Wie lange dauert so eine Prüfung?
Das ist in den einzelnen Jurisdiktionen völlig unterschiedlich geregelt. Dieser Fall wird wahrscheinlich unter anderem auf EU-Ebene angemeldet. Die EU-Kommission hat in einer ersten Phase 25 Arbeitstage Zeit für die Prüfung. Stößt sie auf wettbewerbsrechtliche Bedenken, tritt sie in eine zweite Phase ein, in der sie zunächst weitere 90 Arbeitstage für die Untersuchung Zeit hat, den Zusammenschluss freizugeben - gegebenenfalls unter Auflagen - oder zu untersagen. Vor der förmlichen Anmeldung bei der Kommission findet jedoch noch ein Abstimmungsprozess zwischen den beteiligten Unternehmen und der Kommission statt, der ebenfalls einige Monate in Anspruch nehmen kann. In der EU kann ein Fusionskontrollverfahren also mehr als fünf Monate dauern. In den USA oder anderen Jurisdiktionen, in denen der Zusammenschluss möglicherweise angemeldet werden muss, können die Zeitabläufe noch einmal anders aussehen, jedenfalls können schon acht bis zwölf Monate vergehen.
Was wird schwieriger für Bayer, die Fusionskontrolle durch die EU-Kommission oder die Prüfung durch die US-Kartellbehörden?
Das ist aus der Ferne nicht abzusehen. Das hängt davon ab, wie Bayer und Monsanto auf den jeweiligen Märkten aufgestellt sind.
Die Autoren der oben bereits angesprochenen Studie kommen zu dem Schluss, dass die Fusion durch die US-Kartellrechtler gekippt wird. Sie argumentieren unter anderem mit dem Clayton Act, ein US-Gesetz, das wettbewerbsverzerrende Unternehmenszusammenschlüsse untersagt.
Das mag sein. Bayer und Monsanto sind aber rechtlich beraten. Die Berater sind wohl zu dem Schluss gelangt, dass es nicht aussichtslos ist, eine Freigabe durch die Kartellbehörden zu erhalten – mit oder ohne Auflagen.
Große Firmenübernahmen in Deutschland und weltweit
Für 199 Milliarden Dollar (aktuell rund 178 Milliarden Euro) verleibt sich Vodafone im April 2000 den deutschen Mobilfunk-Konzern Mannesmann ein. Es ist die bislang größte feindliche Übernahme - und die mit Abstand größte mit deutscher Beteiligung.
154,8 Milliarden Dollar zahlt der US-Internetkonzern AOL im Januar 2000 für den US-Medienkonzern Time Warner.
Für 129 Milliarden Dollar übernimmt die Telefongesellschaft MCI Worldcom die US-Telekommunikationsfirma Sprint im Oktober 1999.
Knapp 90 Milliarden Dollar zahlt der US-Pharmahersteller Pfizer im Juni 2000 für seinen Konkurrenten Warner-Lambert.
Rund 50,7 Milliarden US-Dollar zahlt die Deutschen Telekom im Jahr 2000 für den US-Telekommunikationsanbieter Voicestream.
Etwa 32,6 Milliarden Dollar kostet Mannesmann 1999 die Übernahme des Mobilfunk-Anbieters Orange.
Für 17 Milliarden Dollar kauft der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Merck im November 2015 den Laborausrüster Sigma-Aldrich.
Auflagen erhielt Monsanto bereits 2008. Damals musste der Saatgutriese sich von Vermögenswerten im Bereich Baumwollsaatgut trennen, um die „Delta and Pine Land Company“ zu übernehmen. Gekauft hat die Anteile Bayer. Die gerichtliche Anordnung lautete, vor 2018 dürfte weder Monsanto noch dessen Rechtsnachfolger das abgestoßene Geschäft zurückkaufen. Inwiefern ist die richterliche Anordnung problematisch?
Wahrscheinlich ist das in den USA wettbewerbsrechtlich problematisch. Möglich wäre etwa die Auflage, dass Bayer die damals übernommenen Teile veräußern muss oder bestimmte Bereiche von Monsanto nicht übernommen werden können.
Sollte die Fusion nicht zustande kommen, hat sich Bayer verpflichtet zwei Milliarden US-Dollar an Monsanto zu zahlen.
Mitunter wird eine solche Klausel aufgenommen. Der Betrag steht in einem bestimmten Verhältnis zum Kaufpreis und zum Risiko.
Glauben Sie, Bayer wird am Ende die zwei Milliarden US-Dollar zahlen müssen?
Das ist schwer von außen zu beurteilen und könnte maßgeblich davon abhängen, zu welchen Zugeständnissen Bayer gegenüber den Wettbewerbsbehörden bereit ist.