlungen aufgenommen.

Das Werk in Syrien gehörte damals der französischen Lafarge, die sich 2015 mit der Schweizer Holcim zusammenschloss. Olsen war in der betreffenden Zeit zwar nicht direkt für den syrischen Markt zuständig, verantwortete aber die operativen Abläufe bei Lafarge insgesamt. Der französisch-amerikanische Doppelbürger konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden. Olsen ist einem Insider zufolge nicht der erste Personalwechsel als Folge der Syrien-Affäre. Zuvor hatte bereits der frühere Lafarge-Lenker Bruno Lafont seinen Rückzug aus dem LafargeHolcim-Verwaltungsrat angekündigt, ohne allerdings einen klaren Grund zu nennen.

LafargeHolcim kommt damit nicht zur Ruhe. Der Zusammenschluss war eine schwere Geburt, weil die Kulturen der beiden Firmen nicht richtig zusammen passten. Viele Manager mussten das Unternehmen in dem Prozess verlassen. Olsen, der als Konzernchef nur zweite Wahl war, hatte einen schweren Start, der neugeschaffene Konzern hinkte Konkurrenten wie HeidelbergCement zunächst hinterher. Wenn auch die Sparanstrengungen inzwischen zu greifen begonnen haben, dürfte der nun anstehende Chefwechsel erneut für eine monatelange Verunsicherung bei Mitarbeitern und Investoren sorgen.

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