Midea Drei Szenarien für den Kampf um Kuka

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Szenarien 2 und 3: Bieterwettkampf und reibungslose Übernahme

Szenario 2: Es kommt doch noch ein Bieterwettkampf in Gang, Midea bessert sein Angebot nach oder kauft zu einem späteren Zeitpunkt zu höheren Kursen weitere Kuka-Aktien auf

Noch höhere Kurse als die nun von Midea gebotenen 115 Euro dürfte es zunächst nicht geben. Wer jetzt andient, bekommt noch sichere 115 Euro. Denn in der Frist eingereichten die Kuka-Papiere muss Midea auch nehmen. Das Übernahmeangebot ist zwar freiwillig. „Freiwillig“ bedeutet aber nur, dass Midea noch keine 30 Prozent hatte, als es das Angebot abgab; damals war das Angebot freiwillig. Pflicht wäre ein Übernahmeangebot erst jenseits dieser Schwelle gewesen.

Trotz erheblicher Bemühungen einiger wichtiger Kuka-Kunden, allen voran der deutschen Autoindustrie – zuletzt hatte sogar Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel für eine „europäische Lösung“ geworben, fand sich kein Konkurrent bereit, mit Midea um Kuka wett zu bieten. In Frage kämen vor allem ABB aus der Schweiz und Siemens, aber auch ein Konsortium aus mehreren Maschinenbauern oder Autozulieferern wäre denkbar. Siemens winkte gleich offiziell ab, von den anderen möglichen Weißen Rittern ist ebenfalls kein Gebot mehr zu erwarten.


Kein Wunder: Bei Bekanntgabe des Midea-Angebots lag das bereits satte 47 Prozent über dem damaligen Kuka-Börsenkurs.

Die Chinesen haben mit dem Kuka Management nun eine Vertrag geschlossen, wonach zunächst bis 2023 alle Standorte und Mitarbeiter erhalten bleiben. In den nächsten sechseinhalb Jahren dürfte daher eher kein Höhenflug der Aktie über die nun gebotenen 115 Euro hinaus zu erwarten sein, da Midea die verbleibenden Aktien vorerst nicht kaufen darf. Danach ist das selbstverständlich denkbar.


Szenario 3: Die Übernahme geht wie geplant bis Anfang August über die Bühne, Kuka-Aktionäre bekommen im Laufe des Jahres 115 Euro je Aktie gut geschrieben

Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Mehrheit der Kuka-Aktien bei Midea bleibt und in den kommenden Tagen noch weitere dazukommen. Freie Kuka-Aktionäre sollten das Angebot bei 115 Euro annehmen. Sehr viel mehr bekommen sie nach menschlichem Ermessen in den kommenden Jahren nicht mehr für das Papier, und das Risiko eines Scheiterns der Übernahme ist zwar gering, aber auch nicht null.

Und es drohen herbe Kursverluste, sollte die Übernahme doch noch platzen: Denn Kuka wäre alleine auf dem aktuellen Kursniveau krass überbewertet. Die Roboter sind zwar technisch führend, aber mehr im Detail als grundsätzlich. Ein halbes Dutzend andere Hersteller kann Schweiß- und Montage-Roboter bauen, die wichtigsten sind Fanuc und Yaskawa aus Japan sowie ABB.

Das Kuka Aktie hat aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Grundlage der für 2016 geschätzten Gewinne von 36. Pro Euro-Kuka-Umsatz bieten die Chinesen rund 1,40 Euro. Konkurrent Fanuc kommt nur auf ein KGV von 21 (2016), Yaskawa von knapp 16-. ABB , allerdings kein reinrassiger Roboterhersteller, hat ein KGV von 18.

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