Lanxess Die Krise ist endgültig beendet

Die Einkaufstour deutscher Chemie- und Pharmakonzerne in den USA geht weiter: Nach Merck, Evonik und Bayer wagt nun auch Lanxess eine Großübernahme. Anders als bei Bayer sind die Aktionäre begeistert.

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Die größten Chemiekonzerne der Welt
Platz 10 - PPG Industries (USA) Quelle: AP
Linde Quelle: dpa
Platz 8: Air Liquide (Frankreich) Die Erfindung von flüssiger Luft legte den Grundstein für einen Weltkonzern. Im vergangenen Jahr kam der französische Chemieriese auf einen Umsatz von 19,08 Milliarden Dollar. Quelle: obs
Platz 7: Henkel (Deutschland)Weltweit ist der Düsseldorfer Konzern bekannt für seine Marken Persil, Pril oder Pritt. Mit einem Umsatz von 19,69 Milliarden Dollar spielt der Dax-Konzern auch unter den internationalen Chemieriesen vorne mit. Quelle: dpa
Platz 6: Dupont (USA)Der komplette Name des amerikanischen Chemieriesens lautet „E I Du Pont de Nemours“. Das geht zurück auf die französischen Gründer, die in die USA emigriert waren und dort 1802 begannen, Sprengstoffe zu produzieren. Heute macht das Unternehmen in über 80 Ländern weltweit einen Umsatz von insgesamt 24,6 Milliarden Dollar. 2017 erfolgte die Fusion mit dem Rivalen Dow Chemical zum größten Chemiekonzern der Welt. Quelle: dpa
LyondellBasell Industries (Niederlande) Quelle: REUTERS
Platz 4 - Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien) Quelle: SABIC

Das Geld ist billig, die Kaufobjekte mehr oder weniger attraktiv. In den vergangenen Monaten machten deutsche Chemiekonzerne durch zahlreiche Akquisitionen in den USA Schlagzeilen: Der Darmstädter Merck-Konzern übernahm den Laborzulieferer Sigma-Aldrich, die Essener Evonik den Chemie-Spezialisten Air Products und Bayer will sich den umstrittenen Saatgut-Konzern Monsanto einverleiben.

Der letzte Deal überzeugt die Aktionäre bislang allerdings noch nicht: Die Aktien von Bayer und Monsanto kommen kaum vom Fleck. Ganz anders bei Lanxess, dem einst ausgegliederten Chemiegeschäft von Bayer. An diesem Montag verkündete Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert die Übernahme des US-Unternehmens Chemtura, eines Spezialisten für Zusatzstoffe in Schmierstoffen und Flammschutzmitteln. Am Montagvormittag stieg die Lanxess-Aktie daraufhin um zehn Prozent.

Warum der Lanxess-Deal bei den Anlegern gut ankommt

Der Preis von 2,4 Milliarden Euro inklusive Schulden ist nicht überteuert. Er entspricht dem etwa Zehnfachen des Betriebsgewinns (Ebitda) – bei anderen Übernahmen lag die Bewertung deutlich höher. Lanxess kauft ein hochmargiges Geschäft, die Gewinnmarge von Chemtura liegt bei zwanzig Prozent. Die Finanzierung steht, die Zahl der Wettbewerber ist überschaubar. Zachert rechnet im Geschäft mit den Zusatzstoffen mit einer jährlichen Wachstumsrate von drei bis vier Prozent. Es sei ein „großer Tag“ für Lanxess, frohlockte der Chef. Fünf Monate hat er intensiv mit Chemtura verhandelt.

Vor allem macht sich Lanxess durch die Übernahme noch unabhängiger vom Kautschukgeschäft, das wegen weltweiter Überkapazitäten und entsprechend niedriger Preise seit Jahren die Bilanz belastet.  Zacherts Vorgänger Axel Heitmann musste vor drei Jahren gehen, nachdem Lanxess aufgrund des maladen Kautschukgeschäfts rote Zahlen schrieb. Zachert baute Stellen ab, schloss Produktionsanlagen und fand schließlich mit der saudi-arabischen Saudi Aramco einen Partner für das Kautschukgeschäft. Der Kölner Chemiekonzern ist inzwischen wieder in den schwarzen Zahlen angekommen. 2015 lag der Betriebsgewinn bei über 800 Millionen Euro – bei einem Umsatz von acht Milliarden Euro.

Die Lanxess-Krise

Mit der Übernahme von Chemtura katapultiert sich Lanxess nun aus dem Krisenmodus heraus  - nun will der Konzern nicht mehr nur sparen und optimieren, sondern wieder angreifen. „Lanxess ist zurück auf Wachstumskurs, schneller als geplant“, sagte Zachert Mitte September. Mit der Übernahme von Chemtours, einem Anbieter von Desinfektionsmitteln für Schweineställe, hatten die Kölner kürzlich bereits eine kleinere Übernahme gestemmt.

Noch ist freilich die aktuelle Übernahme von Chemtura nicht in trockenen Tüchern. Die Aktionäre des US-Unternehmen müssen noch zustimmen, in zwei bis drei Monaten soll eine Hauptversammlung stattfinden. Unter den Aktionären von Chemtura finden sich aktivistische Investoren, die noch für Ärger sorgen könnten. Nicht völlig auszuschließen ist auch, dass ein Konkurrent noch ein Gegenangebot abgibt.

Zachert gibt sich da jedoch optimistisch: „Wir haben Synergien, die andere nicht haben.“  Deswegen, so die unausgesprochene Schlussfolgerung, dürfte sich ein Gegenangebot für Wettbewerber kaum lohnen. Ebenso prüfen die Kartellbehörden noch; nach Angaben von Lanxess soll die Übernahme bis Mitte 2017 besiegelt sein.

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