Militärtransporter A400M Die Bundeswehr muss weiter warten

Schon jetzt schätzt das Verteidigungsministerium die Verzögerungen beim A400M auf fast neun Jahre. Nachdem bei einer französischen Maschine Risse entdeckt wurden, muss jetzt der Rumpf der Maschine umgebaut werden.

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Bei dem Transportflugzeug gibt es weitere Verzögerungen. Diesmal wurden Risse im Rumpf entdeckt. Quelle: AP

Berlin Airbus will bei den deutschen Militärtransportern des Typs A400M mittelfristig Rumpfbauteile austauschen, an denen bei einer französischen Maschine Risse festgestellt worden waren. „Dieser Austauschvorgang - isoliert betrachtet - könnte nach Angaben der Firma bis zu sieben Monate dauern“, schrieb der Leiter der Rüstungsabteilung im Verteidigungsministerium, Benedikt Zimmer, am Freitag an die Obleute im Wehr-Ausschuss.

Der Umbau solle in den kommenden Jahren im Rahmen der ohnehin fälligen Nachrüstungen der Flugzeuge stattfinden. Die Bundeswehr verfügt bisher über drei A400M, die aber noch nicht alle vertraglich vereinbarten Fähigkeiten erfüllen und daher mittelfristig von Airbus noch aufgerüstet werden müssen.

„Der Hersteller ist jetzt gefordert, eine die verschiedenen Probleme umfassende Planung vorzulegen“, schrieb Zimmer in seiner Unterrichtung der Obleute. Erst dann dürfte abzuschätzen sein, wie lange die Umrüstung der einzelnen Maschinen dauern wird.

Das Milliardenprojekt kämpft derzeit nicht nur mit den Rissen am mittleren Rumpf des A400M, sondern auch mit massiven Triebwerksproblemen. Die Bundeswehr befürchtet deshalb weitere Lieferverzögerungen. Im Ministerium gibt es daher erste Überlegungen, wie eine Lücke im Lufttransport für eine Übergangszeit gestopft werden könnte. Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte die Angaben auf Anfrage.

Das A400M-Programm wird seit Jahren von Verzögerungen und milliardenschweren Kostenexplosionen geplagt. Zuletzt wurden bei dem Flugzeug gravierende Triebwerksprobleme entdeckt. Die Schwierigkeiten gefährden inzwischen die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr: Weil 2021 das letzte Exemplar des aus den 60er Jahren stammenden Transportflugzeuges Transall ausgemustert werden soll, „werden mögliche weitere Verzögerungen im A400M-Programm zu nicht mehr kompensierbaren Fähigkeitslücken führen“, warnte das Ministerium jüngst in einem vertraulichen Rüstungsbericht. Die weitere Auslieferung der Flugzeuge sei wegen „der hohen Anzahl der durch den Hersteller zu vertretenden gravierenden Risiken“ nicht mehr zuverlässig planbar.

Die Bundeswehr hat bisher drei von insgesamt 53 Maschinen erhalten, die allerdings zahlreiche militärische Anforderungen noch nicht erfüllen. So kann das Flugzeug bislang keine Fallschirmspringer und Lasten in der Luft absetzen. Auch der Verletztentransport soll laut dem Bericht erst ab Ende 2016 möglich sein. Wegen Mängeln bei der Selbstschutzanlage können die deutschen A400M zudem unter Bedrohung bislang nicht eingesetzt werden.

Ob dieses und andere Mankos noch zu beheben sind, ist unklar. „Nach derzeitiger Einschätzung ist ungewiss, ob die vollständige Leistungsfähigkeit der Selbstschutzanlage erreicht und das Betanken von Hubschraubern in der Luft möglich sein wird“, heißt es in dem Rüstungsbericht.

Trotz dieser Probleme peilt das Verteidigungsministerium bisher nach eigenen Angaben keinen Stopp des Projekts an. „Die Frage nach einem Abbruch stellt sich derzeit nicht“, erklärte ein Sprecher. Die Bundeswehr denkt allerdings nach Angaben aus Kreisen des Verteidigungsausschusses über Alternativen nach. So könnten - eventuell gemeinsam mit Partnerstaaten wie Frankreich - Transportflugzeuge beschafft werden, hieß es. Als denkbare Modelle gelten unter anderen die C-130 „Hercules“ von Lockheed oder die C-17 „Globemaster“ von Boeing. Eine andere Möglichkeit wäre, die Transall noch länger zu nutzen.

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