Midea Drei Szenarien für den Kampf um Kuka

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Szenario 1: Die Übernahme scheitert noch

Ein Scheitern ist unwahrscheinlich. Die erste Hürde auf dem Weg zur Übernahme der Aktienmehrheit durch Midea wäre, dass die Chinesen ihr im Kaufprospekt kommuniziertes Mindestziel von 30 Prozent der Kuka-Aktien verfehlen. Doch da sie bereits Anfang des Jahres 13 Prozent an Kuka besaßen und inzwischen die beiden Kuka-Großaktionäre, der Friedhelm Loh und Voith, ihre zusammen rund 35 Prozent an Kuka Midea angedient haben, kann man das nahezu ausschließen. Folgerichtig meldete Midea vergangene Woche, man habe bereits mehr als 51 Prozent der Kuka-Aktien angedient bekommen. Gestern waren es 57 Prozent. Gut möglich, dass es sogar mehr als 75 Prozent sein werden, wenn die Nachfrist Anfang August abläuft.

Eine weitere Hürde wären Bedenken der Kartellwächter. Aber auch das Kartellrecht dürfte Mideas Pläne nicht bremsen. Midea hat als Konsumgerätehersteller bisher keine Industrieroboter-Sparte, es gibt also kaum Überschneidungen und eine marktbeherrschende Position droht nicht: Industrieroboter sind weder eine komplett neue Erfindung, es gibt sie seit den 1970ern, noch beherrschen wenige Anbieter (Oligopol) den Markt. Neben Kuka bauen unter anderem Siemens, Adept (USA), Fanuc (Japan), ABB, GE und Yaskawa (Japan) Industrieroboter -- auch, wenn Kuka bei bestimmten Leichtbau-Modellen einige Alleinstellungsmerkmale hat.

Anders sähe das bei den von vielen Kunden aus der Autobranche und zuletzt auch von Bundes-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel herbeigesehnten europäische „Weiße Rittern“, aus: deutschen oder wenigsten europäischen Unternehmen, die ihrerseits für Kuka böten und so verhinderten, dass kritisches Know-how in die Hände der Chinesen gelangt. Die Kandidaten Siemens und ABB hätten sehr wohl kartellrechtliche Probleme, da sie eigene Industrieroboter bauen.

Ein möglicher Stolperstein ist eine US-Behörde: Kuka betreibt ein Werk im amerikanischen Toledo und hat unter anderem an Fertigungsstraßen für US-Flugzeugbauer mitgebaut, die auch Militärtechnik produzieren. Das Committee on Foreign Investment in the United States, kurz CFIUS, prüft bei Übernahmen und Fusionen, ob sie sicherheitsrelevante Technik in falsche Hände gelangen ließen. Sie ist alles andere als ein Papiertiger, hat in der Vergangenheit des Öfteren Übernahmen blockiert. Kuka und Midea könnten gezwungen sein, die aus Sicht der USA sensiblen Teile vom Erwerb auszunehmen, etwa durch eine Abspaltung des US-Geschäfts. Die gesamte Übernahme verhindern kann oder will CFIUS aber kaum – wohl aber verkomplizieren und den Prozess erheblich in die Länge ziehen. Für den Kurs der Kuka-Aktien wäre es kein schönes Szenario, wenn dadurch die Zweifel wieder Auftrieb gewännen.

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