Milliardendeal in Ölbranche BP bestätigt Gespräche mit Rosneft

Der Ölkonzern bestätigt Gespräche mit dem russischen Staatskonzern Rosneft über den Verkauf von TNK-BP. Die Gespräche seien weit fortgeschritten. Damit entstünde der weltgrößte Ölförderer – unter Kontrolle von Putin.

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Auf dem Weg zur Einigung: BP bestätigt Gespräche mit Rosneft über einen Milliardendeal. Quelle: Reuters

London Der Öl-Multi BP hat Verhandlungen mit dem russischen Staatskonzern Rosneft über einen Verkauf seines 50-Prozent-Anteils an dem Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP bestätigt. Die Gespräche befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte das britische Unternehmen am Montag mit. Bislang sei keine Einigung erzielt worden. Eine weitere Stellungnahme werde veröffentlicht, wenn und falls ein Geschäft zustande komme.

Nach Angaben von mit dem Vorgang vertrauten Insidern könnte die Vereinbarung ein Volumen von 25 Milliarden Dollar haben. Das Vorgehen Rosnefts ist Teil der Pläne von Präsident Wladimir Putin, die staatliche Kontrolle über Industriebereiche wiederzuerlangen, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion teilweise extrem günstig an Privatinvestoren verkauft wurden. Viele Branchen waren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren hastig privatisiert worden.

Rosneft hat auch ein Angebot für die andere Hälfte von TNK-BP vorgelegt, die im Besitz von vier russischen Milliardären ist. Sollten auch diese ihre Beteiligung verkaufen - wonach es derzeit aussieht - würde Rosneft mehr als die Hälfte der zunehmend verstaatlichten Ölproduktion in Russland kontrollieren und mehr Öl und Gas fördern als der US-Weltmarktführer Exxon Mobil.

Das komplizierte Geschäft mit BP soll den Kreisen zufolge in zwei Schritten ablaufen. Letztlich soll BP zehn bis 13 Milliarden Dollar in bar erhalten und einen Aktien-Anteil an Rosneft von 16 bis 20 Prozent mit einem Wert von 12 bis 15 Milliarden Dollar. Laut "Financial Times" sprach sich das BP-Direktorium bereits für das Vorhaben aus.

Damit würden die Briten zwar weniger Öl in dem rohstoffreichen Land fördern, könnte sich aber bei künftigen Projekten auf engere Verbindungen zu Rosneft und dessen Chef, dem einflussreichen Putin-Vertrauten Igor Setschin, stützen. Putin selbst hatte sich im September mit den Spitzen von BP und Rosneft zu Gesprächen über das Thema getroffen.


Alten Streit zu den Akten legen

Zudem könnte BP die von heftigen Streitereien geprägte Allianz mit den Oligarchen zu den Akten legen. Dabei ging es um lukrative Förderquellen in der Arktis, wo Experten ein Fünftel der weltweit noch unentdeckten Ölvorkommen vermuten. BP wollte bei der Erschließung von Feldern in der Region mit Rosneft zusammenarbeiten. Das Oligarchen-Konsortium AAR aber bestand darauf, dass nicht BP selbst, sondern TNK-BP dort mit Rosneft Öl fördert.

Auch die Vorliebe der russischen Regierung, größere Ölfelder an staatseigene Betriebe zu vergeben, schränkte den Aktionsradius von TNK-BP deutlich ein. Finanziell hätte sich die TNK-BP-Investition für BP aber wohl gelohnt: Das Unternehmen war 2003 gegründet worden, BP hatte der Anteil damals sieben Milliarden Dollar gekostet.

Rosnefts steiler Aufstieg begann Mitte des vergangenen Jahrzehnts, als der Konzern den Großteil des Ölkonzerns Yukos von Putin-Kritiker Michail Chodorkowski übernahm. Chordorkowski wurde in spektakulären Prozessen wegen Steuerhinterziehung, Unterschlagung und Geldwäsche zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, Yukos musste in die Insolvenz und wurde zerschlagen.

Chodorkowski gehörte zu einer kleinen Gruppe russischer Unternehmer, die in den Zeiten der Privatisierung durch den günstigen Erwerb von Staatsbetrieben reich wurden. Er bezeichnet das Vorgehen gegen ihn als politisch motiviert und vermutet das Präsidialamt im Kreml als Drahtzieher dahinter. Dort assistierte Setschin damals Putin als Vizestabschef.

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