Nach Hochhausbrand in London Wuppertaler Hochhaus evakuiert

Nach der Londoner Brandkatastrophe schauen sich die Behörden auch in Deutschland die Hochhäuser genau an. Als erste Konsequenz wurde nun in Wuppertal ein Hochhaus geräumt.

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Ein Hochhaus in Wuppertal wurde wegen möglicher Brandgefahr geräumt. Quelle: dpa

Die Brandkatastrophe von London hat jetzt auch in Deutschland erste konkrete Folgen. Sämtliche Bewohner eines elfstöckigen Hochhauses in Wuppertal mussten am Dienstag wegen möglicher Feuergefahr ihre Wohnungen verlassen.

Das Wohngebäude soll eine ähnliche Fassadendämmung haben wie der Londoner Grenfell Tower, der vor zwei Wochen komplett ausbrannte. Deshalb habe man sich kurzfristig zu dieser Vorsichtsmaßnahme entschlossen, sagten Verantwortliche der Stadt. Bewohner verließen am Abend mit Reisetaschen das Haus.

Die betroffenen Wuppertaler sollen in ihre Wohnungen zurückkehren können, sobald die Fassadendämmung entfernt ist. Dies könne allerdings mehrere Wochen dauern. Für die Betroffenen stünden Ersatzwohnungen bereit. Die Polizei hatte das Haus am Dienstag im Wohnviertel Hilgershöhe schon abgesperrt, Busse waren vorgefahren.

Nach dem Londoner Hochhausbrand habe man das Brandrisiko neu bewertet. In London hatte ein defekter Kühlschrank die Brandkatastrophe entfacht. Das Feuer griff auf den gesamten 24-stöckigen Sozialbau über. Mindestens 79 Menschen starben. Bei stichprobenartigen Kontrollen anderer Wohnhochhäuser in Großbritannien fielen nach Angaben der Regierung in London alle 95 Gebäude durch, die bisher überprüft wurden. Insgesamt sollen bei 600 Hochhäusern die Fassadenverkleidungen untersucht werden. Der Hersteller der Fassadenteile stoppte inzwischen den Verkauf des betreffenden Materials für Hochhäuser.

Als Folge der Tests hatten bereits rund 4000 Menschen ihre Wohnungen in Hochhäusern im Norden Londons in den vergangenen Tagen räumen müssen. Die Feuerwehr hatte in vier 22-stöckigen Gebäuden im Stadtteil Camden eine ganze Reihe von Sicherheitsmängeln festgestellt: unter anderem brennbare Fassaden, Fehler bei der Isolierung von Gasleitungen und das Fehlen von Brandschutztüren.

Das Hochhaus in Wuppertal hat 86 Wohnungen. Vermutlich seien 72 Bewohner betroffen. Bei der letzten Brandschau seien brennbares Isoliermaterial und eine Unterkonstruktion aus Holz festgestellt worden, zudem enge Flure und kurze Balkone, erläuterte Wuppertals Baudezernent Frank Meyer. Es gebe keine Brandmeldeanlage in dem Haus. Die Fluchtwege könnten im Fall eines Feuers schnell von Rauch blockiert sein.

Jeder Bewohner dürfe nur einen Koffer mitnehmen, alles andere müsse im Haus bleiben, hieß es am Dienstag. Der Eigentümer des Hauses sei nicht bereit, an den Maßnahmen mitzuwirken. Die Wohnungen würden kontrolliert und versiegelt. Ein Wachdienst werde aufpassen, dass sie nicht geplündert werden.

Allein in Wuppertal würden noch etwa 70 weitere Gebäude geprüft. Man gehe aber nicht davon aus, dass sie ebenfalls geräumt werden müssen. „Wir wissen bislang von keinem anderen Fall“, sagte eine Sprecherin des Bauministeriums von Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

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