Negativpreis Plagiarius Die gefährlichen Ideen-Klauer

Matratzen, Felgen, Kinderspielzeug: vor Fälschern ist nichts mehr sicher. Die Nachahmungen schaden nicht nur den Herstellern, sondern sind oft auch gefährlich. Die Aktion Plagiarius hat die dreistesten „ausgezeichnet“.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der 1. „Preis“ ging an die Leichtbau-Schmiedefelge „AC Schnitzer Typ V“. Links das Original, rechts die Fälschung. Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

Düsseldorf Nachahmungen sind der Horror für jedes Unternehmen. Wird ein Endprodukt kopiert, geht nicht nur ein Teil der potenziellen Einnahmen verloren. Innovative Produkte kosten mehr als die eigentliche Herstellung. Teure Vorleistungen für Forschung und Entwicklung, Design und Marketing müssen refinanziert werden. Zugleich fließen Know-how und Erfahrung ab an die dreisten Nachahmer.

Die Schäden sind immens. Plagiate und Fälschungen sind längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Unternehmen sind bedroht – die Nachahmer werden immer dreister. Die Geschichte des deutschen Mittelständlers Vietz ist nur eine von vielen. Der Pipeline-Equipment-Hersteller eröffnete mit einem chinesischen Partner im Rahmen eines Joint Ventures ein Werk bei Peking. Nicht einmal ein halbes Jahr später entdeckte Vietz ein baugleiches Werk in der Nähe – ein Plagiat. Die Produkte des Unternehmens wurden dort eins zu eins nachgebaut.

Längst sind es nicht mehr nur Mittelständler, die Opfer von Produktpiraterie werden. Auch Global Player sind nicht mehr sicher. Im vergangenen Jahr entdeckte eine Touristin im Südwesten Chinas mehrere falsche „Apple Stores“. Von der Inneneinrichtung bis zu den Produkten war alles fast perfekt nachgeahmt. Nur wenige Details machten die US-Bürgerin stutzig. So verwendeten die kopierten Läden in der Stadt Kunming im Gegensatz zu den Originalen unterhalb des Apple-Logos den Schriftzug „Apple Store“.

Ikea entdeckte 2011 ebenfalls in Kunming eine exakte Kopie eines Ikea-Möbelhauses. Selbst eine Cafeteria gab es in dem 1000 Quadratmeter großem Plagiat. Dort konnte man allerdings nur chinesisches Essen anstatt der schwedischen Spezialitäten à la Köttbullar und Co. bestellen.

Die Aktion Plagiarius will auf solche skrupellose Fälschungen und den Ideenklau aufmerksam machen. Und sie will vor den Gefahren von Plagiaten warnen. Die Bedingungen unter denen Plagiate hergestellt werden, stehen dabei ebenfalls am Pranger. Seit 1977 vergibt der Verein daher den Negativpreis „Plagiarius“. Am Freitag wurden die „Preisträger“ für 2012 im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ bekanntgegeben.

Die dreisteste Fälschung des Jahres waren die Leichtbaufelgen des Unternehmens AC Schnitzer Automobile Technik aus Aachen. Die Schmiedefelge „AC Schnitzer Typ V“ wurde über eine Essener Vertriebsfirma in Deutschland angeboten – eine Kopie. Viele Käufer fielen auf die optisch kaum zu unterscheidende Fälschung rein. Ein Standard-Belastungstest des Tüv Nord zeigte, dass die gefälschten Felgen bereits nach kurzer Zeit Risse aufwiesen, auseinander brachen und somit ein nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen, so die Aktion Plagiarius.

Doch nicht nur beim Felgenkauf ist Vorsicht angesagt. Oft werden die Produkte sorglosen Käufern im Internet angeboten. Auf Platz zwei der „Plagiarius“-Preisträger findet sich ein herkömmliches Haushaltsgerät, der Salatschneider „Salat Chef“. Ein Nebelgerät zur Schädlingsbekämpfung belegt den dritten Platz bei der unrühmlichen Auszeichnung des Jahres 2012.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%