Maschinenbau Roboter auf dem Vormarsch – doch die Marge von Kuka schwächelt

Im ersten vollen Jahr nach der Übernahme durch die chinesische Midea kann Kuka mit Umsatzwachstum glänzen. Doch die Marge geht zurück.

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Der Roboterhersteller machte zum Jahresende 2017 weniger Gewinn. Quelle: dpa

München Mit dem Kauf des Roboterbauers Kuka durch die chinesische Midea erreichte die Übernahmewelle deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren im Jahr 2016 ihren Höhepunkt. Das erste volle Jahr von Kuka nach der Übernahme zeigt, warum die Chinesen bereit waren, den stolzen Preis von rund 4,5 Milliarden Euro zu bezahlen: Der Umsatz des Augsburger Unternehmens wuchs deutlich stärker als erwartet. Vor allem die Robotersparte konnte glänzen. Allerdings gibt es in Sachen Profitabilität gerade in den anderen Konzernsparten noch einiges zu tun.

Kuka-Chef Till Reuter kann insgesamt zufrieden sein mit dem Jahr 2017. „Die starke Nachfrage nach intelligenten Automatisierungslösungen hält an“, sagt er am Donnerstag. Der Konzernumsatz stieg 2017 um 18 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Die Robotersparte konnte überproportional wachsen und mit 1,2 Milliarden Euro erstmals die Milliardenschwelle überspringen. Ursprünglich hatte sich Kuka ein Umsatzziel von 3,1 Milliarden Euro gesetzt.

Anders sieht es allerdings bei der Profitabilität aus. Das ursprüngliche Ziel einer operativen Umsatzrendite vor Kaufpreisallokationen und Wachstumsinvestitionen von über 5,5 Prozent wurde verfehlt. Kuka landete bei 4,3 Prozent. Das entsprechende Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg nur leicht auf 148,3 Millionen Euro.

Kuka profitiert von der immer stärkeren Automatisierung in der Industrie. Im vergangenen Jahr dürfte der Absatz an Industrierobotern laut Branchenverband IFR weltweit um 18 Prozent auf 346000 Neuinstallationen gestiegen sein. Bis zum Jahr 2020 dürfte es 521000 sein. „Roboter arbeiten mit höchster Präzision und werden - mit dem Internet der Dinge vernetzt - eine Schlüsselrolle in neuen digitalen Fertigungsumgebungen spielen“, sagt Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics.

Kuka-Roboter sind zum Beispiel in fast jeder Autofabrik weltweit dabei. Vom neuen chinesischen Eigentümer wollen die Augsburger erst in den kommenden Jahren so richtig profitieren – durch einen besseren Marktzugang in China und den Einsatz in Midea-Hausgeräte-Fabriken.

Allerdings können die neuen chinesischen Eigentümer nicht rundum glücklich sein. Das vergleichsweise schwache Ergebnis hat mehrere Gründe. Die Robotersparte konnte das operative Ergebnis um fast ein Drittel auf 133,1 Millionen Euro steigern und glänzte mit einer Marge von 11,1 Prozent (Vorjahr: 10,1 Prozent).

Dagegen machte der Logistikspezialist Swisslog zwar Fortschritte: Das operative Ergebnis konnte auf 10,4 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden. Die EBIT-Marge ist mit 1,4 Prozent aber immer noch niedrig. Ähnlich sieht es im Bau von Automatisierungsanlagen aus: Der Geschäftsbereich Systems konnte den Umsatz zwar um 13 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis brach aber von 91,3 auf 17,8 Millionen Euro ein. Kuka sprach von Ergebnisbelastungen bei einzelnen Projekten und Restrukturierungskosten.

Im November hatte Kuka angekündigt, 250 Arbeitsplätze bei Systems in Augsburg zu streichen. Nach Einschätzung in Industriekreisen hat der Stellenabbau nichts mit den neuen Eigentümern zu tun – die Restrukturierung sei demnach in jedem Fall notwendig gewesen.

Bislang sind die meisten Betriebsräte in deutschen Unternehmen mit chinesischen Eigentümern mit den Investoren zufrieden. Das ergab eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Im Saldo ist die Personalentwicklung über alle erfassten 42 chinesisch investierten Unternehmen in Deutschland bislang positiv“, heißt es in der Untersuchung. Arbeitsplätze seien nicht nur in der Entwicklung, sondern teilweise auch in der Fertigung aufgebaut worden. „Das Credo der neuen Eigentümer beziehungsweise Anteilseigner ist nicht die Marge sondern in erster Linie das Umsatzwachstum.“ Und da kann Midea bei Kuka ja bislang zufrieden sein.

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