Jeans, Jackett, Mikrofon in der Hand – rund eine Stunde lang beantwortete Tesla-Chef Elon Musk auf der Jahreshauptversammlung die Fragen der Aktionäre. Dabei veröffentlichte der Elektroautopionier auch erste Fotos des Model Y, dem für frühestens 2019 geplanten neuen Crossover. „Die Nachfrage wird höher sein als beim Model 3“, verkündete Musk.
Das neue Fahrzeug ist von großer Wichtigkeit für Tesla. Bislang führt das Unternehmen mit dem Model S und dem Model X nur zwei Modelle. Mit dem Model 3 läuft in wenigen Wochen ein drittes, preiswerteres Fahrzeug für den Massenmarkt vom Band. Eine von Analysten befürchtete Produktionsverspätung wird es dabei nicht geben. Die Vorbestellungen für das Model 3 belaufen sich auf knapp 400.000. „Wer jetzt eins bestellt, muss bis Ende nächsten Jahres warten“, sagte Musk.
Das Model Y ist das vierte Modell von Tesla. Es ist ein kleinerer Geländewagen, der sich in einer ähnlichen Preisklasse wie das 35.000 Dollar teure Model 3 bewegen soll. Anders als beim Geländewagen Model X will Musk beim Model 3 und Y erst allmählich neue Versionen etwa mit Dualmotoren anbieten. „Wir wollten beim Model X zu viele coole Sachen auf einmal“, kritisierte sich der Tesla-Chef rückblickend selbst.
Die Tesla-Chronik
Zwei Teams um den US-Ingenieur Martin Eberhard und den Milliardär Elon Musk entwerfen die Vision eines Elektrofahrzeugs, das mit Akkus angetrieben wird. Auf der Basis des Prototyps T-Zero. Neben Musk stecken auch die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page und der eBay-Gründer Jeff Skoll Geld in das Projekt.
Drei Jahre arbeitet Tesla am ersten Modell, im Juli 2006 stellt das Unternehmen den Roadster vor. Der zweisitzige Sportwagen auf der Basis des britischen Leichtgewicht-Roadster Lotus Elise verfügt über einen 215 kW (292 PS) starken Elektromotor, der seine Energie aus 6.831 Lithium-Ionen-Notebook-Akkus bezieht.
Im August 2007 tritt der damalige CEO Martin Eberhard zurück, im Dezember 2007 verlässt er das Unternehmen komplett. Am Ende landet der Streit der Gründer fast vor Gericht – bis eine außergerichtliche Einigung erzielt werden kann.
Musks finanzielle Mittel alleine reichen zum Wachstum nicht mehr aus. Mit Daimler und Toyota steigen zwei große Autokonzerne bei Tesla ein. Trotzdem schreibt das Unternehmen weiterhin Millionenverluste.
Lange war der Bau einer eigenen Limousine unter dem Codenamen „WhiteStar“ geplant. Auf der IAA in Frankfurt feiert das Model S, eine 5-sitzige Limousine die Premiere. Anfangs übernimmt Lotus die Fertigung. Ab 2011 wird das Modell in einer ehemaligen Toyota-Fabrik in Freemont gebaut. Pro Jahr werden zunächst 10.000 Modelle gefertigt.
Tesla erhält vom US-Energieministerium einen Kredit über 450 Millionen Dollar. Das Geld investiert das Unternehmen in den Aufbau einer eigenen Fertigung.
Musk wagt den Börsengang. Mit einem Ausgabepreis von 17 Dollar geht der Elektrohersteller in den Handel – und macht den Gründer wieder reich. Über Nacht erreicht erreichen die Anteile von Musk einen Wert von 650 Millionen Dollar, obwohl das Unternehmen bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Gewinne gemacht hat.
Tesla veröffentlicht Pläne einen eigenen SUV an den Start zu bringen. Das Model X soll im Sommer 2015 erstmals ausgeliefert werden und die Modellpalette von Tesla erweitern. Am Ende verzögern sich die Pläne, die Produktion des Model X läuft erst im Herbst an – und das nur schleppend.
Endlich schreibt Tesla schwarze Zahlen. Auch den Millionenkredit des Staats zahlt das Unternehmen neun Jahre früher als es nötig gewesen wäre. Mit der Ausgabe neuer Aktien und Anleihen nimmt das Unternehmen rund eine Milliarde Dollar ein. Der Aktienkurs des Unternehmens beläuft sich mittlerweile auf 147 Dollar. Damit ist das Unternehmen an der Börse mehr wert als Fiat.
Im Mai haben die Bauarbeiten in Reno, Nevada, für die weltgrößte Batteriefabrik begonnen. Hier will Tesla nicht nur die Akkus für seine Elektroautos und auch sogenannte "Powerwalls" für den Hausgebrauch montieren, sondern auch die Batteriezellen selbst aus Rohstoffen herstellen. Das Investitionsvolumen beträgt fünf Milliarden Dollar, als Partner ist Panasonic mit im Boot.
Tesla gibt Pläne bekannt, mit dem Model 3 ein kompaktes Auto für den Massenmarkt auf den Markt bringen zu wollen. Der Wagen, der rudimentär erstmals im März 2016 gezeigt wurde, soll rund 35.000 Dollar kosten und soll über eine Reichweite von 320 Kilometern (200 Meilen) verfügen.
Nach der Vor-Premiere des Model 3 im März steht zur Jahresmitte ein weiterer Meilenstein an: In der Gigafactory werden die ersten Batteriezellen gefertigt. Diese sind zwar vorerst für die PowerWall-Heimakkus gedacht, bringen das Unternehmen aber einen Schritt näher an die Massenfertigung des Model 3.
Ende Juni 2017 übergibt Tesla die ersten 30 Model 3 an ihre Besitzer übergeben - allesamt sind Tesla-Beschäftigte. Die ersten 30 von mehr als einer halben Million Vorbestellungen, die Tesla erst einmal lange abarbeiten muss.
Tesla erreicht am 1. Juli das Produktionsziel für seinen Hoffnungsträger Model 3. In den sieben letzten Tagen des zweiten Quartals seien 5031 Fahrzeuge hergestellt worden, teilt der Konzern. Vom Erfolg der Serienfertigung beim Model 3 hängt ab, ob sich Tesla mit seinen 40.000 Beschäftigten vom unrentablen Nischenplayer zum profitablen Hersteller wandeln kann.
Anders als zuvor geplant, will Tesla für das Model Y nicht die gleiche Produktionsplattform wie beim Model 3 nutzen. Das würde dem Fahrzeug nicht gerecht werden und zu wenige Vorteile bringen. Im Gegenteil: „Wir wollen die Kapitalinvestitionen beim Model Y im Vergleich zum Model 3 um den Faktor zwei senken“, prophezeite Musk.
Das Foto vom Model Y lässt nur die Umrisse erahnen. Es ähnelt dem Model 3. Was fehlt, sind die Außenspiegel. Schon beim Model X wollte Tesla auf sie verzichten und mit Kameras ersetzen. Aber die Aufsichtsbehörden senkten den Daumen. Bereits zuvor verriet Musk, dass sein neuestes Fahrzeug wie das Model X die nach oben schwingenden Flügeltüren haben soll.
Mehr Details werden vielleicht schon bald zu erfahren sein. Ende September will Tesla den Prototypen eines elektrischen Lkw vorstellen. Dann könnte es auch etwas anderes zu sehen geben, deutete Musk an. Vielleicht das Model Y?