Modelloffensive von Alfa Romeo Mit der Power von Ferrari

Alfa Romeo spielt in der Strategie von Fiat-Chef Sergio Marchionne eine zentrale Rolle. Mit neuen Modellen wollen die Italiener den Druck auf die deutschen Premiumkonkurrenten erhöhen - mit Hilfe von Ferrari.

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Der Alfa Romeo 4C gilt als Vorbote der Modelloffensive der Italiener. Quelle: dpa

Detroit Fiat-Chef Sergio Marchionne macht Ernst mit seiner Premium-Offensive - und plant den Angriff auf Audi, BMW und Mercedes. Dafür wollen die Italiener eine neue Modelllinie mit heckangetriebene Limousinen und SUVs auf den Markt bringen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Unternehmenskreise. Der Clou: unter der Motorhaube der Modelle, deren Markteinführung für 2016 geplant ist, sollen in der High-End-Varianten Motoren verbaut werden, die aus der Entwicklungsabteilung von Konzernschwester Ferrari stammen.

Neue Modelle sind für Alfa dringend notwendig, denn unter Marchionnes Ägide hatten die Verkäufe der Konzernmarke zuletzt mächtig gelitten. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2004 ist der Absatz um 56 Prozent auf 74.000 Exemplare geschrumpft. Allein 2012 mussten die ausgegebene Absatzziele noch einmal um 40 Prozent nach unten korrigiert werden, weil angekündigte Modelle durch die Krise in Europa doch nicht auf den Markt gebracht wurden. Mit der Erholung des europäischen Markten und der Übernahme von Chrysler soll der sportlichen Tochter von Fiat nun neues Leben eingehaucht werden.

„Das ist die letzte Chance für Alfa Romeo“, sagt Guiseppe Berta, Professor an der Bocconi Universität und früherer Chef des Fiat-Archivs. „Marchionne setzt auf die Zukunft. Um die deutschen Premiummarken zu schlagen, muss er Alfa einzigartig machen. Seine besten Argumenten dafür sind die Ferrari-Motoren und das italienischen Design.“

Dafür könnte Alfa sogar bereit sein, sich von seinen Bestsellern trennen, berichtet Bloomberg. Die neuen Versionen der Modelle MiTo und Guilietta, die derzeit noch 99 Prozent aller Verkäufe ausmachen, könnten eingestellt werden. Offiziell will sich Fiat nicht zur Zukunft von Alfa Romeo noch nicht äußern.

Erst im Mai will der italienische Autobauer seine Pläne für Alfa bei einer Präsentation in Detroit vorstellen. Die Wiedergeburt ist eines der Kernelemente der Fusionsstrategie von Fiat und Chrysler. Marchionnes Hoffnung: die Marke, die in den 1960ern einst Klassiker wie den Duetto Spider hervorbrachte, könnte für die Gruppe ein Gewinnbringer werden wie Audi für Volkswagen, weil im Premiumsegment höhere Preise verlangt werden können als für Massenmodelle wie von Chrysler, Fiat oder Dodge. Die Zusammenarbeit mit Ferrari soll dabei helfen.


„Wir warten seit Jahren auf eine klare Strategie“

„Wir werden Ferraris Know-how für die Motoren von Alfa Romeo verwenden“, hatte Marchionne bereits im Januar auf der Motorshow in Detroit angekündigt. „Es wäre töricht, das nicht zu tun.“ In den nächsten fünf Jahren will das Unternehmen sechs neue Alfas auf den Markt bringen, darunter zwei SUVs. Die Verkäufe sollen sich in dieser Zeit auf rund 300.000 Exemplare vervierfachen. Die technische Basis soll nach Informationen von Bloomberg auch für Chrysler-Modelle verwendet werden, um die Entwicklungskosten im Zaum zu halten.

Als Vorreiter der Alfa-Offensive gilt der Sportwagen 4C, der in Europe bereits seit vergangenen Jahr verkauft wird und nächsten Monat sein US-Debüt auf der New York Autoshow feiern soll. Das erste Modell, das der Marke zusätzlichen Absatz bescheren soll, ist die Mittelklasse-Limousine Guilia, ein wiederbelebtes Modell aus den 60ern. 

„Das ist lange überfällig“, sagt Roberto Ferrari, Chef des Händlerverbands von Alfa Romeo in Italien. „Wir warten schon seit Jahren auf eine klare Strategie für die Marke und eine breite Modellpalette.“ Um mehr Kunden zu erreichen, will Fiat auch die Modelle von Alfa Romeo auch bei den 1700 Jeep-Händlern in Nordamerika verkaufen. Damit könnte Alfa sogar mit BMW konkurrieren. Im vergangenen Jahr wurden 90 Prozent aller Alfas in Europa verkauft, wo das Unternehmen auch rund 1200 der 1400 weltweiten Alfa-Händler beheimatet sind.

„Die Strategie, SUVs und sportliche Limousinen im selben Showroom zu verkaufen, ist sinnvoll“, sagt Ian Fletcher, Analyst beim Marktforscher IHS Automotive in London. „Allerdings ist nicht sicher, dass sie auch erfolgreich ist.“ Denn die neuen Modelle und die engere Zusammenarbeit mit Jeep und Ferrari könnten nicht genug sein. IHS geht davon aus, dass Alfa Romeo im Jahr 2017 etwa 243.000 Fahrzeuge verkaufen wird - das wären etwa 19 Prozent weniger als das angepeilte Verkaufsziel von Marchionne. Allerdings rechnen damit auch die Marktforscher mit einer Verdreifachung des Absatzes und den höchsten Verkaufszahlen seit zehn Jahren.


„Alfa gehört zu Italien“

Das Wachstum würde auch ein weiteres Problem von Marchionne beseitigen: die zusätzliche Nachfrage soll die bisher ungenutzten Kapazitäten in den italienischen Fabriken füllen. Die niedrige Auslastung gilt als einer der Hauptgründe für Verluste von Fiat in Europa - allein im vergangenen Jahr waren es 520 Millionen Euro. Alfa soll mit seinen Export-Fahrzeugen auch Italien wieder zu einem profitablen Standort machen.

Die neue Guilia soll daher nach Angaben aus Unternehmenskreise in Cassino gebaut werden, einer Fabrik in der Nähe von Rom. Die Motoren - Ableger des V6-Motors, der einst von Ferrari für die andere Fiat-Tochter Maserati entwickelt wurden - soll in Pratola Serra oder Termoli in Süditalien gefertigt werden.

 „Alfa Romeos müssen in Italien gebaut werden - mit einem italienischen Antrieb“, hatte Marchionne bereits auf dem Autosalon in Genf betont, wo Alfa die Spider-Version des 4C präsentiert hatte. „Manche Dinge gehören nur an einen Platz und Alfa gehört zu Italien.“

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