Vier Wochen ist es her, dass Bayer den Übernahme-Poker mit Monsanto eröffnet hat. Er könnte sich weiter hinziehen. Beim Preis werden sich die Unternehmen offenbar nicht einig. Monsanto hat eine Erhöhung der Offerte um zehn bis 15 Dollar je Aktie gefordert, berichtet das Handelsblatt. Damit würde der Übernahmepreis 67 bis 69 Milliarden Dollar betragen. Die Zeitung beruft sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Bayer lehnte eine Stellungnahme ab.
Der Saatgutkonzern Monsanto
Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von – oft auch gentechnisch verändertem – Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten – auch in Deutschland.
Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als „Kernanliegen“, wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.
Quelle: dpa
Bislang bieten die Leverkusener 62 Milliarden Dollar für den US-Konzern. Die Offerte von 122 Dollar je Aktie haben die Amerikaner als zu niedrig zurückgewiesen, sich aber offen für Gespräche gezeigt. Die stocken allerdings.
Bayer verlangt Einblick in die Bücher von Monsanto, bevor über eine Anhebung des Angebots entschieden wird. Der Saatgutriese dagegen fordert eine höhere Offerte, bevor er seine Bücher öffnet, berichten mit der Sache vertraute Personen.
Dass sich die Übernahme des US-Agrarkonzerns hinziehen würde, war Bayer-Chef Werner Baumann von Anfang an klar: „Die geplante Übernahme von Monsanto wird kein Sprint, sondern sicherlich eher ein Marathon“, sagte er der WirtschaftsWoche bereits Anfang Juni.
Ob ihm noch viel Zeit bleibt? Verhandlungsexperte Matthias Schranner sagte im Interview mit der WirtschaftsWoche: „Das Zeitfenster, in dem die Übernahme zu bewerkstelligen ist, ist relativ klein.“ Er vermutete, dass Bayer nur wenige Wochen bleiben, um den Deal abzuschließen.
Stationen des Bayer-Konzerns
Bayer übernimmt vom Schweizer Pharmakonzern Roche das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln.
Trennung von der Chemie, Teil eins: Die Leverkusener spalten das Kautschukgeschäft und weitere Teile ab und bringen das Unternehmen als Lanxess an die Börse.
Bayer kauft das Berliner Pharmaunternehmen Schering für 17 Milliarden Euro.
Übernahme des deutschen Medikamentenherstellers Steigerwald, bekannt für das Magenmittel Iberogast.
Bayer zahlt umgerechnet 10 Milliarden Euro für das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln des US-Pharmakonzerns Merck & Co. Zwei Milliarden Euro ist Bayer das norwegische Pharmaunternehmen Algeta wert, ein Spezialist für Krebserkrankungen.
Trennung von der Chemie, Teil zwei: Bayer gibt die Abspaltung der Kunststoffsparte (Bayer Material Science) bekannt.
Der Börsengang von Covestro, ehemals Bayer Material Science, im Oktober 2015 war einer der größten in Deutschland seit dem Boomjahr 2000.
Und in der Tat könnte es für Bayer nach dem Brexit problematisch werden, wie das Handelsblatt berichtet. Demnach könnten die Leverkusener auf der Finanzierungsseite Probleme bekommen. Bayer will ein Viertel des Kaufpreises über die Ausgabe neuer Aktien finanzieren, doch ob die Großinvestoren, die bisher interessiert waren, nach dem Brexit weiter zugreifen wollen, sei unsicher. Grund dafür ist die Verunsicherung an der Börse, die mit dem Brexit-Votum einherging.
Immerhin bleibt Baumann Grund zur Hoffnung: Das Bayer-Angebot von 122 Dollar je Aktie liegt deutlich über dem aktuellen Aktienwert des Saatgutriesen von 102 Dollar je Aktie. Da Monsanto kein kurzfristiges Wachstum in Aussicht stellen kann und der Gewinn eingebrochen ist, wie die Zahlen des dritten Quartals zeigen, wird es schwer sein für Monsanto, weiter glaubwürdig zu argumentieren, dass Bayer den Konzern mit seinem Angebot zu niedrig bewerte.
Es könnte also noch einmal Bewegung hineinkommen in den Übernahme-Poker.