Militär-Drohnen "Die Zulassung ist die Hölle"

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Vorbehalte gegen Drohnen und unbemannte Waffensysteme

Auch bei Panzern wird es schwierig. Denn die Robo-Leos müssen wie alle größeren Militär-Laster im Falle eines Konflikts versorgungssicher sein. Im Klartext: Sie müssen nicht nur mit sauberem Euro-Diesel von der Tankstelle funktionieren, „sondern mit fast allem bis zum Salatöl“, wie ein Panzerbauer nur halb scherzt. „Die heutigen Motoren dürfen nur außerhalb der städtischen Umweltzonen angelassen werden, womit sie fast nicht einsetzbar sind.“

Ebenso hoch könnten die Hürden in der deutschen Gesellschaft werden. Denn gegen Drohnen und andere unbemannte Waffensysteme gibt es breite Vorbehalte. „Unbemannte Killermaschinen, wie es bewaffnete Drohnen nun einmal sind, können die Hemmschwelle drastisch senken, zu militärischen Mitteln und Gewaltanwendung zu greifen“, fürchtet etwa Stefan Körner, Bundesvorsitzender der Piratenpartei.

Flugzeugführer, die von den USA aus ihre Maschinen im Mittleren Osten steuern

Das bestreiten die Hersteller naturgemäß. Zum einen verweisen sie auf Studien der US-Armee. Danach sind Flugzeugführer, die von den USA aus über Satelliten ihre Maschinen im Mittleren Osten steuern, nicht weniger beteiligt am Kampfgeschehen als die Soldaten vor Ort. „Ihnen ist sogar noch bewusster was sie tun. Denn anders als Kampfpiloten vor dem Abwurf einer Bombe haben sie ihre Ziele lange vorher beobachtet“, so der Strategiechef eines Rüstungskonzerns.

Auch dass Fernsteuerung den Krieg entmenschlicht, wollen die Hersteller nicht gelten lassen. „Die Geschichte zeigt: Die größten Gräuel begehen immer die Menschen in der Hitze des Gefechts selbst, besonders wenn sie ein längerer Krieg und die Furcht um ihr Leben abgestumpft haben“, so der Strategiechef.

Drohnen, die sich eigenständig in Verbänden organisieren

Das bedeutet nicht, dass alle Einwände der Rüstungsgegner falsch liegen. So warnt etwa Piratenpolitiker Körner: „Mit teilautonomen Drohnen wird der Weg für autonome Systeme bereitet“.

Wie Systeme ohne Einwirkung eines Menschen agieren können, zeigt das dramatische Szenario im RomanKill Decision“ des US-Schriftsteller Daniel Suarez, den der verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher als „Jules Verne unserer Zeit“ beschrieb. Der Techno-Thriller schildert plausibel, wie ein Schwarm billiger Miniflieger ohne Rücksicht die Gegner ihrer Hersteller attackiert und alles auf dem Weg dahin zerlegt - bis hin zu riesigen Frachtschiffen.

Das mag wie eine wilde Fantasie klingen. Tatsächlich aber hat sich das US-Militär die zivile Schwarmforschung angeeignet und Drohnen konstruiert, die sich eigenständig in Verbänden organisieren. Diese offizielle "Low Cost Autonomous Attack Systems" oder Locaas genannten Maschinen kosten nur 3000 US-Dollar pro Stück und sind in größeren Mengen kaum abzuwehren. Zumal sie ihre Gegner selbstständig auswählen, im Schwarm angreifen und sich untereinander abstimmen, damit sie nicht alle das gleiche Ziel beschießen.

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