Machtkampf bei Thyssenkrupp Warum Hiesinger gegen die Zerschlagung ist

Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger Quelle: dpa

Die Hauptversammlung am Freitag wird für Thyssenkrupp-Konzernchef Heinrich Hiesinger zur Zitterpartie. Großinvestor Cevian erhöht den Druck und fordert einen radikalen Umbau des Konzerns.

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Heinrich Hiesinger verfügt über eine selten gute Gabe: Je mehr Druck, desto ruhiger und gelassener wirkt der Top-Manager. Seit 2011 führt der 57-Jährige den Essener Industrieriesen Thyssenkrupp. Von Tag eins im Quartier an der Altenessener Straße ist der Druck auf den Ex-Siemens-Manager nicht weniger geworden – im Gegenteil.

Jetzt, wo die lang erkämpfte Stahlfusion mit dem indischen Wettbewerber Tata so gut wie geschafft ist, erhöht Großinvestor Cevian den Druck massiv auf den Vorstand. Die Schweden sind mit 18 Prozent nach der Krupp-Stiftung zweitgrößter Thyssenkrupp-Investor. Vor der Hauptversammlung am Freitag fordert Cevian erneut einen radikalen Umbau des Konzerns. Das, was Hiesinger in den vergangenen Jahren bei Thyssenkrupp geschafft hat, reicht ihnen nicht. Cevian will endlich mehr Rendite für das eingesetzte Kapital sehen. Schnelle Kursgewinne sind zu erreichen, wenn der Konzern zerschlagen wird. Die Einzelteile, ist sich Cevian sicher, seien mehr Wert als das Konglomerat.

Nicht nur Cevian fordert radikale Schritte von Hiesinger. Auch Aktionärsschützer sind unzufrieden. Selbst wenn es zur Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel komme, reiche dies nicht aus, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Thomas Hechtfischer, der Nachrichtenagentur Reuters. "Uns fehlt der Fortschritt. Uns fehlt der richtige Befreiungsschlag." Auf der Hauptversammlung, wird sich Hiesinger mit diesen Vorwürfen auseinandersetzen müssen und vor allem: Er muss seinen Investoren eine Antwort liefern.

So viel ist sicher: Mit Hiesinger ist eine Zerschlagung des Essener Traditionskonzerns nicht zu machen. Für ihn ist klar, dass sich ein Konzern mit 160.000 Mitarbeitern weltweit nicht mal eben so von einer Ecke in die nächste treiben lassen kann. Hiesinger will an seinem langfristigen Plan festhalten und aus dem Essener Konglomerat einen innovativen Technologiekonzern formen. Und das braucht halt Zeit. Nur geht den Investoren leider die Geduld aus.

Hiesinger will an seinem Langfrist-Plan festhalten

Einfach weitermachen wie bisher ist keine Option für Hiesinger – dafür ist der Druck des Großinvestors zur groß. Sobald die Tinte unter dem Vertrag über das geplante Stahl-Gemeinschaftsunternehmen mit Tata getrocknet ist, muss Hiesinger zeigen, dass auch in den anderen Sparten, die Dinge nicht so bleiben, wie sie sind.

Da ist etwa die nächste Baustelle der Anlagenbau. Dort geht es nach einem Einbruch bei den Aufträgen zumindest beim Eingang mit neuen Aufträgen wieder bergauf. Dann ist da die Marine-Sparte, die immer wieder mit Korruptionsfällen zu kämpfen hat. Aktuell macht Hiesinger ein Schmiergeldverdacht beim Milliarden-U-Boot-Deal mit Israel zu schaffen. Bestätigen sich die Vorwürfe, steht ein Milliardenauftrag auf der Kippe.



Beantworten muss Hiesinger auch die Frage, wie sich tatsächlich mehr Synergien zwischen den so unterschiedlichen Geschäften wie den Bau von riesigen Industrieanlagen, dem Geschäft mit Autoelektronik und Aufzügen bis hin zu U-Booten heben lassen? Geht das überhaupt? Wenn da nicht mehr zu holen ist, dann stellt sich tatsächlich die Frage, welche der einzelnen Geschäfte etwa mit Partnerschaften gestärkt werden könnten. Oder welches Geschäft eigenständig in einem separaten börsennotierten Unternehmen geführt werden könnte.

Auch der indische Konzern Tata ist ein Konglomerat. Wenn sich die beiden Konzerne schon im Stahlgeschäft einig geworden sind, vielleicht gäbe es da noch andere Chancen für eine Zusammenarbeit, etwa im Automobilbereich. Auch dort ist Tata wie Thyssenkrupp aktiv.

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