Mobileye Das mächtige Auge des Autos

Intel kauft für 15,3 Milliarden Dollar den Zulieferer Mobileye. Die Israelis sind der führende Sensoren-Hersteller für das selbstfahrende Auto. Der Deal ist eine gute Nachricht für die deutschen Hersteller. Ein Kommentar.

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Die Kameras und Sensoren des israelischen Unternehmens gelten in der Branche als Auge des selbstfahrenden Autos. Quelle: AP

Düsseldorf Dass er keine Angst hat, sich auch mit großen Namen anzulegen, bewies Amnon Shashua, Mitgründer und Technikchef von Mobileye, schon im vergangenen Sommer. Damals übte der Autozulieferer aus Israel deutliche Kritik an Tesla-Chef Elon Musk. Dessen Autopilot, erklärte Shashua, sei noch nicht bereit für die Straße. Kurzerhand kündigte Mobileye die Partnerschaft mit dem kalifornischen Elektropionier auf – zur Verblüffung vieler Branchenexperten. „Wir haben einfach entschieden, wo wir unsere Ressourcen für die Zukunft der selbstfahrenden Autos konzentrieren wollen“, erklärte Shashua damals.

Sein Selbstbewusstsein kann sich der Israeli leisten. Die Kameras und Sensoren von Mobileye gelten in der Branche als Auge des selbstfahrenden Autos. Sie werden von etlichen Herstellern eingesetzt. Nicht umsonst hat der Aktienkurs von Mobileye in den vergangenen Jahren kräftig zugelegt.

Nun hat Intel die Übernahme des Unternehmens angekündigt. Satte 15,3 Milliarden Dollar wollen die Amerikaner für das israelische Start-up bezahlen. Damit ist Mobileye beispielsweise fast zehnmal so teuer wie die jüngst verkaufte deutsche Automarke Opel.

Die Übernahme durch Intel dürfte auch die deutschen Hersteller aufatmen lassen. Denn mit dem amerikanischen IT-Riesen hat sich nun ein Käufer gefunden, der weiter ein Interesse daran hat, seine Produkte an möglichst viele Kunden in der Industrie zu verkaufen. Intel wird – anders als Google oder Apple – nicht als möglicher Konkurrent der Zukunft wahrgenommen, sondern als Kooperationspartner.

Mit VW haben die Israelis eine Partnerschaft vereinbart. Und schon heute betreibt BMW gemeinsam mit Mobileye und Intel seine Forschungen zum selbstfahrenden Auto. Alle Partner sollen dabei ihre Stärken ausspielen. Die Münchener steuern ihre Expertise beim Fahrzeugbau bei, Mobileye die hochpräzisen Sensoren und Intel die Softwarekompetenz. Dass aus den zwei BMW-Partnern künftig einer werden könnte, ist für die Allianz mit dem deutschen Autobauer nicht von Nachteil. Mobileye kann dagegen mit der Finanzkraft von Intel im Rücken weiter expandieren.


Gemeinsam neue Konkurrenten fernhalten

Das ist auch für ein weiteres gemeinsames Projekt der deutschen Autoindustrie von großer Bedeutung. Gemeinsam haben Audi, BMW und Daimler den Kartendienst Here übernommen, um den hochpräzisen Karten von Google ein eigenes System entgegenzusetzen. Doch um die Daten für diese Karten zu sammeln und zu aktuell zu halten, brauchen sie die richtigen Sensoren. Auch hier helfen die Chips und Kameras von Mobileye. Intel ist ebenfalls mit 15 Prozent an Here beteiligt.

Unter der Führung der Amerikaner soll nun eine neue Plattform entstehen, die den Standard für das selbstfahrende Auto der Zukunft bildet. Zuletzt hatte Intel-Chef Brian Krzanich auf der CES in Las Vegas hervorgehoben, dass man auch andere Unternehmen an den eigenen Entwicklungen teilhaben lassen wolle.

Das eigentliche Ziel nach der Übernahme dürfte es sein, gemeinschaftlich mit den Autokonzernen neue Konkurrenten fernzuhalten. Insbesondere der IT-Riese Google gilt mit seiner Finanz- und Datenmacht als besonders ambitionierter Entwickler selbstfahrender Systeme – und hat sich mit Fiat Chrysler verbündet. Daimler arbeitet darüber hinaus mit dem Mobilitätsdienst Uber an autonomen Autos.

Am Ende dürften nur wenige Plattformen überleben. Die Chance, dass auch die deutschen Hersteller bei einer solchen Plattform eine führende Rolle spielen, ist durch die Übernahme von Mobileye durch Intel eher gestiegen als gesunken.

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