Linde-Fusion Der neue Chef will Bedenken zerstreuen

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Letzte Hürden vor dem endgültigen Abschluss

Linde, 1879 von Carl von Linde gegründet, ist ein durch und durch globales Unternehmen. Fast alle Aktionäre des Münchner Traditionskonzerns sitzen außerhalb Deutschlands. Mehr als 90 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Linde im Ausland; nur zehn Prozent der Linde-Belegschaft arbeitet in Deutschland. Praxair dagegen macht sein Geschäft hauptsächlich in den USA und Lateinamerika, und Angel ist ganz und gar Amerikaner.

An der North Carolina State University schloss der Praxair-Chef 1977 ein ingenieurwissenschaftliches Studium ab. Später setzte er in Baltimore einen MBA drauf. Doch der sportliche Manager hat sich auch schon die Hände schmutzig gemacht. Sein erstes Geld verdiente Angel auf Baustellen, wo er Backsteine für den Hausbau zurechtschnitt. Mehr als zwei Jahrzehnte seines Berufslebens verbrachte Angel bei dem amerikanischem Technologiekonzern GE, vor allem im Vertrieb und Marketing. 2001 kam er zu Praxair, 2007 übernahm er den Chefsessel.

Diesmal stimmt fast alles

Immer mal wieder in den vergangenen Jahrzehnten, erzählen Angel und Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle heute, hätten sie die Möglichkeiten einer Fusion ausgelotet. Nie hätten die Bedingungen und das Umfeld wirklich gestimmt. Jetzt stimmt offenbar alles.

Fast. Denn bevor der Zusammenschluss in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen werden kann, müssen die Unternehmen mit 25 verschiedenen Wettbewerbsbehörden verhandeln. Das Kartellrecht ist eine nicht zu unterschätzende Hürde bis zum endgültigen Abschluss. Vor allem in den USA und Südamerika gibt es Überlappungen von Aktivitäten beider Hersteller. Linde hat in den vergangenen Jahren in den USA kräftig investiert. Im Rahmen der Verhandlungen für die Fusionsvereinbarung, das so genannte Business Combination Agreement, haben sich beide Unternehmen vorsorglich auf eine Obergrenze für eventuelle Verkäufe von Geschäften verständigt. Müsse man zuviel an Aktivitäten veräußern, habe der Deal irgendwann keinen Sinn mehr, heißt es bei Linde.

Linde-Chefkontrolleur Reitzle indes will nun erstmal einen Schlussstrich unter die Querelen mit den Arbeitnehmervertretern ziehen. Er spricht von einem „Pakt“, den es jetzt gebe; am Abend nach Ende der entscheidenden Aufsichtsratssitzung habe „Konsens“ geherrscht, behauptet Reitzle, um dann zu einem Seitenhieb gegen Gewerkschaften und Betriebsräte auszuholen: „Ich glaube, dass ein paar Beteiligte sich ein bisschen verrannt hatten und da nicht mehr raus kamen“, sagt er mit Blick auf den massiven Widerstand der Arbeitnehmervertreter.

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