Manz und China Frühlingsrollen statt Maultaschen

Die Shoppingtour chinesischer Investoren in Deutschland geht weiter. Neuestes Schnäppchen ist der Maschinenbauer Manz. Die Finanziers aus Fernost haben es vor allem auf die Technik angeschlagener Firmen abgesehen.

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Im Januar hat Chem_china das Unternehmen für 925 Millionen Euro übernommen. Quelle: Reuters

Stuttgart Es hat langsam schon Züge eines Ausverkaufs. Schwächelt ein Maschinenbauer oder Autozulieferer oder gibt es ernste Nachfolgeprobleme, dann lassen sich chinesische Unternehmen nicht zweimal bitten. Denn kaum jemand ist bereit, mehr Geld für deutsche Technologie zu bezahlen. Darüber hinaus wird die Shopping-Tour chinesischer Firmen auch von der eigenen Regierung mit günstigsten Finanzierungskonditionen unterstützt.

Nach dem Betonpumpenhersteller Putzmeister und dem Strickmaschinenbauer Stoll holt sich jetzt der schwäbische Apple-Zulieferer Manz Unterstützung aus China. Der Firmengründer und Vorstandschef des angeschlagenen Unternehmens aus Reutlingen, Dieter Manz, ermöglicht dem chinesischen Maschinenbauer Shanghai Electric über eine Kapitalerhöhung den Einstieg mit mindestens 29,9 Prozent der Anteile. Manz erhofft sich für das an der Börse mit 200 Millionen Euro bewertete Unternehmen eine Kapitalspritze von mehr als 90 Millionen Euro.

Der neue Investor aus China erhält damit Zugang zur Technologie der Energiespeicher-Systeme und der Solar-Sparte von Manz, hieß es in einer Mitteilung. Damit sei auch die Entscheidung gefallen, das defizitäre Geschäft mit Dünnschicht-Solarmodulen (CIGS) fortzuführen, das Manz im vergangenen Jahr infrage gestellt hatte.

Manz passt als Anlagenbauer und Solar-Unternehmen genau ins Anforderungsprofil chinesischer Unternehmen, die mit Übernahmen auf deutsche Technologie abzielen.

Unter anderem wegen Auftragsverschiebungen, vor allem in China schrieb Manz 2015 rote Zahlen. Ein Sanierungsprogramm läuft. Beinahe jede zehnte Stelle wird gestrichen. Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen zwölf Monaten auf rund 37 Euro nahezu halbiert. Haupteinnahmequellen des Unternehmens sind Anlagen zur Produktion von Displays für Tablet-PCs, Smartphones und Notebooks. Große Hoffnungen setzt Manz auf das noch junge Batterie-Geschäft, in dem der Spezialmaschinenbauer von der steigenden Nachfrage nach Elektroautos profitieren will.

Shanghai Electric soll über eine Kapitalerhöhung um 43 Prozent einsteigen. Vorstandschef Manz und seine Frau Ulrike, die zusammen 39 Prozent halten, wollen nicht mitziehen. Ihr Anteil dürfte nach Verwässerung aber noch über der Sperrminorität liegen. Die Familie Manz und die Chinesen planen, ihre Anteile zu bündeln. In diesem Fall müsste den freien Aktionären ein Pflichtangebot gemacht werden. Manz will das Unternehmen weiterhin führen. Der Aufsichtsrat habe seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert, teilte er mit.


Die Liste wird länger

Aber es trifft nicht nur schwäbische Unternehmen. In ganz Deutschland wird die Liste der Mittelständler unter chinesischer Flagge immer länger.

EEW Energy: Die chinesische Holding Beijing Enterprises gibt Anfang Februar bekannt, den Müllverbrennungsspezialisten EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen. EQT zufolge handelt es sich um die bisher größte chinesische Direktinvestition in ein deutsches Unternehmen.

Krauss-Maffei: Der Spezialmaschinenbauer aus München wurde im Januar von Chem-China, dem größte Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. Chem-China kam unlängst erneut in die Schlagzeilen - mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.

Koki Technik Transmission Systems: Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

Hilite: Avic übernimmt ebenfalls 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer aus Unterfranken.

Tailored Blanks: Der Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

Kion:: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Wiesbadener Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

Kiekert: Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.

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