Nach dem deutschen Veto gegen einen 100-Millionen-Auftrag aus Russland hat die Rüstungsschmiede Rheinmetall einen Großauftrag der Bundeswehr erhalten. Für rund 70 Millionen Euro übernehme der Konzern für vier Jahre den Weiterbetrieb des Gefechtsübungszentrums (GÜZ) in der Altmark in Sachsen-Anhalt, teilte Rheinmetall am Freitag mit.
Ein entsprechender Vertrag sei jetzt mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr unterzeichnet worden. „Wir freuen uns darüber, dass sich die Bundeswehr erneut für Rheinmetall als Betreiber des GÜZ entschieden hat“, erklärter Rheinmetall-Manager Ulrich Sasse.
Das ist der Rheinmetall-Konzern
Rheinmetall gilt mit einem Konzernumsatz von 4,7 Milliarden Euro 2014 als einer der größten deutschen Rüstungshersteller.
Im Zentrum stehen gepanzerte Fahrzeuge, Waffen wie die Kanone des weltweit begehrten Kampfpanzers Leopard, Munition und Flugabwehr-Schutzsysteme.
Der im MDax notierte Düsseldorfer Traditionskonzern beschäftigt 21.100 Menschen, davon rund 9200 in der Rüstung.
Da europaweit Verteidigungsbudgets gekürzt werden, bemüht sich das Unternehmen stark um Kunden im Mittleren Osten, Afrika, Asien und Australien. Großaufträge kamen ins jüngerer Zeit etwa aus Südafrika, Schweden und Malaysia. Seit Jahren liefert eine Rheinmetall-Gesellschaft auch Schutzkomponenten für eine gepanzerte Version der Mercedes-S-Klasse.
Rheinmetall hatte zuvor wegen des Ausfuhrstopps nach Russland für ein Gefechtsübungszentrum seine Jahresziele kassiert. Vorstandschef Armin Papperger bezifferte die Einbußen aus dem geplatzten Deal mit 15 bis 20 Millionen Euro.
Er signalisierte am Donnerstag Schadenersatzklagen gegen den Bund: „Wir arbeiten intensiv daran, auch unter Ausnutzung aller uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeiten, die finanzielle Belastung so gering wie möglich zu halten. Hierzu führen wir auch mit der Bundesregierung Gespräche über den Umfang der Ersatzansprüche, die aufgrund einer zurück genommenen Ausfuhrgenehmigung bestehen können.“
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Genehmigung für den Verkauf eines Gefechtsübungszentrums von Rheinmetall an das russische Heer kassiert und ging damit noch über die Sanktionen der EU hinaus.
Geringere Umsätze
Das Wirtschaftsministerium räumte bereits ein, dass damit Regresszahlungen drohen könnten. Wegen Gabriels restriktiver Rüstungs-Exportpolitik haben sich bereits einige Branchenvertreter über Geschäftseinbußen beklagt.
Rheinmetall erwartet nun für 2014 ein operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 200 und 220 Millionen Euro statt 230 bis 250 Millionen. Auch beim Umsatz machte Vorstandschef Papperger Abstriche. Wegen der Ausgliederung der Tochter KS Aluminium-Technologie in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner Hasco fielen 200 Millionen Euro Umsatz weg.
Daher peile der Vorstand nunmehr einen Konzernumsatz von 4,6 bis 4,7 Milliarden Euro an statt 4,8 bis 4,9 Milliarden.
Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz leicht auf 1,1 (Vorjahr: 1,05) Milliarden Euro. Während das Rüstungsgeschäft um sieben Prozent schrumpfte, sorgte die Automobilzulieferung für ein Plus von acht Prozent. Kosteneinsparungen führten zu einem Betriebsergebnis von 21 Millionen Euro nach einem Verlust von zwölf Millionen Euro vor Jahresfrist. Analysten und Aktionäre hatten allerdings mit mehr gerechnet.