Neue Strategie Öl- und Gasgeschäft für BASF weniger wichtig

Aufgrund anhaltend niedriger Öl- und Gaspreise spricht der Chemieriese BASF dem Öl- und Gasgeschäft weniger Bedeutung zu. Ein anderer Geschäftszweig soll dafür Jahr für Jahr verbessert werden: Chemie- und Pflanzenschutz.

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Der Anteil des Öl- und Gasgeschäfts am Betriebsgewinn betrug 2016 nur noch 15 Prozent – früher waren es noch 25 Prozent, so der Vorstandschef. Quelle: dpa

Mannheim Beim Chemieriesen BASF wird das einst lukrative Öl- und Gasgeschäft weiter an Bedeutung verlieren. Grund sind die anhaltend niedrigen Öl- und Gaspreise, wie Vorstandschef Kurt Bock am Freitag auf der Hauptversammlung in Mannheim erklärte. Er will mit eiserner Kostendisziplin gegensteuern und vor allem im Chemie- und Pflanzenschutzgeschäft die Rendite erhöhen. Der Anteil des Öl- und Gasgeschäfts am Betriebsgewinn (Ebit) vor Abschreibungen habe 2016 nur noch 15 Prozent betragen, früher waren es 25 Prozent, rechnete Bock vor. „Umso wichtiger ist es, die Ertragskraft unseres Chemie- und Pflanzenschutzgeschäfts Jahr für Jahr zu verbessern.“ In den vergangenen Jahren habe sich diese um durchschnittlich rund fünf Prozent pro Jahr erhöht.

Zur Disposition steht das Öl- und Gasgeschäft aber nicht, wie Bock bekräftigte. „Wir können momentan überhaupt nicht erkennen, dass Öl und Gas kein guter Bestandteil unseres Portfolios ist.“ BASF habe für das Geschäft auch „drastische Schritte“ in der Vergangenheit nie ausgeschlossen. Dazu gehöre etwa die Trennung vom Gashandels- und Speichergeschäft, das 2015 in einem Milliardentauschgeschäft an die russische Gazprom ging und maßgeblich zum Umsatz- und Ergebnisrückgang bei BASF 2016 beitrug. Für die Chemie bleibe Öl und Gas aber auf viele Jahrzehnte der wichtigste Ausgangsstoff und ein Wachstumsmarkt.

Um rentabler zu werden plant BASF auch einen weiteren Umbau seines Geschäfts. „Wir werden unser Portfolio auch künftig umbauen – hin zu mehr Wachstum und Ertragsstabilität“, sagte Bock. „Wir stärken, was wir gut können, und geben Geschäfte ab, die in anderen Händen mehr Wert schaffen.“ Aktionärsvertreter befürchteten jedoch, dass BASF inmitten einer aktuellen Welle von Mega-Deals in der Chemiebranche ins Hintertreffen geraten könnte. „Sind wir als BASF nach wie vor noch bei den Jägern oder kann es sein, dass wir auch Gejagte werden?“, fragte Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Bock verteidigte erneut seine zurückhaltende Akquisitionspolitik: „Wir als BASF definieren unseren eigenen Weg. Jedes unserer Geschäft an sich und für sich muss wettbewerbsfähig sein.“ Zwar würde auch BASF sein Pflanzenschutzgeschäft wie die Konkurrenz gerne vergrößern „wenn sich gute Chancen ergeben.“ Das würden die nächsten Monate zeigen. Die Kaufpreise seien aber „dramatisch“ nach oben gegangen. Zudem werden die Wachstumsraten, die es im Pflanzenschutzgeschäft in der Vergangenheit gegeben habe, nach Bocks Überzeugung nicht so schnell wieder kommen.

BASF hatte wiederholt bekräftigt, für Zukäufe parat zu stehen, die sich aus kartellrechtlich erforderlichen Verkäufen aus den Mega-Deals der Konkurrenz in der Agrarchemiebranche ergeben. Dabei gingen die Ludwigshafener aber bereits einmal leer aus: Pflanzenschutzgeschäfte, die Dupont zum Verkauf gestellt hatte, um die Zustimmung der EU-Kommission zur Fusion mit dem Rivalen Dow Chemical zu erlangen, gingen an das US-Chemieunternehmen FMC Corp. Nach Einschätzung von Experten dürfte BASF nun vor allem an Geschäften interessiert sein, von denen sich Bayer im Zuge der 66 Milliarden Dollar schweren Monsanto-Übernahme trennen muss.

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