Lanxess fällt aus dem Dax Warum der Abstieg für Konzernchef Zachert erst der Anfang ist

Seite 2/3

Karriere im Schnelldurchlauf

Konsequent nutzt er, was ihn weiterbringt. Zachert macht Karriere im Schnelldurchlauf. Vorbild ist sein Vater Hans-Ludwig, Präsident des Bundeskriminalamtes in RAF-Zeiten – fordernd, gradlinig und einer, der sich für seine Leute einsetzt.

Der Junior lernt Industriekaufmann bei Daimler, studiert Betriebswirtschaft, heuert als Jungmanager beim damals noch existierenden Chemiekonzern Hoechst an, wird Finanzvorstand beim Brötchenbäcker Kamps, dann in gleicher Position bei Lanxess, schließlich beim Pharma- und Chemiekonzern Merck in Darmstadt. Von dort wechselt er an die Spitze von Lanxess, ist mit 47 Jahren der jüngste Vorstand eines Dax-Konzerns.

Bis zum Beginn seines ersten Berufsjahres 1995 absolviert Zachert etliche Marathonläufe. München, Hamburg, Bremen, Karlsruhe und dreimal Deutschlands bekanntesten Stadtmarathon, Berlin: „Über das Laufen habe ich Ausdauer, disziplinierte Vorbereitung und auch Opferbereitschaft gelernt. Für einen Marathon zu trainieren heißt ja auch, auf viele andere Dinge zu verzichten“, sagt Zachert.

Alles ist Strategie

Zachert spricht auffallend häufig über Opfer. Er sitzt im 19. Stock des gläsernen Lanxess-Turms am Kölner Rheinufer, unter ihm fließt der Rhein, und Zachert sinniert darüber, was er wegen der Karriere verpasst hat. Als er für Merck in Darmstadt arbeitete – die Familie war in Bonn-Bad Godesberg geblieben –, habe er die Entwicklung seiner gerade geborenen Töchter verpasst: „Erst war ich der Darling, dann hatten wir plötzlich kaum noch Kontakt.“ Seine Frau, die er während seiner Hoechst-Zeit kennenlernte, wusste immerhin, worauf sie sich einlässt.

Wenn Zachert die heute verfahrene Lage bei Lanxess beschreibt, benutzt er Worte wie Durststrecke, Etappenziele oder Schritte. Es klingt häufig nach Laufen bei ihm. Alles ist Strategie. Seine Marathonstrecken ist Zachert im Geiste vorher durchgegangen: Wie gehe ich den ersten Abschnitt an? Wie den zweiten? Welche Zwischenzeit will ich?

Bislang hat er gehalten, was er versprochen hat

Mit Lanxess macht er es mittlerweile genauso. Seinen Sanierungsmarathon hat er folgerichtig in drei Schritte eingeteilt:

Schritt 1: Arbeitsplatzabbau und Sparprogramm – ist weitgehend abgeschlossen. 1000 von weltweit 17 000 Jobs fallen weg.

Schritt 2: Neuorganisation der weltweiten Produktion. und des Vertriebs. Noch sind dazu nicht alle Maßnahmen eingeleitet.

Schritt 3: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Bis zum Herbst will Zachert einen Partner für das kriselnde Kautschukgeschäft präsentieren, möglicherweise aus Russland oder dem Mittleren Osten. Selbst ein Verkauf der Mehrheit an der Sparte steht zur Debatte.

Immerhin: Bislang hat der Lanxess-Chef immer gehalten, was er versprochen hat. Und oft noch einen draufgesetzt – wie etwa die verbesserte Ergebnisprognose für 2015, die er zur jüngsten Quartalsbilanz abgab. Beim Leverkusener Halbmarathon hatte er angekündigt, mit einer Zeit zwischen 1:50 und 2:00 ins Ziel einlaufen zu wollen, am Ende schaffte er 1:46.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%