Nach geplatztem Russland-Deal Rheinmetall erhält Trostpflaster vom Bund

Wegen der Ukraine-Krise hat die Bundesregierung einen Auftrag von Rheinmetall gestoppt. Ein herber Schlag, der Rüstungskonzern korrigierte seine Prognose nach unten. Nun flattert ein neuer Auftrag vom Bund ins Haus.

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Soldaten der Bundeswehr üben im Gefechtsübungszentrum (GÜZ) bei Letzlingen mit dem Schützenpanzer Marder für ihren Einsatz in Afghanistan. Quelle: dpa

Nach dem deutschen Veto gegen einen 100-Millionen-Auftrag aus Russland hat die Rüstungsschmiede Rheinmetall einen Großauftrag der Bundeswehr erhalten. Für rund 70 Millionen Euro übernehme der Konzern für vier Jahre den Weiterbetrieb des Gefechtsübungszentrums (GÜZ) in der Altmark in Sachsen-Anhalt, teilte Rheinmetall am Freitag mit.

Ein entsprechender Vertrag sei jetzt mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr unterzeichnet worden. „Wir freuen uns darüber, dass sich die Bundeswehr erneut für Rheinmetall als Betreiber des GÜZ entschieden hat“, erklärter Rheinmetall-Manager Ulrich Sasse.

Das ist der Rheinmetall-Konzern

Rheinmetall hatte zuvor wegen des Ausfuhrstopps nach Russland für ein Gefechtsübungszentrum seine Jahresziele kassiert. Vorstandschef Armin Papperger bezifferte die Einbußen aus dem geplatzten Deal mit 15 bis 20 Millionen Euro.

Er signalisierte am Donnerstag Schadenersatzklagen gegen den Bund: „Wir arbeiten intensiv daran, auch unter Ausnutzung aller uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeiten, die finanzielle Belastung so gering wie möglich zu halten. Hierzu führen wir auch mit der Bundesregierung Gespräche über den Umfang der Ersatzansprüche, die aufgrund einer zurück genommenen Ausfuhrgenehmigung bestehen können.“

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Genehmigung für den Verkauf eines Gefechtsübungszentrums von Rheinmetall an das russische Heer kassiert und ging damit noch über die Sanktionen der EU hinaus.

Geringere Umsätze

Das Wirtschaftsministerium räumte bereits ein, dass damit Regresszahlungen drohen könnten. Wegen Gabriels restriktiver Rüstungs-Exportpolitik haben sich bereits einige Branchenvertreter über Geschäftseinbußen beklagt.

Rheinmetall erwartet nun für 2014 ein operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 200 und 220 Millionen Euro statt 230 bis 250 Millionen. Auch beim Umsatz machte Vorstandschef Papperger Abstriche. Wegen der Ausgliederung der Tochter KS Aluminium-Technologie in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner Hasco fielen 200 Millionen Euro Umsatz weg.

Daher peile der Vorstand nunmehr einen Konzernumsatz von 4,6 bis 4,7 Milliarden Euro an statt 4,8 bis 4,9 Milliarden.

Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz leicht auf 1,1 (Vorjahr: 1,05) Milliarden Euro. Während das Rüstungsgeschäft um sieben Prozent schrumpfte, sorgte die Automobilzulieferung für ein Plus von acht Prozent. Kosteneinsparungen führten zu einem Betriebsergebnis von 21 Millionen Euro nach einem Verlust von zwölf Millionen Euro vor Jahresfrist. Analysten und Aktionäre hatten allerdings mit mehr gerechnet.

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