Linde: Reitzles heiße Gerüchteküche

Wolfang Reitzle

Wolfang Reitzle,64, ist nicht zu beneiden. Eigentlich ist es eher still um den früheren Automobilmanager geworden, seitdem er erfolgreicher Linde-Chef ist. Den Aktienkurs von Linde hat in seiner Ägide mehr als verfünffacht, das Unternehmen schlug eine atemberaubende Wachstums-Bergtour ein. Mittlerweile ist Linde der größte Anbieter von technischen Gasen in der Welt. Reitzle hat alles richtig gemacht. Wenn da nicht noch ein offener Punkt wäre.

Es handelt sich um seine Nachfolge. In Industriekreisen wird damit gerechnet, dass der Nachfolger erst im Herbst bekannt gegeben wird. Doch schon jetzt wird fast wöchentlich ein möglicher Nachfolge-Kandidat von Reitzle in den Medien präsentiert. Und diese Meldungen bleiben zunächst stehen. Erst später treten offizielle Dementis das Feuer aus.

Das sind die fünf Manager, die bisher als kandidatentauglich für die Reitzle-Nachfolge bewertet wurden:

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Kasper Rorsted

Der Henkel-Chef führte wochenlang die Hitliste der Kandidaten an. Erst Anfang der Woche kam das Dementi. Vorher verweigerte Rorsted jeden Kommentar zu dieser Spekulation, was die Gerüchteküche nur noch mehr anheizte.

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Martin Brudermüller

Der Vizechef von BASF hätte gepasst, wurde lange als idealer Kandidat genannt, weil er aus einem Grundstoff-Chemiekonzern stammt, und zu dieser Branche wird auch Linde gezählt. Außerdem ist Brudermüller Asien-Experte, in dieser Region will Linde expandieren. Bis Brudermüller ausrichten ließ, dass er nicht zur Verfügung steht, sahen viele Beobachter, auch bei den Banken, in Brudermüller einen Kandidaten, der sogar eine spätere Fusion von Linde und BASF vorbereiten könnte. Moral: Wenn nicht rechtzeitig dementiert wird, wird die Gerüchte-Welle zum Tsunami.

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Joe Kaeser

Der Siemens-Finanzchef würde gerne irgendwann einmal Siemens-Chef werden, doch das steht in den Sternen. Der Chefposten bei der benachbarten Linde AG würde passen. Denn Linde muss in den nächsten Jahren konsolidieren und den Parforceritt von Wolfgang Reitzle verdauen. Da wäre ein Finanzmann ideal. Dieses Gerücht bekommt eine weitere Dimension: Es könnte sein, dass Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme wegen einer Weihnachts- und Silvesterreise im Wert von 250 000 Euro den Chefsessel im Kontrollgremium räumen muss. Dann könnte ihm Reitzle als Aufsichtsratschef nachfolgen. Dieser könnte dann Kaeser doch noch zum Siemens-Chef machen. Es wäre also voreilig für Kaeser, sich bei Linde als Chef zu empfehlen.

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Bernd Bohr

Der scheidende Bosch-Topmanager war zehn Jahre lang Chef der Kraftfahrzeugsparte, er verlässt Bosch jetzt, um sich privaten Dingen zu widmen. Nach Auskunft, die er der WirtschaftsWoche gab, plant er einen Segeltörn. Segeltörns aller Art waren immer wieder beliebte Auszeiten für Manager, die längst schon die Chance auf einen neuen Top-Job witterten. Auch Reitzle hat jahrelang in der Automobilindustrie gearbeitet, das Zuliefergeschäft kennt er aus seiner Tätigkeit als Aufsichtsratschef von Continental.

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Der große Unbekannte

„Ein deutscher Manager, der im Ausland arbeitet“, soll sich unter den heißen Kandidaten von Linde-Aufsichtsratschef Manfred Schneider befinden, so das jüngste Gerücht. Ein wichtiger Mitentscheider für die Reitzle-Nachfolge ist auch Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Der gehört sowohl dem Siemens-Aufsichtsrat als auch dem Kontrollgremium von Linde an. Als Königsmacher bei Linde spielt Ackermann eine Rolle, weil er beispielsweise Siemens-Manager freigeben müsste. Siemens-Aufsichtsratschef Cromme kann das nicht mehr alleine entscheiden, er gilt bei Siemens als angeschlagen.

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