McLaren Die britische Antwort auf Ferrari

Der britische Supersportwagenbauer McLaren will den Absatz innerhalb weniger Jahre verdoppeln. Dabei hilft ein Porsche-Jäger – und massive Investitionen in neue Modelle und alternative Antriebe.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Innerhalb von sechs Jahren wollen die Briten ihren Absatz verdoppeln. Helfen soll unter anderem der „Porsche-Jäger“ 570 S. Quelle: dpa

Düsseldorf Die britischen Sportwagenbauer sind zurecht stolz auf ihre große Tradition. Marken wie Aston Martin und Lotus lassen seit Jahrzehnten das Herz von Autoenthusiasten höher schlagen. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass britische Sportwagenbauer sich seit Jahrzehnten schwertun, Gewinne abzuwerfen. Die „englischen Patienten“ werden sie deswegen in der Szene ein bisschen spöttisch genannt. Die internationale Konkurrenz scheint den Briten schon durch ihre Größe voraus zu sein.

Dass es auch anders geht, beweist derzeit die Supersportwagenschmiede McLaren. Obwohl man im Vergleich mit Aston Martin und Lotus auf eine vergleichsweise kurze Historie zurückblickt, sind die Briten einer der wenigen Kleinserien-Hersteller, die Gewinne machen. Mit gerade einmal 2000 produzierten Autos, arbeitet die Marke im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut profitabel – und setzt sich nun ambitionierte Wachstumsziele.

In den kommenden sechs Jahren wolle man die Produktion auf 5000 Exemplare steigern und damit mehr als verdoppeln, kündigt McLaren-Boss Mike Flewitt im Interview mit dem Branchenmagazin Automotive News Europe an. Damit das gelingt sollen in den kommenden sechs Jahren 15 neue Modelle auf den Markt kommen. Rund eine Milliarde Pfund (1,3 Milliarden Euro) wollen die Briten dafür im selben Zeitraum investieren. Die Investitionen sollen komplett aus dem Umsatz finanziert werden.

Nachdem man die VW-Tochter Lamborghini überholt hat, könnte man damit künftig in Absatzregionen vorstoßen, in denen sich bisher nur Ferrari bewegt. Die Italiener gelten im Supersportwagensegment als Maß aller Dinge. Um die Exklusivität zu wahren, produzierte man in Maranello jahrelang nicht mehr als 7000 Fahrzeuge. Dieses Jahr sollen es 7900 sein. Mit 5000 verkauften Sportwagen käme McLaren dem italienischen Vorbild immer näher.

Dabei haben auch die Wunderautobauer aus Woking in ihrer vergleichsweise kurzen Historie einige Turbulenzen erlebt. An den Erfolg des legendären F1 aus dem Jahr 1994 konnte man lange nicht mehr anschließen. Jahrelang stand für die McLaren Group, zu der auch der berühmte Rennstall gehört, unterm Strich nur ein Millionenverlust.

Vor etwa fünf Jahren begann der Neustart: mit P1 – einem 931-PS-starken Supersportwagen feierte man im Jahr 2012 seine Rückkehr auf dem Pariser Autosalon. Mit einem Preis von einer Million Euro und einer Auflage von 375 Exemplaren zielte man damit aber auf eine sehr exklusive Zielgruppe. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern.


China könnte McLaren ausbremsen

Ihr Einstiegsmodell 570S verkaufen die Briten ab 160.000 Euro – und damit in direkter Preiskonkurrenz zum Porsche 911er. Dieses Jahr wurde die Baureihe um den 570 GT erweitert. Schon dieses Jahr sollen die kleineren McLaren-Modelle den Jahresabsatz auf 3.000 Exemplare steigern.

Die hohen Investitionen sollen aber auch dabei helfen, den Anteil von Hybridmodellen an der Flotte zu erhöhen. Auch wenn für die Briten als Kleinstserienhersteller in Europa und den USA nicht die gleichen strengen Kriterien erfüllen müssen wie andere Autobauer, könnte der hohe CO2-Ausstoß ihnen am Ende in einem wichtigen Markt Probleme bereiten.

Denn die chinesischen Behörden könnten die Wachstumspläne von McLaren durchkreuzen. Derzeit wird in China über einen Grenzwert von 121 Gramm – ohne Ausnahme. Ein Wert, der für einen heutigen Sportwagen kaum zu erreichen ist. Nicht umsonst halten die Marktforscher von IHS Automotive die Absatzziele von McLaren für sehr ambitioniert. Auch wenn China nur rund zehn Prozent der Verkäufe ausmacht, will McLaren den Hybridantrieb darum bei mehr Modellreihen einführen. Der Antrieb ist bei den Briten nicht nur eine Option. Wird ein Hybridantrieb entwickelt, ist er für die gesamte Baureihe die einzig verfügbare Motorenvariante. Bis in den kommenden sieben Jahren wolle man so den Flottenschnitt halbieren, der derzeit bei 250 Gramm auf 100 Kilometer liegt.

Damit seine Strategie aufgeht, muss McLaren-Boss Flewitt in den kommenden Jahren auch die Investoren bei der Stange halten. Denn beim Profit läuft McLaren dem Vorbild Ferrari noch hinterher. Auch in den kommenden Jahren rechne er eher mit moderaten Gewinnen, gibt Flewitt zu. Er will die Anteilseigner mit anderen Versprechen locken: Man habe den Unternehmenswert seit 2013 verdoppelt. Bis zum Jahr 2022 solle dieses Kunststück noch einmal wiederholt werden.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%