Nach Druck der US-Behörden Daimler startet interne Abgas-Ermittlungen

Externe Ermittler suchen beim Daimler-Konzern nach verdächtigen Abgaswerten. Das US-Justizministerium hatte das Stuttgarter Unternehmen dazu aufgefordert. Seit einer Woche sind die Prüfer von Deloitte Touche am Werk.

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Der Stuttgarter Autobauer will US-Sammelklagen gegen den Diesel den Wind aus den Segeln nehmen. Quelle: Reuters

Stuttgart Nach mehreren Zivilklagen in den Vereinigten Staaten haben die US-Behörden eine Überprüfung der Abgasmessungen bei Daimler angeordnet. Seit einer Woche untersuchen darum mehrere externe Ermittler die Büroräume der Daimler-Zentrale in Möhringen und das Werk in Sindelfingen. Die externen Ermittler kommen von Deloitte Touche. „Es handelt sich dabei um eine interne Untersuchung mit externen Anwälten, die von uns beauftragt sind“, betonte ein Daimler-Sprecher auf Nachfrage. Behördenvertreter seien bei den Untersuchungen nicht vor Ort.

Bereits vor einer Woche hatte Daimler in einer Pressemitteilung eine interne Untersuchung angekündigt. „Etwaigen Hinweisen auf Regelverstöße wird das Unternehmen konsequent nachgehen und die erforderlichen Maßnahmen selbstverständlich treffen“, heißt es darin.

Anders als bei Volkswagen, wo man nach dem Bekanntwerden der „Dieselgate“ genannten Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Modellen rasch ein Geständnis abgab, weist Daimler Anschuldigungen zurück. Bislang fordert das US-Justizministerium auch nur Aufklärung und wirft dem Konzern kein Fehlverhalten vor. Allerdings haben Autobesitzer aus 13 US-Bundesstaaten Daimler wegen angeblichen Abgas-Betrugs verklagt.

Auch das US-Umweltamt EPA hatte in diesem Zusammenhang bereits Informationen aus Stuttgart verlangt. Uebber betonte erneut, dass Daimler die US-Zivilklagen für unbegründet halte und sich dagegen mit sämtlichen juristischen Mitteln zur Wehr setzen werde.

Konkret geht es dabei um den Zertifizierungsprozess zu Schadstoff-Emissionen in den USA. Hersteller müssen den Behörden jegliche Instrumente zur Abgaskontrolle offenlegen und genehmigen lassen, bevor sie dort Autos auf den Markt bringen können. Nachdem VW die Installation von „defeat devices“ genannten Manipulations-Programmen zum Austricksen von Emissionstests verschwiegen hatte, prüft die EPA schon länger auch andere Autobauer.

Noch ist es zu früh, um einschätzen zu können, ob Daimler auch annähernd mit dem VW-Debakel vergleichbare Probleme drohen. Das Justizministerium in Washington hält sich bedeckt. Es habe den Anschein, als ob es den Fall nicht so hoch aufhängen wolle wie bei Volkswagen, sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Die Belegschaft scheint trotzdem überrascht über die Ermittlungen zu sein. „Die Nachricht, dass das US-amerikanische Justizministerium die Daimler AG aufgefordert hat, den Zertifizierungsprozess in Bezug auf Abgasemissionen in den USA intern zu untersuchen, hat uns überrascht“, sagte Michael Brecht, Gesamtbetriebsratschef von Daimler, den „Stuttgarter Nachrichten“.
Auch im jüngst veröffentlichten Abschlussbericht des Kraftfahrzeugbundesamtes waren auch Fahrzeuge von Daimler bei Nachprüfungen mit überhöhten Stickoxid-Emissionen aufgefallen. 247.000 Fahrzeuge, darunter die A-Klasse, die B-Klasse und die V-Klasse, sollen nun mit einem freiwilligen Rückruf sauberer gemacht werden.

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