Monsanto Schauprozess gegen das „Böse“

Ausbeutung, Gentechnik und Umweltschäden: Gegen den US-Agrarkonzern Monsanto organisieren Umweltschützer in Den Haag einen symbolischen Gerichtsprozess. Die Anklage lautet auf „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

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Umweltschützer laufen Sturm. Der US-Agrarkonzern hat weltweit mit einem verhältnismäßig schlechten Ruf zu kämpfen. Quelle: Corbis Historical/Getty Images

Düsseldorf Für Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten verkörpert Monsanto alles „Böse“ in der weltweiten Landwirtschaft. Sie machen den US-Konzern verantwortlich für den massenhaften Einsatz von Chemie, für die Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen und für die Ausbeutung der Landwirte. Das Unternehmen, das für 66 Milliarden Dollar von Bayer gekauft werden soll, ist für die Aktivisten Hauptzielscheibe im Kampf gegen die industrielle Landwirtschaft.

Am Wochenende erreicht der Protest gegen den US-Konzern einen neuen Höhepunkt. In der niederländischen Stadt  Den Haag wird eine Gruppe von Wissenschaftlern und Umweltschützern ein „Monsanto-Tribunal“ abhalten. Die Stadt haben die Organisatoren bewusst ausgewählt.

Dort, wo sonst der Internationale Strafgerichtshof tagt, soll es ein symbolisches „Gerichtsverfahren“ gegen Monsanto geben. Die Anklage lautet öffentlichkeitswirksam auf „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

Derartige Aktionen ist der amerikanische Konzern gewöhnt. Seit 2013 gibt es jedes Jahr im Mai in verschiedenen Städten weltweit den „Monsanto-March“. Umweltaktivisten aus aller Welt treffen sich zu Protestzügen gegen den amerikanischen Konzern. Die Vorwürfe sind stets dieselben: Monsanto verschleiere die schädlichen Auswirkungen seiner Produkte. Die Bauern in aller Welt würden mit Knebelverträgen an den Konzern gebunden.

Monsanto weist dies stets zurück und fuhr bisher eine distanzierte, manche sagen arrogante Linie in der Auseinandersetzung mit seinen Kritikern. Eine perfekte Basis, um sich Feinde zu machen.

Auch die Einladung zum Monsanto-Tribunal in Den Haag hat der Konzern abgelehnt. Am Freitagmittag starten die Organisatoren in Seminarräumen der Erasmus Universität ihre Protestaktion. Am ganzen Wochenende wettern Forscher, Landwirte und Anwälte gegen die Geschäftspraktiken des US-Konzerns, gegen gentechnisch veränderte Pflanzen und die industrielle Landwirtschaft überhaupt.

Ziel des Show-Tribunals: In einem Rechtsgutachten soll auf Basis der 30 Zeugen zusammengefasst werden, welchen „Schaden Monsanto an Umwelt und Gesundheit verursacht“, heißt es bei den Organisatoren. Fünf Rechtsexperten sollen dann ein ebenfalls symbolisches Urteil fällen.


„Weltweit von Monsanto angerichtete Schäden und Altlasten“

Das Geld für diese Protestaktion haben die Organisatoren über Crowdfunding eingesammelt, also über eine im Internet organisierte Spendenaktion. Unter den Botschaftern ist die ehemalige Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, auch sie prangert das Modell einer industriellen Landwirtschaft an. Eröffnet wird das Show-Tribunal von der ehemaligen französischen  Umweltministerin Corinne Lepage.

Das Treiben in Den Haag dürfte am Wochenende auch von der Leverkusener Bayer AG beobachtet werden. Es liefert einen Vorgeschmack darauf, welche öffentlichkeitswirksame Protestaktionen auf den Leverkusener Konzern zukommen, wenn die geplante Übernahme von Monsanto glückt.

Künast hat sich im Juni zusammen mit den Tribunal-Organisatoren bereits in einem Brief an Bayer-Chef Werner Baumann gewandt: Ob Bayer gewillt sei, für „die weltweit von Monsanto angerichteten Schäden und Altlasten aufzukommen“, fragen die Absender darin. Bayer ging darauf nicht ein.

Anders als Monsanto will der Konzern aber enger auf die Kritiker zugehen und einen „partnerschaftlichen Ansatz mit allen gesellschaftlichen Gruppen verfolgen“.

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